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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut
Autoren: Chris Culver
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Pressekonferenz– ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, dass ihm diese Erklärung irgendjemand abkaufte. Zumindest niemand, der halbwegs imstande war, sich eine eigenständige Meinung zu bilden. Hier war etwas anderes im Busch– nur was, das konnte ich noch nicht sagen.
    Ich schaltete den Fernseher aus, bevor die gut gelaunte Wetterfee verkünden konnte, dass uns die gnadenlose Hitzewelle erhalten bleiben würde. Dann rief ich meine Schwester und meinen Schwager an, um mich zu erkundigen, ob sie etwas brauchten, und mich für den Abend mit ihnen zu verabreden.
    Wie versprochen, fuhr Olivia um zehn vor neun vor dem Haus vor. Sie trug Jeans und einen beigen Blazer. Ich konnte die Umrisse ihres Holsters sehen, verkniff mir aber lieber einen Kommentar, weil sie nicht denken sollte, ich hätte ihr auf die Brüste gestarrt. Stattdessen stieg ich auf der Beifahrerseite ein und schloss die Wagentür, die ein Ächzen von sich gab, als hätte ich die Außentür eines Flugzeugs zugezogen.
    » Morgen « , sagte ich, ließ mich in den blauen Vinylsitz sinken und stellte meine Aktentasche zwischen meine Beine. » Und? Noch einen schönen Sonntag gehabt? «
    Sie zuckte nur mit den Achseln und legte den Gang ein.
    » Kann ich nicht behaupten « , antwortete sie. » Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich den Fall abschließen könnte. «
    Ich kannte das Gefühl nur allzu genau.
    Olivias Dienstwagen war ein Zivilfahrzeug, doch das alles andere als dezente Antennengewirr auf dem Kofferraum verriet den anderen Fahrern auf den ersten Blick, wer da hinter dem Steuer saß– in den letzten fünf Minuten hatte ich so viele artig gesetzte Blinker gesehen wie sonst in einer ganzen Woche nicht, wenn ich mit dem VW meiner Frau unterwegs war.
    Etwa zwanzig Minuten später hielt Olivia vor Rachels Highschool, die den Ruf hatte, eine der besten Privatschulen der Stadt zu sein. Was man für ein jährliches Schulgeld von dreiunddreißigtausend Dollar, ehrlich gesagt, auch erwarten sollte. Meine Schwester behauptete zwar, sie sei jeden Cent wert, ich hatte da allerdings so meine Zweifel (was übrigens vollkommen unerheblich war, denn Hannah und ich würden uns nie und nimmer leisten können, Megan dorthin zu schicken. Aber so ist das nun mal– als Angestellter im öffentlichen Dienst muss man sich notgedrungen mit dem Zweit- oder Drittbesten zufriedengeben).
    Der Rektor erwartete uns bereits vor dem Gebäude. Auf seiner Stirn glitzerten Schweißtropfen, und sein rosafarbenes Hemd klebte an Brust und Armen wie eine zweite Haut.
    » Rektor Eikmeier, ich bin Detective Olivia Rhodes. Wir haben telefoniert « , begrüßte Olivia ihn und machte eine Geste in meine Richtung. » Das ist Detective Sergeant Ash Rashid. «
    Ich schüttelte dem Rektor die schwitzige Hand und schob meine Rechte möglichst unauffällig in die Tasche, um mir heimlich den Schweiß abzuwischen.
    » Wir sind so weit « , sagte er. » Einer unserer Vertrauenslehrer hat eine Liste von Rachels Freunden zusammengestellt. Sie wissen noch nichts von Ihrem Besuch, aber wir können sie sofort zusammentrommeln. «
    » Dann tun Sie das bitte « , sagte Olivia. » Ich will alle auf einmal sehen. «
    Eikmeier führte uns durch eine weitläufige Eingangshalle, von der mehrere Korridore abgingen. Leuchtend rote Spinde und eine Reihe Glasvitrinen voller Auszeichnungen säumten die Wände des Korridors zum Lehrerkonferenzraum. Die Deckenbeleuchtung tauchte den Raum in bläuliches Licht. Überall an den Wänden hingen Plakate mit Motivationsparolen.
    Ich setzte mich auf einen der schwarzen Lederstühle und sah Olivia an.
    » Ich möchte die Jungs und Mädchen einzeln befragen « , sagte sie. » Ich übernehme die Befragung, du musst einfach nur finster aussehen. Wenn du eine Frage stellen willst, stoß mich einfach an, dann ziehe ich ein bisschen zurück, einverstanden? «
    Ich sah mich im Raum um. » Absolut « , antwortete ich. » Hast du schon mal Teenager an einer Schule befragt? Das läuft ein bisschen anders ab als sonst. «
    Bevor sie etwas erwidern konnte, klopfte es, und ein Mädchen mit asiatischen Gesichtszügen streckte den Kopf zur Tür herein. Olivia bat sie zu uns und bot ihr einen Platz an, während wir auf die restlichen Schüler warteten. Insgesamt waren es zehn– keiner von ihnen achtzehn.
    Ich gab eine Liste herum, auf der sie ihre Namen, Adresse und Telefonnummer notieren sollten. Möglicherweise würden wir keinen einzigen von ihnen zur Verhandlung vorladen müssen,
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