Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Familienalbum

Familienalbum

Titel: Familienalbum
Autoren: P Lively
Vom Netzwerk:
Bin Dienstagvormittag bei euch. Ich finde, wir sollten alle eigene Blumen niederlegen. Kannst du für mich weiße Lilien besorgen? Love.
    E-MAIL – ROGER AN GINA
    Habe alles organisiert. Bis dann.
    E-MAIL – SANDRA AN GINA
    Danke für das Angebot, aber Anemonen sind nicht mein Ding. Ich besorge selbst was in London und bringe es mit.
    E-MAIL – CLARE AN GINA
    Weiße Rosen wunderbar. Bitte in rauen Mengen.
    E-MAIL – ROGER AN GINA
    Tut mir leid, ich weiß nicht, was Ranunkeln sind, klingt aber gut. Danke.
    E-MAIL – CORINNA AN GINA
    Martin hat leider eine Senatssitzung, er kann unmöglich weg und lässt sich entschuldigen. Ich sage Seminare und eine Vorlesung ab und komme. Da ich mit dem Auto unterwegs bin, bitte ich um eine Wegbeschreibung zum Krematorium. Blumen oder Spenden? Falls Letzteres, welche Organisation?
    E-MAIL – GINA AN SANDRA, KATIE, ROGER, CLARE
    Hier die Programmpunkte:
    Trauergemeinde/Anwesende (??) nehmen Platz. Eine Cellistin (Freundin von mir) sorgt für die Musik.
    Paul liest Matthew Arnolds Gedicht Dover Beach (weil er nicht tun will, was ich dann übernehmen muss).
    Gina hält eine kurze Ansprache über Dad und sein Leben (nein, ich weiß nicht, was ich sagen werde).
    Die Cellistin spielt.
    Sandra liest aus Sir Thomas Brownes Essay Urne-Burial (ja, ich weiß, dass du das Buch nicht hast – ich maile dir die Textstelle).
    Wieder Cello.
    Katie liest ein Gedicht ihrer Wahl (ich weiß, das kommt ein bisschen plötzlich, aber du bist die Einzige von uns, die englische Literatur studiert hat, dir wird schon was einfallen).
    Cello.
    Roger liest aus Nabokovs Erinnerung, sprich (lag an jenem Tag auf Dads Schreibtisch, also muss er darin gelesen oder sich damit beschäftigt haben. Keine Panik, Rog – Mail mit Text folgt).
    Vielleicht noch einmal Cello. Irgendwann gibt es eine Pause, in der der Sarg verschwindet – wann, weiß ich noch nicht genau; vor der Feier wird ein Blatt mit dem genauen Ablauf ausgeteilt.
    Clare liest aus Tolstois Kindheit, Knabenalter, Jünglingsjahre – war ebenfalls im Bücherstapel auf Dads Schreibtisch (ja, ja – Text folgt. Ich hoffe, euch ist allen klar, dass ich heute Abend bis in die Puppen eure Texte abtippe).
    Wer Einwände hat, sei bitte so freundlich und mache brauchbare Gegenvorschläge.
    *
    Paul sagt: Sie besteht darauf. Mittagessen mit drei Gängen und allem Pipapo, sämtliche Geschütze will sie auffahren, das Limoges-Service – du lieber Himmel, dieses Limoges-Service! Das hätte er sich gewünscht, meint sie. Von wegen. Ja, ja – ich weiß, dass sie mit einem Buffet einverstanden war, aber jetzt behauptet sie plötzlich, sie habe nie zugestimmt, oder wenn, dann nur in geistiger Umnachtung. Was? Ich weiß, ich weiß, genau dasselbe hab ich auch gesagt. Gina, red du doch mal mit ihr.
    *
    Corinna denkt: Es musste ja an einem der Tage sein, an denen ich meine Vorlesung über Swinburne halte. Typisch Charles. Ach, sei doch nicht so gehässig, der arme Mann hat es nicht geplant. Trotzdem passt es irgendwie. Gott, der eigene Bruder – tot . Er war immer da. Ich meine, wir hatten kein so enges Verhältnis, aber … Trägt man da Schwarz? Nein, heute nicht mehr. Blumen, kein Kranz, das ist stillos. Vielleicht Pfingstrosen – nein, zu rosa. Chrysanthemen sind langweilig. Die Franzosen nehmen lila Stiefmütterchen. Die Kinder kommen wohl alle. Danach muss ich wohl oder übel mit nach Allersmead, Alison würde mir nie verzeihen. Ob sie in diesem Riesenhaus bleibt? Was wird mit Ingrid? Bizarre Konstellation. Was ziehe ich bloß an? Das dunkelgrüne Kostüm könnte gehen, mit heller Bluse. Vielleicht Gladiolen, aber die sind so steif. Ich kann’s immer noch kaum glauben. Charles – einfach nicht mehr da.
    *
    Gina sagt: Alles in Ordnung, ich hab’s ihr ausgeredet. Glaube ich. Drück die Daumen. Ein Kompromiss. Es wird Sandwiches und anderes und ein Dessert geben, aber nicht am Tisch. Ohne feste Plätze – die Leute können sich hinsetzen, wo sie wollen, in der Küche, im Wohnzimmer. Damit entfallen alle Reden, die sonst … Sie ist ziemlich überdreht, was? Ich weiß – und du bist super. Kriegst so viele Lobsternchen, dass es für Jahre reicht. Ein bisschen musst du noch durchhalten, ja? Am Montagabend bin ich dann da. Ach, frag doch bitte Ingrid, ob sie mir ein Bett beziehen kann.
    E-MAIL – KATIE AN ROGER
    Ich hoffe, du hast deinen Flug noch gekriegt. Bei mir hat alles geklappt, aber eine Hetze war’s schon. Mann! Was für ein Tag. Aber eigentlich war es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher