Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falsches Spiel mit Hannah

Falsches Spiel mit Hannah

Titel: Falsches Spiel mit Hannah
Autoren: Luzie Bosch
Vom Netzwerk:
wenn sie ihre schlechten Noten auf die Ranch schoben. „Du verbringst einfach zu viel Zeit mit der Reiterei“, schimpfte ihr Vater immer.
    Ach was, ein kurzer Ausritt konnte nicht schaden.
    â€žIch komm mit“, sagte Hannah.
    Sina schloss sich ihnen an. Als sie zur Koppel gingen, um ihre Pferde zu holen, kam ihnen Myriam mit der Fuchsstute Camilla entgegen.
    â€žWir machen einen Ausritt“, erklärte Tori ihr. „Kannst gerne mitkommen, wenn du Lust hast.“
    â€žIch hab doch gesagt, dass ich gleich Reitunterricht habe.“
    â€žIch mein ja bloß“, sagte Tori. „Kann ja sein, dass die Stunde ausfällt. Sue ist gerade ziemlich durcheinander.“
    â€žDas würde ich ihr aber nicht empfehlen“, meinte Myriam kühl und führte Camilla in Richtung Roundpen.
    â€žMeine Fresse, wie ist die denn drauf?“, murmelte Tori.
    Das fragte Hannah sich allerdings schon länger. Myriam war ihre beste Freundin, aber in letzter Zeit war sie wirklich anstrengend. Vor zwei Wochen war sie fast in Tränen ausgebrochen, weil sie in Mathe statt ihrer üblichen Eins eine Zwei plus geschrieben hatte. „Das macht mir doch den Schnitt total kaputt“, hatte sie gejammert. „Ich will dieses Jahr unbedingt eine 1,0 schaffen.“
    â€žWarum?“, hatte Hannah voller Verwunderung gefragt. „Was für einen Unterschied macht es, ob du einen Durchschnitt von 1,0 hast oder 1,5? Ich bin froh, wenn ich überhaupt versetzt werde.“
    â€žIch hab mir halt vorgenommen, dass ich dieses Jahr nur Einsen im Zeugnis habe“, hatte Myriam erklärt.
    Aber das stimmte nicht, dachte Hannah jetzt. Sie war überzeugt davon, dass es nicht Myriams Ziel war, das beste Zeugnis aller Zeiten zu schaffen. Es war das Ziel ihres Vaters. Herr Frey war ein erfolgreicher Unternehmensberater. „Und die gleiche Zielstrebigkeit erwarte ich auch von meinen Kindern“, hatte er Hannahs Mutter einmal erklärt. „Ich möchte, dass Myriam es in ihrem Leben zu etwas bringt.“
    Unter Zielstrebigkeit verstand er beispielsweise, dass Myriam jedes Jahr Klassenbeste wurde. Und Myriam erfüllte seine Erwartungen. Nicht indem sie verbissen büffelte und Tag und Nacht lernte. Das Lernen fiel ihr einfach unglaublich leicht. Sie musste die Französischvokabeln nur einmal kurz durchlesen und beherrschte sie danach im Schlaf. Sie verstand die Matheaufgaben, bevor ihr Lehrer auch nur damit begonnen hatte, sie zu erklären. Sie merkte sich Jahreszahlen und Chemieformeln, Gedichte und Grammatikregeln im Handumdrehen. Sie lief im Sportunterricht Bestzeit, sprang weiter und höher als die anderen und malte im Kunstunterricht die schönsten Bilder.
    Zu allem Überfluss war sie auch noch hübsch. Leute, die sie beide nicht kannten, hielten die große, schlanke Myriam immer für Hannahs ältere Schwester. Sie hatten die gleichen dunkelbraunen Haare, aber Myriam wirkte so viel reifer und erwachsener als Hannah mit ihrem runden Gesicht, ihren roten Wangen und der braven Ponyfrisur.
    Myriam war schön und klug und ehrgeizig, aber sie war keine Streberin. Oder vielmehr: Bisher war sie keine Streberin gewesen. In den letzten Wochen hatte sich irgendetwas verändert.
    â€žSie ist ganz versessen darauf, bei diesem großen Westernturnier in Aachen mitzureiten“, erzählte Sina, während sie den Stall betraten. „Die Qualifizierung ist in fünf Wochen. Myriam hat Angst, dass sie sie nicht schafft, wenn ständig die Stunden ausfallen.“
    â€žNatürlich qualifiziert sie sich“, meinte Tori verständnislos. „Die reitet doch supergut. Sie soll zwischendurch lieber mal ein bisschen chillen.“
    â€žWenn die Stunden ausfallen, bleibt mehr Zeit für Geländeritte. Das ist doch ohnehin viel schöner“, hatte auch Hannah kürzlich zu Myriam gesagt.
    â€žAuf den Ausritten lerne ich aber nichts“, hatte Myriam entgegnet. „Und ich will langsam mal weiterkommen beim Reiten. Es ist schon über ein Jahr her, dass ich mein letztes Turnier geritten bin.“
    â€žStefan will Sue vorschlagen, dass sie so schnell wie möglich einen Reitlehrer einstellt“, berichtete Sina jetzt. „Das hat er mir gestern erzählt.“
    â€žHoffentlich ist Sue einverstanden“, meinte Tori. „Sonst wechselt Myriam nämlich nächste Woche zu Kingsize. Wo ihr Vater doch so begeistert von dem Unternehmenskonzept
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher