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Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Titel: Falsches Spiel: Roman (German Edition)
Autoren: Giorgio Faletti
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er aus wie das, was er ist.
    Ein Idiot.

Sechzehn
    Der Aufseher öffnet das Tor und lässt mich mit meinem Minivan heraus. Er sieht, dass ich zufrieden lächele und die geballte Faust zu einer triumphierenden Geste erhebe. Vor dem Stadion wird immer noch gefeiert, und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Fans sind außer Rand und Band. Direkt nach dem Schlusspfiff waren sie aufs Spielfeld geströmt, als hätten sich ausgehungerte Heuschrecken über ein Getreidefeld ergossen. Die Feiern in den Straßen der Stadt werden die ganze Nacht und noch darüber hinaus andauern, man wird Fahnen schwenken und mit Hupen, Motorrollern und Tröten einen Heidenlärm veranstalten.
    Alle haben gesehen, was geschehen ist. Und da alle Augen wie gebannt aufs Spielfeld gerichtet waren, wer hätte es da mitbekommen sollen, dass ich Gentile mit dem Handy, das ich zum letzten Mal benutzte, eine SMS schickte.
    Della Favera und Fassi raus. Masoero und Bernini rein. Sag ihnen, sie sollen ihr Bestes geben.
    Roberto und der Torwart haben sich aufgewärmt und sind dann so zaghaft aufs Spielfeld getrabt, als wäre es das erste Mal. Sie wurden mit Ovationen empfangen. Dann spielten sie grandios, wie die anderen auch. Plötzlich war mein Sohn wieder das Raubein. Seine Anwesenheit hatte eine elektrisierende Wirkung, und er wurde sofort zu dem Spielmacher, auf den alle gewartet hatten.
    Drei zu eins haben wir gewonnen. Die gegnerische Mannschaft kam nicht mehr zum Zug und blieb praktisch in der eigenen Spielhälfte gefangen, abgesehen von gelegentlichen Konterversuchen, die aber von unserer Verteidigung gnadenlos abgewehrt wurden. Das Raubein schoss das Ausgleichstor, und Zinetti, mein Mann, traf gleich zweimal, was man heute Abend in allen Nachrichten und Sportsendungen sehen und morgen in sämtlichen Zeitungen lesen wird.
    In der Kabine, wohin sich die Spieler eiligst geflüchtet hatten, um nicht von den ekstatischen Fans in Stücke gerissen zu werden, war die Hölle los. Roberto wurde im Triumph hereingetragen und von Schulter zu Schulter weitergereicht, als wäre es die Bahre eines von den Toten Auferstandenen. Nachdem sie ihn wieder zu Boden gelassen und ihn umarmt und seine Hand geschüttelt und ihm auf die Schulter geklopft hatten, hielt er Ausschau nach mir.
    Ich stand am anderen Ende des Flurs vor dem Zimmer, in dem Di Risio in meinen Armen seinen Geist ausgehaucht hatte. Als die anderen sahen, dass er zu mir wollte, ließen sie von ihm ab, aus Respekt vor dem, was in ihren Augen ein berechtigter intimer Moment sein würde.
    Roberto kam. Das Geräusch seiner Stollen auf dem Boden klang wie eine Abfolge von Herzschlägen. Wir schauten uns an. Dieses Mal ging es nicht um Stärke und Schwäche, sondern einfach um eine Sache zwischen Männern.
    Mehr noch.
    Es war eine Sache zwischen Vater und Sohn.
    »Du warst großartig auf dem Feld.«
    » Du warst großartig. Ich werde nie erfahren, wie du das gemacht hast, aber ich weiß, dass du es warst.«
    Ich bin nichts als ein alter Trottel, denn im nächsten Moment wurden meine Augen feucht, und in meiner Kehle steckte etwas, das nach Eisen schmeckte und sich wie Gummi anfühlte.
    Ich hielt ihm die Hand hin.
    Er ignorierte sie, umarmte mich und drückte mich mit einer Kraft an sich, von der ich immer gewusst hatte, dass er sie besaß.
    Mit gedämpfter Stimme flüsterte er mir die schönsten Worte ins Ohr, die ich je in meinem Leben gehört hatte.
    »Danke, Silver.«
    Ich löste mich aus seiner Umarmung und zeigte auf die feiernde Menge, die zu einem einzigen Wesen zu verschmelzen schien. Auch der Präsident hatte sich mittlerweile eingefunden und musste zwangsläufig einen Sieg feiern, der für ihn eigentlich eine Niederlage und den Verlust von wer weiß wie vielen Millionen bedeutete.
    »Geh, das ist dein Tag.«
    »Nein, das ist dein Tag. Das wissen nur wir beide, aber das genügt.«
    Dann kehrte er mir den Rücken und ging zu den anderen zurück. Ich tat, was ich nun tun musste. Ich betrat Di Risios Kabine, ging weiter ins Bad und schloss mit dem Schlüssel, den ich noch in der Tasche hatte, die Verbindungstür auf. Vom Magazin aus schloss ich sie wieder ab. Als ich die Treppe hochgestiegen war, sah ich den Mister vor der Scheibe liegen, als hätte ihn beim Blick aus dem Fenster der Schlag getroffen. Ich bückte mich, steckte den Schlüssel in seine Tasche und legte das Handy neben ihn auf den Boden. Dann richtete ich mich wieder auf, betrachtete ihn eine Weile und sagte schließlich die einzigen Worte,
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