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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken
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eingeritzt. Dennoch wagten sie nicht ihn zu stören, schwankten zwischen der Sorge um Rihscha und der Sorge um ihren Freund.
    Rael verband sich in kurzen Abständen immer wieder mit Sivella und berichtete Erilea, was er sah. Endlich hörte sie eine hoffnungsvolle Meldung.
    »Da - in der Ferne«, rief er plötzlich. »Scheint so, als ob sich dort Wolken zusammenballten, aber es ist in der richtigen Richtung. Die Fischer haben es noch nicht entdeckt, aber es kann nicht mehr lange dauern.«
    »Hoffentlich ist es nicht zu spät«, murmelte Erilea. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Ich ... ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann ... er ist so totenblass ...«'
    Im selben Augenblick zerriss Alduins Schrei die Stille. »Töte ihn nicht! Versuche ...«
    Erilea sprang mit einem Satz auf und raste die Stufen hinunter, als hätte sie nur auf Alduins Aufschrei gewartet. »Ich hole Aranthia!«, rief sie über die Schulter zurück. »Wenn etwas passiert, ist sie die Einzige, die ihm helfen kann. Pass gut auf ihn auf, solange ich weg bin ...«
    Rael sah ihr verblüfft und verwirrt nach. Sein Instinkt und seine Ausbildung befahlen ihm sich wieder mit Sivella zu verbinden, doch sein Herz bat ihn über seinen Freund zu wachen. Aber was war die richtige Entscheidung? Er flog mit Sivella und sah Lichtblitze und hörte fernes Donnergrollen. Doch als er sich wieder zu Alduin umwandte, konnte er es kaum ertragen, zu sehen, wie sich sein Freund aufbäumte und sich wild hin und her warf. In diesem Moment wurde Rael klar, dass Alduin einen schweren inneren Kampf focht, der nichts Gutes verhieß.
    Endlich entdeckte Sivella das Boot und kehrte zu den Fischern zurück, die inzwischen auch den Sturm sehen konnten. Mit aufgeregtem Kreischen hüpfte sie von einem Fuß auf den anderen; es war klar, was sie sagen wollte.
    »Ich wette meinen letzten Cita, dass sie das Boot entdeckt hat«, rief der Kapitän, als er ihr Gehabe sah.
    Er war so stolz, als wäre Sivella sein eigener Falke. Vorsichtig streckte er die Hand aus und streichelte ihren Kopf. Sie reagierte so liebevoll und rieb ihren kleinen Schopf so zärtlich an seinem knorrigen Finger, dass er sich vor Rührung kaum noch beherrschen konnte.
    »Ach, meine kleine Schöne«, rief er begeistert. »Ich bin wirklich froh, dass wir uns auf dich eingelassen haben. Das ist eine Geschichte, die ich bis zum letzten Atemzug jedem erzählen werde, ob er sie hören will oder nicht!«
     
    Rael löste die Bindung mit Sivella und konnte ein stolzes Lächeln nicht unterdrücken. Sein wunderbares Falkenweibchen hatte die raubeinigen Seeleute längst um die kleine Kralle gewickelt. Rael brauchte jetzt nicht mehr mit Sivella zu fliegen; der Kurs war klar und das Fischerboot würde sein Ziel so schnell wie möglich ansteuern. Jetzt konnte er sich um seinen Freund kümmern. Doch anscheinend blieb ihm nichts, als zu warten und zu Gilian zu beten, dass Rihscha lange genug durchhielt.
    Die Zeit kroch nur noch dahin; jeder Herzschlag schien eine Ewigkeit zu dauern. Rael glaubte in Alduins seltsamen Zuckungen so etwas wie Flugbewegungen zu erkennen, aber er bemerkte auch die Erschöpfung und wusste, dass sich Rihschas Kraft dem Ende zuneigte. Plötzlich und ohne Vorwarnung sprang Alduin auf, streckte in hilflos, ergebener Geste die Arme aus und brach bewusstlos auf dem Felsen zusammen.
     

     
    Alduin konnte sich später nicht mehr daran erinnern, dass Bardelph ihn auf den Armen zum Gasthof und in Aranthias Zimmer getragen hatte. Als er erwachte und sie genau wie früher still arbeitend am Tisch sitzen sah, fragte er sich kurz, ob sein Leben im Falkenhaus nur ein Traum gewesen sei. Doch dann erblickte er den voll ausgewachsenen Rihscha auf der Truhe am Fußende des Bettes, der ihn durchdringend anschaute.
    »Rihscha«, flüsterte Alduin, warf die Decke zurück und kroch zu dem Falken, während die Erinnerungen an den gestrigen Tag wie eine Flutwelle zurückkehrten. Sanft ließ er den Finger über die Brust des Vogels gleiten und suchte das ganze Gefieder nach Zeichen der durchlittenen Qualen ab. Er fand nichts. Der Falke senkte den Kopf und stupste zur Begrüßung Alduins Nase leicht mit dem Schnabel.
    »Mein schöner Falke!«, sagte Alduin in einem Tonfall voller Liebe und Ehrfurcht, »ich bin so stolz auf dich! Du hast es geschafft und hast Kirstie gerettet! Du bist einfach ein Wunder! Woher hast du nur die Kraft genommen, um all das durchzuhalten?«
    »Er hat sie von dir«, hörte er Aranthias sanfte Stimme.
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