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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)
Autoren: Peter Ransley
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Regen zwischen den Grabsteinen hindurch. Der halbzerrissene Umhang blähte sich auf, wurde nur zusammengehalten von einem glitzernden Anhänger, das rote Haar schien in Flammen zu stehen. Ich war versteinert, konnte mich nicht rühren und erkannte erst, als sie in meinen Armen lag, dass die rote Farbe aus ihrem Haar verschwunden war.
    »Ich dachte, dir sei etwas zugestoßen«, rief Anne.
    »Wieso?«
    »In Oxford hat es einen Aufstand gegeben.«
    Sie erzählte mir, dass das Stonehouse Arms mit dem Wort KÖNIGSMÖRDER und einem roten Pestkreuz beschmiert worden war.
    Sie zitterte. Es war lange her, dass ich ihr Herz an meinem schlagen gespürt hatte. Vielleicht war es Angst, vielleicht auch Verlangen. Es war mir gleich. Ich wollte unsere Gefühle nicht länger analysieren. Ich wollte sie einfach nur festhalten – Anne, nicht Lady Stonehouse.
    »Anne … Anne …«
    Unablässig flüsterte ich ihren Namen, während ich sie in ihren Umhang wickelte und die Spange neu befestigte. Auf dem Weg zur Kutsche schwiegen wir, und es war jenes Schweigen von früher, in dem keiner von uns etwas sagen wollte oder brauchte.
    Erst als die Kutsche den Fluss durchquerte und das Wasser bis zu den Fenstern hinaufspritzte, brach sie das Schweigen.
    »Du bist wieder da.«
    »Ich bin wieder da.«
    Wir hielten einander fest, bis die erleuchteten Fenster von Highpoint in Sicht kamen. Zuerst hatte ich bei dem Anblick Ehrfurcht empfunden, dann hatte ich den Besitz gehasst. Erst jetzt, als ich ihn zu verlieren drohte, begriff ich, wie viel er mir bedeutete. Ich blendete meine Befürchtungen aus. Wer war schon Charles II.? Nur wenige kannten ihn. Nur wenige wollten wieder einen König auf dem Thron haben.
    Luke begrüßte uns und sagte mit dem für ihn bezeichnenden Achselzucken, er habe sich »um das kleine Problem drüben in Oxford« gekümmert.
    Ich fühlte mich ihm näher als seit Jahren. Ich gab vor, noch nichts gegessen zu haben, um mit ihnen eine Mahlzeit zu teilen, die sich zu einem Festmahl auswuchs. Es war, als wären wir gerade erst eingezogen. Dieses prachtvolle Haus, das uns beinahe entzweit hätte, brachte uns an jenem Dezemberabend zusammen, und wir feierten bis spät in die Nacht.

Historische Notiz
    Die Familie Stonehouse ist Fiktion, aber was 1647 mit ihr geschah, ist geprägt von realen Ereignissen. Der König ergab sich nicht den Engländern, sondern den Schotten, von denen er sich bessere Verhandlungsergebnisse erhoffte. Dafür, dass sie dem Parlament im Bürgerkrieg zur Hilfe gekommen waren, präsentierten die Schotten eine Rechnung von 1300000 Pfund, wurden jedoch auf 400000 Pfund heruntergehandelt, wofür sie nach Schottland zurückkehrten und den König auslieferten. Charles selbst beschuldigte sie, ihn verkauft zu haben.
    Sobald Charles wieder in England war und unter Hausarrest stand, erhöhte sich der öffentliche Druck, die New Model Army aufzulösen. Ein fanatischer presbyterianischer Geistlicher, Thomas Edwards, schrieb drei gewaltige Bücher, bekannt als Gangraena , und in einem davon beschuldigte er die Armee, nicht nur Irrlehren zu verbreiten, sondern zudem gefährliche, radikale Ansichten, zum Beispiel die, dass die oberste Autorität beim einfachen Volk läge.
    Doch eigentlich wollte der Großteil der Soldaten nur entlohnt werden (die ausstehenden Zahlungen beliefen sich bei der Kavallerie auf den Sold für dreiundvierzig Wochen), die Zusicherung, nicht für Taten bestraft zu werden, die sie während des Krieges begangen hatten, und nicht gegen ihren Willen mit der Armee nach Irland gebracht zu werden. Kurz, und wenig überraschend: Die meisten wollten nur nach Hause.
    Es gibt in der Geschichte kein besseres Beispiel für unbeabsichtigte Resultate als die darauffolgenden Ereignisse. Eine öffentliche Meinung, die angestachelt war von Menschen wie Edwards mit seiner Gangraena  – der Regenbogenpresse jener Zeit –, in Kombination mit unfähigen Politikern, die oft über das Ziel hinausschossen, bewirkte genau das Gegenteil des Gewünschten. Sie politisierten die Armee.
    Die Presbyterianer, angeführt von Denzil Holles, waren bereit, den König unter geringfügigen Auflagen zurückkehren zu lassen. Die Unabhängigen, eine von Cromwell angeführte Koalition, verlangten starke Einschränkungen der königlichen Machtbefugnisse, ehe die Armee aufgelöst wurde. Zum kritischen Zeitpunkt war Cromwell jedoch krank.
    Als Holles im House of Commons eine sofortige Auflösung des aus Fußsoldaten bestehenden Teiles
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