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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
Autoren: Jennifer Fallon
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so etwas wie Papier gegeben, von Titelseiten ganz zu schweigen.
    Die Frauen sahen auf, als die beiden Gezeitenfürsten den Konferenzraum betraten. Arryl winkte ihnen zu. Maralyce legte die Stirn in Falten.
    »Gezeiten, ihr beiden seht ja aus wie Versicherungsvertreter.« Sie sprach Glaebisch, eine Sprache, die kein erdgeborener Kellner jemals verstehen würde.
    »Lukys* Nachricht riet zur Unauffälligkeit«, entgegnete Cayal auf Englisch, etwas pikiert, dass all seine Sorgfalt bei der Wahl seiner Kleidung an sie verschwendet war. Und Hawkes sah doch gar nicht so schlimm aus. »Wie steht es übrigens mit dem Gebrauch antiker Sprachen?«
    »Ich fürchte, wir haben bereits begonnen, unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen«, sagte Lukys auf Glaebisch und eilte hinter ihnen in den Raum. »Außerdem, wie man in dieser Welt zu sagen pflegt: ›Die Wände haben Ohren‹. Oder um es präzise auszudrücken, hochsensible elektronische Abhörmikrofone. Weiß jemand, was mit Kentravyon ist?«
    »Hab ihn seit Jahren nicht gesehen«, sagte Cayal, während Lukys den Tisch umrundete, um sich am Kopfende niederzulassen. Cayal musterte den älteren Unsterblichen. Lukys war ein wenig gealtert. Oder kam es Cayal nur so vor? Sein schneeweißes Haar hatte es schon immer schwer gemacht, ihn einzuschätzen.
    Tatsächlich hatte Cayal keine Ahnung, wie alt Lukys und die anderen Gezeitenfürsten eigentlich waren. Er bezweifelte, dass sie es selbst wussten. Jeder Planet hatte nur eine begrenzte Zeitspanne, doch diese Unsterblichen konnten nach Belieben die Welten wechseln. Wie Amyrantha, die Erde und die vielen anderen davor und wohl auch danach.
    Das machte ihr Alter nicht nur beeindruckend, sondern schlicht unfassbar.
    »Ich hab ihn seit über einem Jahrhundert nicht gesehen.«
    Er bildete sich das vielleicht nur ein, aber Corynas Stimme kam ihm immer ein wenig piepsig vor, als habe sie doch ein bisschen Ratte in ihre menschliche Form übernommen.
    Coryna machte es sich neben Lukys bequem. Bei ihren Treffen saß sie immer dort. Sie tätschelte ihm kurz die Hand und schenkte ihm ein inniges Lächeln, bevor sie sich dem geschäftlichen Teil zuwandte. Offenbar vermochte nichts – und besonders nicht die Zeit – ihre Zuneigung zu schmälern oder das Band zwischen den beiden zu lockern.
    Sie war kaum älter geworden, seit sie durch den Spalt gekommen waren. Cayal konnte sich sehr gut an Coryna auf Amyrantha erinnern, als sie noch Oritha war, die Tochter eines torlenischen Kaufmanns, die glaubte, ihr Gatte wäre Ryda Tarek, ein Juwelenhändler aus Stevanien.
    In all den Jahren, die sie hier auf der Erde waren, hatte er in Corynas Auftreten nicht die geringste Spur von Orithas Persönlichkeit entdecken können.
    Ist Oritha tot?, fragte sich Cayal. Oder Gefangene in einem Körper, den sie die ganze Zeit mit einem anderen Bewusstsein teilen muss?
    Und was war mit den anderen? Keine Spur von Pellys in dieser Welt, oder von Tryan, Jaxyn, Brynden oder Kinta, Ambria oder Medwen, Rance oder Krydence, Syrolee und Engarhod oder Lyna. Er hatte angenommen, sie hätten es ebenfalls durch den Spalt geschafft. Doch es schien unvorstellbar, dass einer von ihnen überlebt hatte, ohne dass die hier im Raum Anwesenden davon wussten. Nicht einmal Taryx, der mit ihnen in der Gezeitenkammer gestanden hatte, war durchgekommen.
    Also waren sie wohl alle tot. Diala mit ihren Komm-und-verschling-mich-Augen und ihrem verschlagenen Wesen. Lyna und ihre Sehnsucht, möglichst bequem die kosmische Ebbe auszusitzen. Ambria und ihre nüchterne Art. Rance und Krydence – nicht dass Cayal die beiden als großen Verlust für irgendwen bezeichnet hätte. Medwen und ihr fortwährend blutendes Herz, wenn es um niedere Kreaturen ging. Sie alle waren nur noch Erinnerung. Sie teilten das Schicksal Amyranthas und fanden den Tod, den Cayal gesucht und nicht gefunden hatte.
    Er beneidete sie ein wenig.
    »Bei mir ist es noch länger her, dass ich ihn gesehen hab«, sagte Hawkes. »Zuletzt irgendwann im vierzehnten Jahrhundert, glaub ich.«
    Cayal erinnerte sich an die Zeit, als der Ratz so frisch dabei war, dass er es nicht ertragen konnte, sich selbst als unsterblich begreifen zu müssen. Aber die Zeit hatte da Wandlung bewirkt. Und sie waren schon sehr lange Zeit hier auf der Erde.
    Cayal schüttelte den Kopf, als er sich neben Arryl an den Tisch setzte. »Woher wissen wir, ob nicht er für die derzeitigen Verhältnisse verantwortlich ist? Ich meine, wir reden schließlich von dem Mann,
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