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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken
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würde diesen Geruch selbst dem süßesten Parfüm einer feinen Dame vorziehen.«
    Nach einer Weile fuhr er fort: »In der Falknerei ist es immer recht warm, vor allem in der Bruthalle. Sie ist wie ein inneres Heiligtum. Dort entscheidet sich die Zukunft eines jeden Falkners ... in dem Augenblick, in dem das Küken schlüpft: Bindet es den Falkner an sich oder nicht?«
    Traurig schüttelte er den Kopf, als er sich an diesen Tag erinnerte, obwohl er schon viele Jahre zurücklag. »Ich habe es nur ein einziges Mal versucht. Ein zweites Mal hätte ich die Enttäuschung nicht mehr ertragen können. Aber ich war sehr stark und gut im Bogenschießen, außerdem hielt ich mich gern in der freien Natur auf, deshalb wählte ich schließlich einen entsprechenden Beruf. Man könnte fast sagen, dass ich geradezu für die Jagd geboren war!«, sagte er mit breitem Grinsen.
    »Und die Falkner, was sind das für Leute?«
    »Nun, täusche dich nicht - die jungen Raiden sind ein sehr stolzer Haufen. Es herrscht ein scharfer Wettbewerb, denn es gibt immer mehr Anwärter als Küken. Dabei ist es völlig sinnlos, gegeneinander zu kämpfen, denn die Küken allein treffen die Wahl und nichts kann daran etwas ändern, weder die Abstammung der Lehrlinge noch die Fähigkeiten, die sie erworben haben.«
    »Und ...«, begann Alduin.
    »Genug gefragt!«, rief Bardelph in gespielter Verzweiflung. »Ich muss mich noch eine Weile ausruhen, bevor wir uns wieder auf den Weg machen!« Er ließ sich ins Gras zurücksinken, streckte die langen Beine aus und schlief innerhalb von wenigen Augenblicken ein. Aranthia und Alduin lächelten einander zu und legten sich ebenfalls hin.
     

     
    Die zweite Hälfte der Reise war kürzer als die erste. Bardelph hatte sich erholt und meinte, dass ihm Alduin beim Flößen helfen könne. Der Junge war glücklich etwas Neues ausprobieren zu dürfen, und als sie am Hauptlandesteg in Lemrik anlegten, war er trotz der Blasen an seinen Händen bereits sehr geschickt im Umgang mit dem Staken.
    Das Dorf war von Wäldern umgeben, hinter denen gerade die Sonne unterging. Lange Baumschatten erstreckten sich bis über die Schiffslände. Auf dem Kai ging es geschäftig zu, denn der kleine Fischerort war auch die wichtigste Anlegestelle für Reisende, die flussauf- oder flussabwärts fahren wollten; zugleich kreuzten sich hier die Straße nach Norden ins Gebirge und die in südlicher Richtung verlaufende Straße nach Sanforan. Alduin war nur einmal als kleines Kind in Lemrik gewesen und konnte sich kaum noch daran erinnern. In den letzten Jahren hatte seine Mutter alles, was sie brauchten, von Händlern eingekauft, die auf dem Fluss vorbeikamen. Nun sah er das Dorf mit ganz neuen Augen. Die meisten Bewohnerwaren Katauren und dann gab es ein paar Fath und Raiden. Sie trugen die allgemein gebräuchliche, praktische Kleidung, sodass die Angehörigen der verschiedenen Stämme ziemlich ähnlich aussahen. Nur an ihrer Haartracht war der Unterschied deutlich zu erkennen.
    »Raiden flechten sich ihre Bärte zu zwei Zöpfen«, erklärte Bardelph und kratzte reumütig seinen eigenen Bart, der offensichtlich nicht der Tradition entsprach. »Katauren haben auf beiden Seiten des Gesichts lange Zöpfe und die Fath tragen meistens nur eine Mütze.«
    »Alle haben so helle Haut«, stellte Alduin erstaunt fest, denn ihm war aufgefallen, wie viel dunkler im Vergleich dazu der Teint seiner Mutter wirkte. Selbst seine eigene bronzefarbene Haut war dunkler als die der meisten.
    »Die Wunand sind der einzige dunkelhäutige Stamm. Ich habe keine Ahnung, warum. Es ist eben so«, antwortete Bardelph schulterzuckend.
    Während Alduin nicht müde wurde Fragen zu stellen und sich jede Antwort genau einprägte, stand Aranthia einfach auf dem Landesteg und blickte sich um. Ihr letzter Besuch lag schon lange zurück und vieles hatte sich verändert. Das Dorf war inzwischen auf das Doppelte angewachsen und reichte vom Flussufer bis an den Wald. Große Lagerhäuser waren errichtet worden, Waren wurden von hier aus ins ganze Land transportiert, die Schmiede war jetzt sehr viel größer als zuvor und es gab drei oder vier weitere Läden und noch viel mehr neue Wohnhäuser. Auf dem Kai herrschte reges Leben; alle redeten und scherzten miteinander, viele waren damit beschäftigt, die Flussschiffe zu beladen oder ihre Ladungen zu löschen. Andere hingen nur einfach herum und beobachteten neugierig das Treiben. Aranthia fühlte sich von den neuen Eindrücken überrollt
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