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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken
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denen seine Mutter gemessen hatte, wie viel er gewachsen war; seine ersten Versuche als Tischler, die in einer Ecke standen - eine einfache Kiste, in der er seine Habseligkeiten aufbewahrte; der Fisch auf dem Fenstersims, den er aus einem Stück Treibholz geschnitzt hatte. Zu allem sagte er still Lebewohl.
    Im großen Wohnraum traf Aranthia bereits die letzten Vorbereitungen. Sie hatte die Hühner freigelassen, denn sie vertraute darauf, dass sie ihr Futter selbst finden und immer noch irgendwo in der Nähe sein würden, wenn sie zurückkehrte. Das Gemüse, das sie erst kürzlich gepflanzt hatte, würde wahrscheinlich verwildern, aber mit ein wenig Glück könnte sie vielleicht noch manches retten. Sie hatte auch Kräuter angepflanzt, aus denen sie ihre Heilsalben und -tränke zubereitete. Die Pflanzen würden zusammen mit den Wildkräutern weiterwachsen.
    Nach einem leichten, hastigen Frühstück vergewisserten sich beide noch einmal, dass sie nichts Wichtiges vergessen hatten, und traten in die Morgendämmerung hinaus.
    Es war ein wunderschöner Tag. Der Himmel zeigte sich in strahlendem Hellblau, das beständig gutes Wetter ankündigte; die Vögel sangen und zwitscherten fröhlich. Alduin hielt es für ein gutes Omen, sich an einem so herrlichen Tag auf eine Reise zu begeben.
     
    »Holla, gute Frau!«
    Aranthia und Alduin hatten gerade den Pfad erreicht, der vom Haus zum Wald hinüberführte, und drehten sich überrascht um. Ein Flößer legte soeben am Steg an.
    »Können wir Euch helfen?«, rief Aranthia. »Allerdings wollten wir uns gerade auf den Weg nach Lemrik machen. Es ist ein ganzer Tagesmarsch und wir haben nicht viel Zeit.«
    »Na, dann bringe ich Euch vielleicht Glück!«, rief der Mann gut gelaunt zurück. »Ich bin auch auf dem Weg nach Lemrik. Würde mich freuen Euch mitzunehmen, sofern Ihr Euch nicht vor dem Wasser fürchtet.«
    Das Floß war sehr einfach gebaut, aber ziemlich groß. Aranthia warf Alduin einen fragenden Blick zu, doch der zuckte mit den Schultern.
    »Warum nicht? Wir sparen uns den Fußmarsch«, meinte er. »Wahrscheinlich würden wir es schon bald bereuen, nicht mitgefahren zu sein!«
    »Danke, wir nehmen Euer Angebot gerne an!«, rief Aranthia und lief dem Flößer entgegen.
    Er steuerte das Floß ans Ufer, sprang an Land und verneigte sich vor Aranthia, wobei er die rechte Hand zum Gruß auf die Brust legte. Seine grünbraune Kleidung wirkte abgetragen und verwaschen: weite Hosen und ein Lederwams, darunter ein langärmliges Hemd. Das dunkle Haar fiel ihm bis auf die Schultern und ein dünner, wirrer Bart bedeckte sein Gesicht, das aber offen und freundlich wirkte.
    »Zu Euren Diensten, gute Frau. Ich heiße Bardelph. Musste hier anlegen, weil ich einen neuen Staken brauche. Der alte blieb in den Stromschnellen zwischen den Felsen stecken. Fand dann einen zerbrochenen im Schilf, aber es war ziemlich harte Arbeit, das Floß mit einem halben Stock zu steuern.«
    »Das ist mein Sohn Alduin. Er kann Euch helfen einen neuen Staken zu schneiden, er kennt sich im Wald gut aus. Ich koche Euch inzwischen einen Becher Calba.«
     
    Bardelph und Alduin brauchten nicht lange, um zwei kräftige Stangen zu schlagen; beide überragten den Flößer ein wenig. Aranthia hatte inzwischen das Feuer wieder angezündet, um Calba zu ko chen, ein heißes Getränk, das aus verschiedenen Arten von gerösteten und gemahlenen Körnern bestand. Sie tranken in Stille, dann packten sie alles zusammen, verschlossen erneut das Haus und gingen zum Floß hinunter. Es war kaum mehr als eine schwimmende Plattform. Vier große Holzkisten waren sorgfältig auf den mittleren Stämmen am vorderen Ende vertäut, um das Gewicht des Flößers am hinteren Ende auszugleichen. Bardelph erzählte ihnen, dass er weiter unten am Fluss Fallen gestellt habe und nun die Felle und Häute nach Lemrik bringen wolle, um sie dort zu verkaufen.
    »Hier könnt ihr Eure Sachen verstauen. Wir wollen doch nicht, dass sie über Bord gehen!«, sagte er und zwinkerte Alduin zu. Er öffnete eine der Kisten, in der wunderbare Arekfelle gestapelt waren.
    »Für die Viehbauern unten am Fluss sind die Arekkatzen wirklich eine Plage«, erklärte er, »während die Leute im Gebirge ihre Felle gut für warme Wintermäntel gebrauchen können.« Erst jetzt bemerkte er Alduins unglückliche Miene und fügte noch schnell hinzu: »Auf diese Weise nützt meine Arbeit allen und alle sind zufrieden.«
    Aranthia verstaute ihre Tasche sorgfältig auf einer
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