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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
Autoren: Jennifer Fallon
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der die Pest gestreut hat. Erinnert euch. Irgendein Scherzbold hatte im Mittelalter bei einem Treffen wie diesem beiläufig die Bemerkung fallen lassen, die menschliche Bevölkerung mache sich langsam ein wenig dick auf Erden.«
    »Das war unglücklich«, sagte Maralyce, »aber rückblickend nicht unbedingt schlecht, aus heutiger Sicht. Und was hast du so angestellt, Cayal?«
    »Mich bedeckt gehalten. Ich meine … was bleibt mir sonst übrig? Wir dürfen nicht hilfreich eingreifen. Das wäre eine Störung. Wir alle mussten das Lukys versprechen.« Cayal richtete seinen Blick auf Lukys, der den Kellner rausgeschickt hatte, während er sprach. »Ist das nicht das Versprechen, das du uns abgenommen hast, Lukys? Als dein elender Spalt uns hier auf dieser strahlenden neuen Welt ausspuckte, damit wir alles noch mal machen? Der Spalt, der offenbar alle umbrachte, nur mich nicht? Was sagtest du doch gleich? Amyrantha wurde ruiniert, weil wir nicht anders konnten? Dies hier ist eine andere Welt.
    Die Schlimmsten von uns sind tot. Jetzt können wir die Dinge anständig regeln. Ohne Weltenenden. Ohne Gräueltaten wie die Crasii. Ohne bei jeder kosmischen Flut die Weltherrschaft an uns zu reißen. Diesmal machen wir alles richtig, hast du gesagt. Nur hier sachte zupfen und dort behutsam stupsen und dann still halten und der Natur ihren Lauf lassen. Und niemand wird je Verdacht schöpfen.«
    Cayal klang viel bitterer, als er es eigentlich meinte. Mit Depressionen und Todessehnsucht gab er sich heutzutage kaum noch ab. Diese Welt, die sie geschaffen hatten, war neu und faszinierend genug. Er war nicht im Geringsten darauf aus, alldem ein Ende zu setzen. Selbstmordfantasien waren bei Unsterblichen bloß eine vorübergehende Besessenheit, die sich mit der Zeit, und durch nichts sonst, legte.
    »Es hat ja auch niemand Verdacht geschöpft«, sagte Arryl und sah sich fragend am Tisch um. »Oder doch?«
    »Ich sage nur zwei Worte«, entgegnete Maralyce und sah dabei ausgesprochen beleidigt drein. »Intelligentes Design.«
    »Mit so was und mit Darwins Evolutionstheorien«, fügte Lukys hinzu, »haben sie sich schon weitgehend zusammengereimt, wie der Laden läuft. Sie wissen bloß nicht, wer in Wahrheit dafür verantwortlich ist.«
    »Das ist ja schon wieder fast wie bei Harlie Palmerstons Theorie des menschlichen Fortschritts.« Der Ratz schien den Verweis auf diese Millionen Jahre alte Erinnerung urkomisch zu finden. »Vielleicht sollten wir ihnen die Wahrheit sagen?«
    »Das würde auch nichts ändern«, sagte Coryna. »Sie würden dir nicht glauben. Nebenbei, wir haben ein weit größeres Problem. Deshalb hat Lukys dieses Treffen einberufen.«
    Cayal setzte sich aufrecht. Seit sie auf der Erde waren, hatten sie sich höchstens ein-, vielleicht zweimal pro Generation getroffen. Später noch seltener, als die Technologie einen Entwicklungsstand erreichte, der die Gefahr mit sich brachte, zufällig als Gruppe fotografiert zu werden. Denn dann fehlte nur noch ein besessener Verschwörungstheoretiker, der über die nötigen Quellen verfügte, um zu tief in den Hintergrund derer zu tauchen, die sich an diesem Tisch versammelt hatten – und schon würden an den falschen Orten ziemlich lästige Alarmglocken bimmeln.
    »Was für ein Problem?«
    »Es liegt weitgehend an dir, Sohn«, sagte Lukys und heftete seinen Blick auf Declan.
    Der Ratz sah schockiert aus. »An mir, wieso an mir?«
    »An deinen unangebrachten Versuchen, die Welt zu retten.«
    Cayal grinste und sah Hawkes an. »Das solltest du dir wirklich abgewöhnen, Ratz. Das ging noch nie besonders gut für dich aus.«
    Declan blieb keine Zeit zu antworten. Die Gezeiten brandeten auf. Als hätte er nur auf die Gelegenheit für einen dramatischen Auftritt gewartet, flogen die Türen zum Konferenzsaal auf, und Kentravyon rauschte herein. Er verkündete: »Die Welt müsste nicht gerettet werden, ließet ihr mich nur walten.«
    »Guten Morgen, Kentravyon«, sagte Lukys ohne eine sichtbare Reaktion auf den fraglos theatralischen Auftritt des Neuankömmlings.
    Die Türen schlössen sich hinter Kentravyon sanft wie von selbst und erzeugten ein kurzes Schwappen in den Gezeiten. Einer der anderen hatte offenbar nachgeholfen. Kentravyon hätte die Türen mit Sicherheit dröhnend zugeknallt.
    »Wie nett, dass du auch vorbeischaust.«
    »Deine Nachricht klang, als ob du dir Sorgen machst«, sagte Kentravyon. Er trug eine lange schwarze Bischofssoutane und hatte ein Juwelenkruzifix um den Hals
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