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Familienpackung

Familienpackung

Titel: Familienpackung
Autoren: Susanne Fröhlich
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wahrgenommen werden. »Nein, wie interessant«, staunt die RTL -Frau. »Wollen Sie noch einen Kaffee?«, belohne ich ihre Begeisterung. Sie schaut kurz den Kameramann an, nickt und sagt: »Gehen Sie doch ruhig schon mal vor, wir kommen dann auch gerne.« Ich schließe auf und betrete mein Haus. Hätte ich heute Morgen wenigstens ein bisschen aufgeräumt, schießt es mir durch den Kopf. Meine Herren, was bin ich mittlerweile für eine Superspießerin. »Setzen Sie sich, ich mache eben Kaffee«, weise ich den beiden den Weg zum Wohnzimmer. Nicht, dass man sich verlaufen könnte. Unser Reihenhaus ist durchaus übersichtlich. So wie alle eben. Kleiner Flur, links Gästetoilette, dann Wohn-Esszimmer und Küche und vom Wohnraum aus führt die Treppe ins Obergeschoss. Wer ein Neubau-Reihenhaus kennt, kennt sie alle.
    Als ich den Kaffee servieren will, sehe ich mit Entsetzen, was die beiden treiben. Sie filmen. Mein Wohnzimmer. Wieso denn das? »Was machen Sie denn?«, rufe ich. Da schießt die RTL -Tante, mit dem Mikro in der Hand, auf mich zu. Im Schlepptau der schnuckelige Kameramann mit laufendem Arbeitsgerät. »Wir wollen wissen, warum eine Frau wie Sie, eine reiche Frau mit Haus und Garten, schwarzfährt? Was hat Sie zu dieser Straftat bewegt?« Ich bin mehr als verdattert. Diese miese Schlange. Ich stehe da, in den Händen das Tablett mit drei Tassen Kaffee und verfluche mich. Wie blöd bin ich eigentlich? Das leichtgläubig zu nennen, wäre noch geschmeichelt. Und was heißt hier
reich? Wer von uns beiden trägt denn Manolo Blahniks? Bah, was für eine Hexe.
    »Raus«, brülle ich, »verschwinden Sie aus meinem Haus.« Wenn die nicht gleich die Flatter machen, haue ich.
     
    Sie merken, dass ich es wirklich ernst meine und ziehen ab. So viel Anstand haben sie immerhin. Ich trinke alle drei Tassen Kaffee aus und bete, »Herr, lass sie das Filmmaterial verlieren oder lass es bei einem Unfall verbrennen.«
    Dann rufe ich meine Heike an und erzähle ihr die ganze blöde Geschichte. Heike ist überrascht, kann es kaum glauben und dann lacht sie. Sie kann gar nicht mehr aufhören. Ich muss sogar noch in der Fernsehzeitschrift für sie nachschlagen, wann Explosiv überhaupt läuft. »Das will ich keinesfalls verpassen«, kichert sie. »Meine Freundin – der neue Fernsehstar.« Meine Scham findet sie übertrieben. Schließlich sei doch fast jeder schon mal schwarzgefahren. So gesehen hat sie ja Recht. Die meisten allerdings mit 13  Jahren. Gut – manche Menschen sind halt einfach Spätzünder. »Übrigens, Andrea«, wechselt sie das Thema, »wegen deiner Sexflaute – ich habe dir was Nettes zusammengepackt, müsste in den nächsten Tagen bei dir sein. Ich bringe es heute zur Post. Nicht, dass du mir vertrocknest.« Heike kann ein ganz klein wenig schlüpfrig sein. Bietet sich bei dem Thema natürlich auch an. Obwohl ich keine Ruhe gebe, rückt sie nicht mehr Information raus. »Überraschung«, sagt sie nur kryptisch und ich bin verdammt gespannt. Wie ich Heike kenne, schickt die mir einen Vibrator. Ob das die Lösung ist? Sollte ich schon mal Batterien besorgen? Nur, welche Batterien braucht so ein Ding? Gibt’s da Unterschiede? Noch bin ich ja etwas skeptisch.
     
    Schließlich war mein letzter Versuch mit Hilfsmitteln wenig erfolgreich. Ich hatte mir verschiedene Sexratgeber besorgt. »Wie man wieder Schwung ins eigene Bett bekommt«, »Was Männer wirklich wollen«, »Mach ihn geil«, oder so ähnlich. Drei Bücher immerhin. Was sind schon 43 Euro, wenn dafür der Bär im Bett tobt. Man muss bereit sein, Investitionen zu tätigen. Übrigens habe ich den Kram bei Amazon bestellt. Der Gedanke, an der Kasse im Buchladen mit dem Zeug zu stehen und damit der Kassiererin und allen in der Schlange hinter mir deutlich zu zeigen, dass bei mir im Bett offensichtlich eine erbärmliche Flaute herrscht – nein danke.
    Die Praxiserfahrung nach der Lektüre war reichlich niederschmetternd. »Nehmen Sie beim Oralverkehr eine Ladung trockenen Reis in den Mund und er wird im siebten Himmel schweben«, klingt als Idee ja durchaus interessant. Wer kommt schon von selbst auf solch einen Gedanken? Aber sollte man dafür nicht mindestens den Maulumfang eines Nilpferdes haben? Ich war unsicher und hatte schon beim Trockentraining mit dem Reis – wird dringend empfohlen – leichte Erstickungsanfälle. Man soll zur Übung den Reis in den Mund nehmen, zwei große Esslöffel als Minimum, und dazu eine mittelgroße Banane. Oder eine
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