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Falsche Väter - Kriminalroman

Falsche Väter - Kriminalroman

Titel: Falsche Väter - Kriminalroman
Autoren: Hermann-Josef Schüren
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Schule?«, fragte er grinsend, als
alle am Tisch saßen, wohl wissend, dass Johanna und Katharina diese Frage
verabscheuten.
    »Was soll es da schon Neues geben?«, maulte Katharina.
    »Was ist denn mit deiner Freundin? Der Anna? Wollte sie nicht an
diesem Wochenende zu uns kommen?«
    »Keine Ahnung, was mit ihr ist.« Katharina stocherte in ihrem Salat
herum. »Sie ist gestern Abend nicht zum Treffen der Theater- AG gekommen und war heute nicht in der
Schule. Ihr Handy ist tot.«
    »Vielleicht ist sie ja krank«, sagte Johanna.
    »Dann hätte sie sich bestimmt bei mir gemeldet.«
    »Und wenn ihr Handy kaputt ist?«
    »Schmeckt es euch?«, fragte Tante Gertrud dazwischen, und im selben
Augenblick klingelte es an der Haustür.
    »Das ist bestimmt für mich!«, sagte Tante Gertrud.
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte van de Loo und stand auf.
    »Na ja. Weil ich doch heute Geburtstag hab!«
    Als van de Loo die Tür öffnete, stand ein Mädchen davor. Sie musste
in Katharinas Alter sein, wirkte aber viel selbstbewusster und erwachsener. Sie
war blond, ihr Blick war klar, beinahe stechend, und ihre graugrünen Augen
wanderten neugierig über van de Loos Gesicht.
    »Tag«, sagte sie und reichte ihm die Hand. »Ich bin die Anna.«
    »Wir haben gerade von dir gesprochen«, sagte er. »Freut mich, dich
kennenzulernen! Komm rein.«
    Anna zog ihre Jacke aus und hängte sie an die Garderobe.
    »Du kommst genau richtig«, sagte van de Loo auf dem Weg zur Küche.
»Wir sind gerade beim Essen.«
    Anna sagte nichts. Als sie die Küche betrat, sprang Katharina auf
und schloss ihre Freundin theatralisch in die Arme.
    »Mensch. Da bist du ja. Wo hast du denn gesteckt?«
    Anna gab keine Antwort.
    »Bist du mit dem Bus gekommen? Warum hast du nicht angerufen? Wir
hätten dich abgeholt.«
    »Der Akku ist leer«, sagte Anna und ging zu Johanna, um sie zu
begrüßen.
    Gertrud hatte Gabel und Messer aus der Hand gelegt, als Anna in die
Küche gekommen war. Mit offenem Mund verfolgte sie jede Bewegung des Mädchens.
Dann erhob sie sich von ihrem Platz, ging zu Anna und nahm ihre Hände.
    »Sarah! Wie schön, dass du gekommen bist«, sagte sie, wobei ihre
Augen vor Begeisterung leuchteten.
    »Ich heiße Anna«, sagte Anna. »Anna Lechtenberg.«
    »Hast du etwa geheiratet?«
    »Seinen Vornamen behält man auch nach der Heirat!«, sagte Anna
lachend.
    »Ist auch egal. Hauptsache, du bist da. Ich dachte schon, du hättest
meinen Geburtstag vergessen.«
    »Ach wo«, sagte Anna lächelnd.
    »Weißt du, dass du dich in all den Jahren kaum verändert hast? Nur
deine Haare sind anders.«
    »Veränderungen sind manchmal aber gar nicht so schlecht«, sagte
Anna.
    »Komm, setz dich.« Tante Gertrud hielt Annas Hände noch immer
umfasst. »Du hast bestimmt Hunger nach der langen Reise.«
    »Danke«, sagte Anna. »Ich möchte nichts essen.«
    »Was möchtest du denn? Etwas trinken?«
    »Ich würde gerne mit Katharina sprechen. Allein.«
    »Ach so. Verstehe«, sagte Tante Gertrud.
    »Vielleicht bis später«, sagte Anna.
    Katharina ließ ihren halb vollen Teller stehen und verließ mit Anna
die Küche. Tante Gertrud schaute ihnen hinterher. Auf ihrem Gesicht lag ein
seliges Lächeln.
    Es dauerte beinahe eine Stunde, bis Katharina zurückkehrte.
    »Was ist?«, fragte Johanna.
    »Anna hat ein Problem«, sagte Katharina leise. »Ein ziemlich großes
Problem.«
    »Können wir helfen?«
    »Vielleicht. Sie würde gern mit Conrad sprechen.«
    »Mit mir?«, fragte van de Loo verwundert.
    »Ja. Anna braucht jemanden, der sie beschützt. Da habe ich ihr
erzählt, dass du früher als Privatdetektiv gearbeitet hast.« Die Dringlichkeit
in Katharinas Stimme war nicht zu überhören.
    »Du hast was?«
    »Du musst ihr helfen!«
    »Was ist denn los?«, fragte van de Loo.
    »Das sagt sie dir am besten selbst. Sie wartet in meinem Zimmer.«
    Katharina setzte sich an ihren Platz, und van de Loo verließ mit
einem unguten Gefühl die Küche. Er stieg die Treppe hinauf und blieb ein paar
Sekunden vor Katharinas Tür stehen, bevor er leise anklopfte und eintrat. Anna
saß im Schneidersitz auf dem Bett und sah ihn an.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte van de Loo.
    »Ich habe mein Handy aufgeladen und möchte Ihnen etwas vorspielen«,
sagte Anna. »Es ist schlimm. Jedenfalls für mich.«
    »Was ist es denn?«
    »Eine Aufnahme. Ich starte das jetzt und gehe vor die Tür. Ich kann
mir das nicht noch einmal reintun. Wenn Sie genug gehört haben, sagen Sie mir
Bescheid,
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