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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel
Autoren: Mariano Hamilton
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lachten. Sie kniete sich hin und wollte meinen Hosenstall öffnen. Was für eine merkwürdige Wirkung Geld auf Frauen hat. Bis gestern musste ich sie förmlich niederringen, wenn ich Sex wollte, stundenlang musste ich sie überreden. Diesmal erlaubte ich mir den Spaß, sie abzuwürgen.
    »Nein, María, nein. Aufhören.« Ich schob ihre Hände weg. »Wir dürfen keine Zeit verlieren, sonst ist nachher vielleicht der Mandant weg.«
    Ich deutete auf den Stuhl gegenüber. Sie reagierte nicht; sie stand da und und sah mich an wie ein kleines Mädchen, dem man den Schnuller weggenommen hat. Sie war süß. Ich zwang mich aber, ihr nicht allzu viel Beachtung zu schenken, und gab ihr neunzigtausend Pesos.
    »Das ist das, was ich dir schulde. Die zehntausend extra sind für eine Monatsration Sandwichs.«
    »Die hundert, meinst du wohl, Dummkopf. Wann kapierst du das endlich? Wir haben eine neue Währung. Du gewöhnst dich wohl nie an die neuen Scheine?«, sagte sie wütend und zugleich amüsiert, während sie das Geld nahm und, wie es sich für eine zurückgewiesene Frau gehört, auf dem Absatz kehrtmachte und zum Dank die Tür zuknallte.
    Wieder allein, lehnte ich mich im Sessel zurück und legte die Füße auf den Tisch. Dieses ganze Theater mit der Abwertung des Peso, Nullen weg, Nullen dazu, machte mich kirre. Ich versuchte, mich auf Carla zu konzentrieren.
    Ich hatte noch nicht groß ermittelt. In Wahrheit hatte ich keinen blassen Schimmer, wie ich den Forrester-Fall eigentlich angehen sollte. Irgendwo war der Schlüssel. Das Problem war, ich hatte noch nicht mal das Schloss dazu gefunden.
    Ich ging die verschiedenen Möglichkeiten durch. Ich konnte diese rätselhafte Carter befragen oder Kommissar Antelo oder einen der Freunde, oder ich konnte noch einmal mit Carlas Eltern reden. Das war nicht viel für den Anfang. Ich beschloss, es mit Señora Carter aufzunehmen. Ich war argwöhnisch geworden, als Gutiérrez auf meine Nachfrage hin gezögert und sich dann so abfällig über sie geäußert hatte. Es war nur so ein Gefühl, aber es sah ganz danach aus, als wollte er mich von der Spur abbringen, als wäre ihm sehr daran gelegen, dass ich sie von meiner Zeugenliste strich. Und die Grundregel eines jeden Detektivs lautet: Wenn die Polizei dich in die eine Richtung schickt, nimm die andere.
    Aber zuerst würde ich das Terrain sondieren. Es hatte keinen Sinn, die Carter ohne weitere Informationen aufzusuchen. Wenn ich etwas gelernt hatte, dann, dass man nicht weit kommt, wenn man sich streng an die Regeln hält. Señora Carter würde mir ganz sicher nicht viel mehr verraten als der Polizei; ich hatte keine Lust, meine Zeit zu vergeuden. Und so beschloss ich, sie ein paar Tage zu überwachen, um mir ein Bild von ihrem Tagesablauf zu verschaffen, vielleicht ergab sich ja die Chance, unbemerkt in ihr Haus einzudringen und mich ein wenig umzusehen. Ich hatte keinen Plan, aber irgendetwas musste ich tun, um nicht das Gefühl zu haben, den Forresters ihr Geld zu stehlen.

7
    Gegen zehn kam ich in Padua an. Es war dunkler als in der Nacht zuvor. Erst fuhr ich am Haus der Forresters vorbei. Im oberen Stockwerk brannte Licht, aber es war alles still. Ich fuhr ein paar Mal im Kreis herum, hielt jedoch nicht vor dem Haus an. Ich wollte vermeiden, dass die Forresters mich in der Nähe des Hauses herumlungern sähen und auf den Gedanken verfielen, ich würde sie überwachen. Es wäre leichtsinnig und könnte mich am Ende noch den Job kosten. Den Vorschuss von zweihundertfünfzigtausend Pesos, den Sandra mir gegeben hatte, wollte ich nur ungern zurückzahlen, ich war ja auch gar nicht mehr dazu in der Lage.
    Nachdem ich meine Neugier gestillt hatte, fuhr ich weiter durch die Echeverría und bog links in die Río Negro ab. Eine Straße weiter bog ich noch mal rechts ab, um auf die Directorio zu kommen. In der Zeitung stand, die Carter wohne in der Calle Directorio Nummer 243. Die Nacht hatte etwas Beängstigendes. Es war stockfinster, und bei zwei Grad unter Null war kein Schwein unterwegs außer mir.
    Als ich zur Nummer 300 kam, erlebte ich die erste Überraschung des Abends: Genau in dem Abschnitt befand sich das Polizeirevier von San Antonio de Padua. Also kein leichtes Spiel, das Haus zu überwachen, geschweige denn einzudringen. Ich fuhr an der 243 vorbei; es handelte sich um einen einfachen Bau im amerikanischen Stil, bei dem freundlicherweise Gitter vor den Fenstern angebracht waren, über die ich im Notfall aufs Dach klettern
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