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Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Falsches Spiel: Roman (German Edition)

Titel: Falsches Spiel: Roman (German Edition)
Autoren: Giorgio Faletti
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immer, das seien die einzigen Worte, die ich nie im Leben vergessen würde.
    Ein Irrtum.
    Jetzt gibt es noch die Worte auf dem Zettel.
    Nach dem Fund ging ich ins Souterrain, wo ich früher ein kleines Fitnessstudio hatte. Die Geräte standen immer noch dort. Vor dem Boxsack pflanzte ich mich auf und traktierte ihn mit den Fäusten, bis ich vollkommen außer Puste war und meine Arme schmerzten.
    Am folgenden Nachmittag achtete ich während des Trainings darauf, mit wem mein Sohn sprach. Gesten, Worte, Blicke, alles registrierte ich. Während ich herauszufinden versuchte, wer in die Sache verwickelt sein könnte, redete ich mir ein, dass nicht sein könne, was der Text auf dem Zettel nahelegte. Sollten sich aber tatsächlich unsaubere Absichten dahinter verbergen, war es nur ein schwacher Trost, dass diese Kerle immerhin so schlau waren, nicht das Handy zu benutzen, die einzig verlässliche Methode, um abgehört und entdeckt zu werden. Damals wusste ich natürlich noch nicht, wer hinter der Sache steckt, sehr gerissene und wenig skrupulöse Menschen nämlich.
    Nach dem Training ging ich durch die Kabine, schweigend wie immer und ohne mir etwas anmerken zu lassen. Als ich die Trikots von den Bänken zusammensammelte, sah ich, wie Bernini, der erste Torwart, an Roberto herantrat, der soeben aus der Dusche gekommen war. Unter dem Vorwand, die Handtücher vom Ständer vor ihnen abnehmen zu wollen, näherte ich mich den beiden. Bernini sprach sehr leise, und ich konnte nichts verstehen. Roberto wiederum drehte sich beim Abtrocknen in Richtung Wand, aber ich sah trotzdem, wie er Bernini die Hand mit drei ausgestreckten Fingern hinhielt.
    Dann kannst du mir auch sagen, mit wie viel du dabei bist …
    Drei.
    Dreihunderttausend?
    Drei Millionen?
    Schlagartig machte der Verkauf von Haus und Auto mehr Sinn als die Erklärung, die er mir gegeben hatte. Es ging nicht um den Preis, den mein Sohn erzielt hatte, sondern um die Summe, die er zur Verfügung haben würde, um auf den Sieg unserer Gegner zu setzen, die als haushoch unterlegen galten.
    So unterlegen, dass die Quote bei eins zu zehn lag.
    Als er die Kabine verließ, folgte ich Roberto. Es fiel mir nicht schwer, mit meinem Minivan hinter seinem kleinen roten Auto zu bleiben. Während der Fahrt dachte ich so schnell und so intensiv nach, wie es meinem Hirn nur möglich war. Das ›L.‹ auf dem Zettel konnte nicht Bernini sein, da er mit Vornamen Giacomo hieß. Und warum sollten sie sich auch Briefchen schreiben, wo sie sich doch täglich auf dem Spielfeld sahen und miteinander sprechen konnten, wie sie es eben getan hatten? Und wie er es mit jedem anderen Mannschaftsmitglied auch tun könnte.
    Die fragliche Person musste einer der Drahtzieher sein, jemand, der die Wetten ohne Risiko für die Spieler einfädeln konnte.
    Meine Augen füllten sich mit Tränen, die ich nicht mit den Scheibenwischern beseitigen konnte, daher mussten, wie in Kindertagen, die Hemdsärmel herhalten. Ich hielt Abstand, damit er mich nicht entdeckte, und hatte keine Angst, ihn zu verlieren, weil ich nur zu gut wusste, wo er hinwollte.
    Zum Friedhof.
    Und dieses Mal hatte er keine Tulpen dabei.

Sechs
    Ich folge der Straße. Es ist dieselbe, auf der ich Roberto vor ein paar Tagen hinterhergefahren bin, bevor die Welt endgültig über mir zusammenbrach. Am heutigen Tag und besonders zu dieser Uhrzeit stehen nicht viele Autos auf dem Platz vor dem Friedhof. Heute muss ich mich auch nicht verstecken wie vor ein paar Tagen.
    Ich hatte gewartet, bis Roberto um die Ecke gebogen war und links neben dem Friedhof geparkt hatte. Dann bog ich in die Straße ein, die um das gesamte ummauerte Quadrat herumführt, um die dem Eingang gegenüberliegende Seite zu erreichen, die wenig frequentierte Seite mit dem unbefestigten Vorplatz, der an ein Getreidefeld grenzt. Hier wird nur zu Allerheiligen geparkt, wenn sich auf einmal alle ihrer Verstorbenen zu entsinnen scheinen, wie es das Diktat der offiziellen Gedenktage verlangt. Die obligatorische Wehmut an Allerheiligen, die gezwungene Fröhlichkeit an Silvester oder Karneval.
    Wenn alles sein soll, was es praktisch nie ist.
    Ich kam an die Ecke, hielt an und stieg aus.
    Unauffällig hielt ich Ausschau.
    Niemand zu sehen.
    Ich stieg wieder ein und fuhr zur nächsten Ecke, um das Spielchen zu wiederholen. Als ich durch die kleine Allee kam, sah ich, dass jemand auf die Mauer zu meiner Linken einen Spruch gesprayt hatte.
    FORZA VESUVIO! FORZA ETNA !
    Ich hatte weder Zeit
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