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Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Titel: Falsches Spiel: Roman (German Edition)
Autoren: Giorgio Faletti
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gefällt es mir, dass er jetzt hier ist.
    Ich gehe zu ihm.
    Er ist ungefähr so groß wie ich und trägt eine Brille mit einer transparenten Fassung und roten Bügeln. Hinter den Brillengläsern scheinen sich gar keine Augen zu befinden, so eingesunken sind sie. Der Bauch und die geplatzten Äderchen an der Nase deuten darauf hin, dass er Wein und Fleisch liebt. Dass er Geld liebt, sagt mir sein gieriger Blick.
    »Sie haben hier nichts zu suchen.«
    Carrara versucht, seine Anwesenheit im Kabinenbereich mit einer Handbewegung abzutun.
    Und mit einem Lächeln, das so falsch ist wie das Trojanische Pferd.
    »Ja, ich weiß. In einer Minute bin ich wieder weg.«
    Am liebsten würde ich ihm dieselbe Behandlung verpassen wie dem Typen im Magazin eben. Ich habe wieder Blut geleckt. Doch ich beherrsche mich, obwohl ich bei Spielern und Fans zum Helden avancieren würde.
    In diesem Moment ist vom Spielfeld her ein Aufbrausen zu hören. Zinetti muss ins Spiel gekommen sein, und das Publikum tut seinen Unmut kund. Von den Rängen erhebt sich ein rhythmischer Chor, der auch hier noch deutlich zu vernehmen ist.
    » Rau-bein! Rau-bein! Rau-bein!«
    Ich wäre jetzt gern an der Seite des Jungen, um ihm zu sagen, dass er ein ganz Großer werden kann und dass der Weg dorthin heute in diesem Stadion beginnt. Ich hoffe, er bewahrt die Ruhe und merkt schnell, dass niemand auf dem Feld ihm das Wasser reichen kann, nicht einmal der große Roberto Masoero.
    Carrara lauscht schweigend und lächelt mich dann wieder an.
    »Heute herrscht ja ein ziemliches Durcheinander auf der Bank.«
    Ich mustere ihn ruhig und warte auf das, was zweifellos kommen wird. Und tatsächlich, es kommt.
    »Darüber würde ich gerne mit Ihnen sprechen.«
    Ich sitze auf glühenden Kohlen, aber er merkt das gar nicht. Stur verfolgt er den einmal eingeschlagenen Pfad, der in diesem Fall einen unanständigen Schlenker vorsieht, bevor der Mann zum Punkt kommt.
    »Wir wissen ja alle, wie hart das Leben heutzutage ist.«
    Er steckt die Hand in die Jackentasche, und als er sie wieder herauszieht, stecken drei Hunderter zwischen seinen Fingern.
    »Sollten Ihnen zufällig ein paar Worte herausrutschen über das, was heute bei dieser Mannschaft los ist, dann gehört das Geld …«
    Unwillkürlich muss ich lachen. Dieser armselige, schleimige Idiot spricht mit der Person, die ihm den größten Scoop seines Lebens verschaffen könnte, und der wäre viel mehr wert als seine elenden dreihundert Euro.
    Sehr viel mehr.
    Aber das wird er nie erfahren.
    Ich verstumme und mustere die Scheine in seiner Hand, als wären sie von einer dünnen Schicht Scheiße überzogen. Dann mustere ich ihn, als wäre er von einer dicken Schicht Scheiße überzogen.
    »Da gibt es wohl nur zwei Möglichkeiten, mein Freund.«
    »Die da wären?«
    »Sie stecken Ihr Geld weg, machen auf den Hacken kehrt und verschwinden. Oder …«
    Auf seiner Stirn bildet sich eine Falte.
    »Oder?«
    »Sie nehmen die Brille ab und warten, was passiert.«
    »Sie wollen nichts …«
    Ich unterbreche ihn und lege noch einmal nach.
    »Wenn Sie ohne Brille nichts sehen, werde ich Ihnen hinterher alles erzählen.«
    Er schaut mich an. In seinen Augen bin ich einfach ein armer Alter. Eine Person, für die man eher Mitleid empfindet, als dass man Angst vor ihr hat. Allerdings kann er sich keinen Zusammenstoß leisten, nicht in seiner Position. Es gibt keine Zeugen, und sein Wort würde gegen das meine stehen. Und von einem Alten niedergestreckt zu werden, wäre eine schöne Blamage, wie es mal ein Box-Kommentator ausgedrückt hat.
    Er weicht ein paar Schritte zurück, blickt mir aber weiterhin fest in die Augen.
    »Ich weiß, wer du bist. Bei der erstbesten Gelegenheit werde ich dich ruinieren, Masoero. Dich und deinen Sohn.«
    »In dem Fall könnte ich Ihr Geld vielleicht doch noch gebrauchen. Melden Sie sich dann noch mal, und wir reden darüber.«
    Er dreht sich um und verschwindet hinter der Ecke, aus der er gekommen ist. Mir ist bewusst, dass ich mir einen Feind gemacht habe, aber darüber werde ich zu gegebener Zeit nachdenken. Jetzt muss ich erst einmal versuchen, meine selbstgesetzte Aufgabe zu Ende zu bringen, und zwar unbemerkt. Ich habe keinen Trainerschein, und falls herauskommen sollte, dass in Wahrheit ich das Spiel betreut habe, könnte das Ergebnis von der gegnerischen Mannschaft angefochten werden.
    Ich kehre durch den Tunnel aufs Spielfeld zurück. Es steht immer noch null zu null, und die Fans auf den Rängen
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