Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Familienalbum

Familienalbum

Titel: Familienalbum
Autoren: P Lively
Vom Netzwerk:
gar nicht so schlimm, oder? Im Krematorium war mir richtig zum Heulen, und Mum war puterrot, wie sonst immer kurz vor einem Ausbruch – erinnerst du dich? Es ist immer noch ein bisschen unwirklich – kein Dad mehr. Mist, ich werde wieder weinerlich. Und als es vorbei war, hab ich uns alle angeschaut, wie wir rumgestanden sind, und dachte, wie ist es bloß dazu gekommen, alle sind wir erwachsen ? Gina habe ich kaum erkannt, und Clare ist so dünn und blond und eine richtige Tänzerin, und ich glaube, mir ist noch nie aufgefallen, dass Sandra eine Schönheit ist. Und du und Paul – richtige Männer, Riesenmannsbilder. Aber dieser Haufen Erwachsener … Zu Hause ist dann alles ganz gut gelaufen, findest du nicht? Großartig, wie du mit Corinna umgegangen bist – meine Güte, ist die alt jetzt! Auch das hat mich fertiggemacht, ganz grau ist sie geworden und so in sich zusammengefallen. Und entschärft – ich hatte kaum noch Angst vor ihr. Den Kuchen fand ich reichlich daneben – von Mum plötzlich mit Grandezza präsentiert, mit einer Kerze. Was hat sie sich nur dabei gedacht? Zu besonderen Anlässen gibt es immer Kuchen, hat sie gesagt, das muss sein. Ein Moment des Grauens, als ich dachte, sie würde uns zum Singen auffordern. Erinnerst du dich an die ganzen Geburtstage, Dutzende und Aberdutzende, aber das war doch keiner! Und als Ingrid dann sagte, das ist vielleicht das letzte Mal, dass alle hier so zusammen sind – ins Fettnäpfchen treten konnte sie schon immer gut. Meine Güte, Gina ist verheiratet, wer hätte das gedacht. Ach, Rog, ich hab dauernd drauf gewartet, dass Dad reinkommt mit seinem Weihnachtsgesicht, als wollte er sagen: »Bringen wir’s einfach irgendwie hinter uns.« Mist – mir ist schon wieder zum Heulen –, ich hab mich noch nicht daran gewöhnt. Wo ist er bloß? Wo ist er hin ? Du bist ja daran gewöhnt, dass Menschen sterben, du hast das die ganze Zeit. Mir ist das noch nicht so oft begegnet, und es bringt mich ganz schön ins Schleudern. Ich hab das Gefühl, ich müsste öfter rüberfliegen, Mum öfter besuchen. Sie war furchtbar hektisch, findest du nicht, richtig am Übersprudeln. Und dann wieder total teilnahmslos, wie neben sich, zum Beispiel als Gina versucht hat, mit ihr über Geld zu reden – ob alles in Ordnung ist, ob genug da ist. Davon wollte sie gar nichts wissen, da hat sie gleich von etwas anderem angefangen. Ingrid war super, findest du nicht, abgesehen vom üblichen Tritt ins Fettnäpfchen – offensichtlich hält sie alles am Laufen, wenn Mum ein bisschen abwesend ist. Aber wie das weitergeht mit den beiden, wenn sie jetzt allein miteinander sind … ’tschuldige, ich fange an zu faseln, ich wollte mich nur melden, jetzt, wo alles vorbei ist. Liebe Grüße an Susan.
    *
    Paul sagt: Doch – sie ist jetzt viel ruhiger, eigentlich wieder wie sonst. Aber halt dich fest – ich hab den Job! Genau – Wisley. Die Royal Horticultural Society, niemand Geringerer. Allgemeine Aufgaben in den Gärten. Der komplette Wahnsinn, oder? Die müssen echt einen Personalengpass haben. Nein – sei nicht blöd, natürlich habe ich einen richtigen Lebenslauf hingeschickt, so seriös, wie sich das gehört. Wohnen? Ach, irgendwas zum Pennen find ich schon, wie immer. Nächste Woche hau ich hier ab. Vielleicht ist das der Durchbruch: Paul Harper, der Gartenexperte.
    E-MAIL – INGRID AN SANDRA, KATIE, ROGER, CLARE
    Paul ist jetzt weg, zu seinem neuen Job; gut, dass er den gekriegt hat, aber uns in Allersmead tut es leid, dass er nicht mehr da ist. Alison hat wieder mit den Kochkursen angefangen. Das ist gut, weil wir dauernd Briefe von der Bank bekommen. Keine freundlichen Briefe.
    E-MAIL – ROGER AN GINA
    Könntest du den Bankbriefen nachgehen?
    E-MAIL – GINA AN SANDRA, KATIE, ROGER, CLARE
    Die Quintessenz: Es gibt ernste Finanzprobleme. Dads Dividenden haben immer mehr abgenommen, die Ursachen sind vielschichtig, aber vor allem mangelhafte Vermögensverwaltung. Das Problem existiert schon länger, wurde aber ignoriert. Wenn man es sich recht überlegt, sieht das Haus schon lange ziemlich heruntergekommen aus, aber wir dachten, das sei eben ihr Lebensstil. Reparaturen sind notwendig, aber das ist nur das eine. Auch ein Einkommen ist notwendig. Was die Kochkurse bringen, kann man vergessen. Ingrid schlägt Untermieter vor, ist sogar wild entschlossen. Mum ist bereit, es damit zu versuchen.
    E-MAIL – SANDRA AN GINA, KATIE, ROGER, CLARE
    Untermieter sind potenzielle Vergewaltiger und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher