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Familienalbum

Familienalbum

Titel: Familienalbum
Autoren: P Lively
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aber sie macht die Schotten dicht. Und ich habe nichts dagegen – mir ist das lieber so. Weiß eure Mum, dass wir es wissen? Wenn ja, dann bin ich persönlich der Ansicht, dass sie es nicht eingesteht, am wenigsten sich selbst.
    So – jetzt kennt ihr meine Sicht der Dinge. Clares Seelenstriptease.
    *
    Paul sagt: Wahnsinn! Bravo, Clare – hat doch tatsächlich die Leiche aus dem Keller gebuddelt und ans grelle Tageslicht gezerrt. Meine Meinung dazu? Ich habe keine. Wollte immer lieber keine dazu haben. Sonst hätte ich sie noch den Psychoheinis ausgeplaudert. Mann, die hätten sich draufgestürzt wie die Aasgeier! Ich meine gar nichts – nur: Liegt nicht in jeder Familie irgendwo der Hund begraben?
    E-MAIL – KATIE AN GINA, SANDRA, ROGER, CLARE
    Ach, Clare – das alles hättest du schon vor Jahren sagen sollen. Oder wir hätten es sagen sollen. Wir alle, jeder von uns. Eigentlich denke ich dazu: die Armen. Alle drei. Es kann nicht besonders lustig gewesen sein, mit diesem Wissen herumzulaufen, nicht zu wissen, ob wir es auch wussten oder nicht. Vielleicht hätten sie am liebsten selbst nichts davon gewusst. Dad muss Schuldgefühle gehabt haben, ganz furchtbare vielleicht. Und Mum – nun ja, wie Clare sagt, sie hatte allen Grund zur Klage. Und Ingrid – vielleicht war sie einfach verwirrt. Ganz sicher tun sie mir leid.
    E-MAIL – SANDRA AN GINA, KATIE, ROGER, CLARE
    Gut gemacht, Clare! Tut mir leid, Katie – aber der Meinung bin ich nicht. Dad und Schuldgefühle – nie und nimmer! Der war einfach daneben, sein Leben lang. Eigentlich alle drei. So sehe ich die Sache.
    E-MAIL – ROGER AN GINA, SANDRA, KATIE, CLARE
    Ich spiele mal den Advokaten des Teufels und halte ein Plädoyer für Dad. Zwei Frauen und sechs Kinder – hat er das gebraucht? Okay, ich höre euren kollektiven Aufschrei. Aber lasst den Gedanken mal kurz auf euch wirken. Und jetzt haltet euch fest: Bei mir gibt’s Neuigkeiten. Susan ist schwanger. Wie findet ihr das? Aber das ist nicht etwa ein Start in Richtung Allersmead – wir planen zwei, höchstens drei. Ohne Haushaltshilfe. Inzwischen möchte ich Gina bitten, sofort einen Mann mit Bodenfräse aufzutreiben, Lieferanten für diese Vogelfraß-Schutzgehäuse zu kontaktieren und den Höchstpreis für Allersmead herauszuschlagen.
    E-MAIL – GINA AN SANDRA, KATIE, ROGER, CLARE
    Paul meint, dass in jeder Familie ein größerer oder kleinerer Hund begraben liegt. Guter Gedanke. Volltreffer, Clare – danke, dass du den Schleier gelüftet hast, das Tabu gebrochen usw. Wir sind schon ein komischer Haufen, was? Da steht sozusagen ein Elefant im Zimmer, und wir tun, als ob nichts wäre. Hm, Sandra – ich bin nicht sicher, ob Dad so daneben war. Ich tippe mehr auf Verdrängung. Mein Szenario. Läuft vielleicht auf dasselbe hinaus. Genau, Katie – so empfinde ich auch. Die Armen. Und auch der Advocatus Diaboli bringt Bedenkenswertes vor. Kann denn einer von uns sagen, er habe Dad gekannt? Ich jedenfalls muss passen. Okay, Rog, du hast nicht ganz unrecht – und deine Neuigkeiten sind fantastisch! Findet ihr mich nicht wahnsinnig aufgeschlossen? Bin wohl beruflich darauf getrimmt. Jedenfalls hat uns Clare einen guten Dienst erwiesen, und vielleicht können wir die Akte jetzt schließen. Zumindest kann sie in die Ablage – bestehen bleiben wird sie wohl immer. In Ordnung, Rog – Bodenfräse und Schutzgehäuse werden sofort in die Wege geleitet. Und der Verkauf von Allersmead auch. Leider.

Allersmead
    Repräsentative viktorianische Villa, in tausend Quadratmetern Garten mit altem Baumbestand. Zufahrt mit Wendekreis und reichlich Parkmöglichkeit. Eingangshalle mit Marmorfliesen, mächtige Eichentreppe ins Obergeschoss.
    Eindrucksvoller Salon mit Originalkamin. Getäfeltes Arbeitszimmer mit De-Morgan-Kacheln am Kamin. Weiterer Salon zur breiten Veranda hinaus, mit Blick auf den Garten. Garderobe. Große Küche, Spül- und Vorratskammer.
    Im ersten Stock sieben Zimmer und zwei Bäder. Im Dachgeschoss fünf weitere Zimmer und eine Toilette. Großer Keller.
    Seltene Chance zum Erwerb eines imposanten Anwesens aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, mit Originalbuntglas und anderen zeittypischen Stilelementen. Der Grund bietet sich zur landschaftsgärtnerischen Gestaltung oder zur weiteren Bebauung an. Allersmead eignet sich auch zur Nutzung durch eine Einrichtung oder zur Aufteilung in Wohneinheiten. Die Immobilie würde von einer umfangreichen Modernisierung profitieren und bedarf einiger Reparaturen,
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