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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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meiner Stimme damit zu kaschieren. » Wie gesagt, ich komme, sobald ich Zeit habe. Es ist spät, und ich habe Hunger. Ich werde bei einem Drive-in vorbeifahren und mir etwas zu essen besorgen; danach komme ich. «
    Karen lachte leise, doch ihre Stimme klang spröde, beinahe ein wenig gequält. » Das hier ist kein Besuch unter guten Freunden. Wenn Sie um elf nicht hier sind, töte ich Ihre Frau. «
    Meine Finger zitterten. Unwillkürlich flackerte das Handyfoto vor meinem geistigen Auge auf. Die Wut, die in mir hochkochte, begrub jede andere Gefühlsregung unter sich. Ich sprach ganz langsam und klar, so wie ich es mit Megan tun würde, wenn sie sich daneben benommen hatte. » Sie tun sowieso, was Sie wollen, völlig egal, wie ich mich verhalte. Das wissen wir beide. Und deshalb werde ich mir einen Hamburger besorgen, solange ich es noch kann, und dann vorbeikommen. Okay? «
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, so dass ich nur ihr Atmen in der Leitung hörte. » Sie haben soeben Ihre Frau getötet, Detective Rashid. Und als Nächstes ist Ihre Tochter an der Reihe. Ich schlage vor, Sie kommen rechtzeitig. « Sie legte auf.
    Ich starrte das Telefon in meiner Hand an. Meine Eingeweide verkrampften sich; mein Atem stockte und kam nur noch in kurzen, abgehackten Stößen. Rein verstandesmäßig wusste ich, dass es bloß eine leere Drohung gewesen war und Karen mir Angst machen wollte, damit ich mich ihren Anweisungen unterordnete. Solange sie Druck auf mich ausüben musste, würde Hannah nichts passieren. Doch das Wissen und die felsenfeste Überzeugung, dass ich tatsächlich Recht hatte, waren zwei Paar Stiefel. Ein Schauder überlief mich. Mein Mund war staubtrocken, als ich Bowers’ Nummer wählte. Er begrüßte mich mit einem Grunzen.
    » Es geht los « , sagte ich, in der Hoffnung, dass meine Stimme nicht versagte. » Dieselbe Adresse. Elf Uhr. «
    » Wir werden dort sein. Alles wird gut, Rashid. Wir holen sie da raus. «
    » Ich weiß. «
    Er legte auf, bevor ich ihm Glück wünschen konnte. Unser Plan gefiel mir ganz und gar nicht, aber einen besseren hatten wir nicht. Meine Aufgabe bestand darin, hineinzugehen und meine Familie zu beschützen. Zehn Minuten später würden Mike und seine Leute den Strom abdrehen und im Dunkeln Karens Männer überwältigen. Das klang nach einem Kinderspiel, trotzdem konnte eine ganze Menge dabei schiefgehen. Wir kannten den Grundriss des Kühlhauses ebenso wenig wie die Zahl der Männer, die Karen bei sich hatte, deshalb würde sich das Ganze als ziemlicher Blindflug gestalten, aber es war besser als gar nichts.
    Ich nahm mein Sportjackett aus dem Schrank und ging zum Wagen. Mein Kopf schmerzte, und meine Brust fühlte sich an, als stecke sie in einem Schraubstock, doch davon durfte ich mich jetzt nicht aus dem Konzept bringen lassen. Ich musste mich auf das konzentrieren, was vor mir lag: Ich hatte sechsunddreißig Patronen Munition; dreißig davon aus der Beretta, die Karen mir höchstwahrscheinlich abknöpfen würde. Wir setzten darauf, dass sie den Revolver an meinem Knöchel übersehen würde, wenn wir ihr etwas Offensichtliches gaben, das sie konfiszieren konnte. Sechs Schuss waren nicht allzu viel, aber immerhin etwas.
    Wie erwartet, dauerte die Fahrt eine runde Dreiviertelstunde. Karen schien eine Schwäche für Lagerhäuser in der Pampa zu haben. Doch im Gegensatz zu der Halle, die Bukoholows Leute abgefackelt hatten, befand sich dieses Kühlhaus in einem recht hübschen Industriegebiet. Der Rasen war einigermaßen grün, und an den meisten Gebäuden ringsum waren Schilder angebracht, was darauf schließen ließ, dass sie auch tatsächlich genutzt wurden. Das Lagerhaus besaß ein solides Ziegelfundament, eine Verkleidung aus weißen Aluminiumleisten, etliche Fenster und einen mit Steinen gefüllten Bewässerungsgraben auf der Vorderseite. Dahinter und auf einer Seite des Gebäudes schloss sich ein Wäldchen an. Ich stellte meinen Wagen ein Stück entfernt ab und stieg aus. Weder von Bowers noch von seinem Team war etwas zu sehen, und für den Bruchteil einer Sekunde war ich versucht, ihn anzurufen. Doch dieses Risiko durfte ich nicht eingehen, schließlich wusste ich nicht, ob mich jemand beobachtete. Ich würde ihm einfach vertrauen müssen. Die Abendluft war frisch und kühl, trotzdem flatterten meine Nerven nach wie vor. Jeder Muskel meines Körpers war zum Zerreißen gespannt, und ich fuhr zusammen, sobald eine Motte meinen Kopf umschwirrte oder irgendein Nachttier

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