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Familienaufstellungen

Familienaufstellungen

Titel: Familienaufstellungen
Autoren: Eva Tillmetz
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Position in der Herkunftsfamilie hat wesentlichen Einfluss auf die Art und Weise, wie wir mit Vorgesetzten und Kollegen umgehen. Eine Erstgeborene, die schon früh zu Hause Verantwortung für kleine Geschwister übernommen hat, wird sich im Berufsleben in einer Leitungsposition leichter zurechtfinden und sie mit ihrer Person ausfüllen als ein Jüngster, der lange Zeit keine Aufgaben zu erfüllen hatte. Doch kann es durchaus möglich sein, dass gerade eine Jüngste sich in einer Führungsrolle beweisen möchte, dass sie Leitungsqualitäten besitzt, oder ein Ältester wählt bewusst einen Arbeitsplatz, an dem er mit einem Team zusammenarbeitet, da er sich früher oft isoliert fühlte.
    Spannungsreiche Beziehungen zwischen Geschwistern wiederholen sich manchmal im Berufsleben, wie folgender Ausschnitt aus einer Familienaufstellung zeigt.
     
    ▶▶ Beispiel
:
Jutta berichtet auf einem Aufstellungsseminar: »Ich arbeite als Krankenschwester und habe jetzt bereits das dritte Mal erlebt, dass ich massiv gemobbt wurde. Allmählich frage ich mich, warum das immer mir passiert.« Sie vermutet, dass sich hier alte Beziehungsmuster wiederholen, und möchte daher ihre Familienkonstellation kennenlernen. Jutta ist die
mittlere von drei Schwestern. Mit ihrer großen Schwester hatte sie häufig Streit. Der beste Kontakt bestand zu ihrem Vater.

    Von den Stellvertretern erfährt sie nun, wie sie sich in diesem Familiensystem erleben:
    Vater: »Ich sehe meine zweite Tochter. Sie beachte ich am meisten. Ich fühle mich wohl hier mit meiner Frau an der Seite und meiner Lieblingstochter im Blick – fast ein bisschen eng.«
    Mutter: »Ich kann alle meine Töchter sehen. Das ist gut. Mich ärgert aber, dass mein Mann nicht mich anschaut, sondern unsere Tochter.«
    Älteste Tochter: »Ich schaue auf meinen Vater und meine nächstkleinere Schwester. Ich werde wütend auf sie. Wieso steht sie so nah beim Papa? Zur Seite fühlt es sich angenehm warm an. Es ist gut, dass meine kleine Schwester neben mir ist.«
    Mittlere Tochter: »Mir ist nicht wohl hier. Alle scheinen mich zu beobachten. Mama und meine große Schwester schauen so missgünstig.«
    Jüngste Tochter: »Am intensivsten nehme ich die jüngere meiner Schwestern wahr. Ich glaube, sie ist mein Vorbild. Meine größere Schwester spüre ich warm neben mir. Zu meinen Eltern habe ich einen guten Kontakt, zu meiner Mutter stärker als zu meinem Vater.«
     
    Nun stellt der Therapeut die Rollenspieler um und schlägt damit ein Lösungsbild vor. Die drei Töchter stehen in einer Reihe nebeneinander den Eltern gegenüber, die erste Tochter rechts, die mittlere in der Mitte, die jüngste links. Alle drei bestätigen, dass es ihnen an diesem Platz nun besser geht. Die mittlere Tochter fühlt sich zwischen ihren Geschwistern ausgesprochen wohl. Vater und Mutter finden es sehr angenehm, alle ihre Kinder im Blick zu haben. Zueinander als Paar empfinden die Eltern nach wie vor eine Distanz. Der Therapeut schlägt ihnen vor, ihre Plätze zu tauschen. »Ja, so ist es besser«, meinen daraufhin beide. Nun löst Jutta ihre Stellvertreterin ab und stellt sich selbst in das Lösungsbild.
    An diesem neuen, zunächst ungewohnten Platz zwischen ihren beiden Schwestern geht Jutta ein Licht auf. Auch in ihrer Arbeit hatte sie jeweils in Kürze eine Stellung inne, die sie beim Oberarzt oder Stationsarzt beliebt machte, sie aber von ihren Kolleginnen abgrenzte. Auf einen guten Kontakt zu den Kolleginnen hatte sie sich bisher wenig konzentriert.
    Über die Aufstellung hat sie ein neues Bild erhalten. Sie hat mit allen Sinnen erlebt, wie gut es ihr unter Gleichrangigen gehen kann, wenn sie ihren inneren Blick auf sie lenkt und nicht länger auf den Chef fixiert bleibt.

Meine Herkunftsfamilie – Schatz und Schicksal
    Während meiner Studienzeit in München kam ich erstmals mit Psychotherapie in Berührung. Meine Freundin litt zunehmend unter ihrem enormen Anspruch, perfekte Leistungen im Studium bringen zu wollen. Sie setzte sich so sehr unter Druck und blockierte sich damit selbst, dass sie keine Seminararbeiten mehr schreiben konnte. Sie ging zu einem Psychotherapeuten. Von da an häuften sich Aussagenwie diese: »Jetzt weiß ich endlich, warum ich so zwanghaft bin. Mein Vater hat mir seinen Willen schon früh aufgezwungen.« »Mein Vater hat mich grün und blau geschlagen, wenn ich keine guten Noten aus der Schule mit nach Hause brachte. Ich dachte, ich könnte vor ihm fliehen, und zog weit fort von
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