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Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Titel: Falsches Spiel: Roman (German Edition)
Autoren: Giorgio Faletti
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Freundschaft zu den Rués. Eigentlich ist sie Sekretärin bei einem Notar, und nach einigen harten Zeiten kommt sie mittlerweile ganz gut über die Runden.
    Im Wohnzimmer bietet sie mir einen Platz an. Ich erkenne das Sofa aus der Kabine des Mister, das hier aber auf ein entschieden schöneres Umfeld trifft. Vor dem Sofa steht der Fernseher, in einem Fach im Bücherregal aus Holz und Mattglas. Auf den Regalbrettern stehen die üblichen Dinge, aber in perfekter Ordnung.
    Bücher, Fotos, Krimskrams.
    »Schön hier.«
    »Gemütlich. Ich fühle mich jedenfalls wohl.«
    Antwort und Tonfall scheinen mir eine unterschwellige Botschaft zu enthalten. Dass es ihr nämlich gefiele, wenn ich mich ebenfalls wohlfühlen würde. Vielleicht hat es aber auch nur mit meiner Euphorie wegen des gewonnen Spiels und der ganzen restlichen Geschichte zu tun, wenn ich in allem eine Bedeutung zu erkennen glaube, die es faktisch gar nicht gibt.
    »Möchtest du etwas trinken?«
    Ich schaue sie an und lächele und verspüre nicht die geringste Verlegenheit. Das alles kommt mir ganz natürlich vor, als wäre ich nicht zum ersten Mal hier.
    »Irgendetwas, Hauptsache flüssig und frisch.«
    Ihre Miene bekommt jetzt etwas Verschwörerisches, so wie ihre Stimme.
    »Nun, ich hätte eine Flasche Wein im Kühlschrank. Weiß und eiskalt. Wie wär’s, wenn wir die zu Ehren der Mannschaft köpfen.«
    Ich zucke mit den Schultern.
    »In Ordnung. Dem Willen einer Frau sollte man sich nie widersetzen.«
    »Warte hier. Und nimm schon mal Platz.«
    Rosa verschwindet durch den Flur in Richtung Küche. Ich bleibe alleine zurück und trete ans Regal heran, weil ich neugierig bin, was Rosa so liest. Bedeutende Autoren, die wichtigen Bücher der Literaturgeschichte. Beeindruckt stelle ich fest, dass sich nicht ein einziger Thriller darunter befindet.
    Dann betrachte ich ein gerahmtes Farbfoto. Zwei Personen stehen an einem Ort, der ein Flughafen zu sein scheint. Die eine Person ist Rosa, die andere ein junger Mann um die dreißig, der ihr den Arm um die Schulter legt.
    Beide lächeln.
    Ein Schauer überläuft mich, und einen Moment lang scheint sich ein düsterer Schatten über das Zimmer zu legen. Mir wird eiskalt. Ich kenne diesen jungen Mann. Ich habe ihn zweimal in meinem Leben gesehen, und jedes Mal trug er eine blaue Kappe mit einem roten Schirm.
    »Das ist Lorenzo, mein Sohn.«
    Rosas Stimme ertönt hinter mir und zwingt mich dazu, mich umzudrehen. Sie steht im Türrahmen, ein Tablett mit einer Flasche und zwei Gläsern in der Hand.
    »Das Foto haben wir mal gemacht, als ich ihn in London besucht habe.«
    Sie geht zum Tischchen vor dem Sofa und stellt das Tablett ab. Ich habe die Fassung noch nicht wiedergewonnen. In meinem Gesicht spiegeln sich die Spuren meiner Entdeckung, das kann gar nicht anders sein. Rosa ist ein sensibler Mensch und merkt es sofort.
    »Silvano, stimmt etwas nicht?«
    Mir gefällt es, wenn sie meinen Namen ausspricht.
    »Nein, nein. Vermutlich ist nur mein Blutzuckerspiegel abgesackt. Die enorme Anspannung, die plötzlich mit einem Schlag vorbei ist.«
    Ich gehe zum Sofa und setze mich neben Rosa, die mit dem Flaschenöffner herumhantiert, um den Wein zu öffnen. Unauffällig werfe ich noch einen Blick auf das Foto auf dem Bücherregal. Plötzlich fügt sich alles zusammen, jede Begebenheit, jedes Detail, jede Rolle. Vielleicht hatte der Zettel, den ich im Müll gefunden habe, einen ganz anderen Absender. Das ›L.‹ der Unterschrift stand vielleicht gar nicht für Luciano, sondern für Lorenzo. Das ist allerdings nicht mehr von Bedeutung. Ich hoffe, dass auch dieser Junge seine Lektion gelernt hat, wie mein Sohn. Wenn die Dinge laufen, wie ich es mir erhoffe, wird vielleicht in Zukunft noch Gelegenheit sein, mit ihm darüber zu sprechen.
    Rosa darf jedenfalls nichts erfahren. Niemals.
    »Bitte sehr. Der beste Weiße der Rués.«
    Die Stimme passt zur Geste, mit der Rosa mir das Weinglas hinhält. Ich nehme es vorsichtig und spüre das eiskalte Glas, das vom Kondenswasser ganz feucht ist. Sie nimmt ihr Glas und streckt es in meine Richtung.
    »Auf den Sieg.«
    Ich stoße mit ihr an und füge meinen Teil des Trinkspruchs hinzu.
    »Auf die Söhne.«
    Rosa macht es sich auf dem Sofa bequem. Schulter an Schulter sitzen wir da und trinken einen guten Wein. Ich denke, jeder von uns beiden hat es auf seine Weise verdient.
    Ich recke mich vor und nehme die Fernbedienung vom Tisch.
    »Bist du bereit? Heute gewinne ich.«
    Sie lächelt.
    »Das
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