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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken
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rief Erilea aus. »Ich erzähle es Rael.«
    Alduin nickte und schloss wieder die Augen.
     
    Eine Zeit lang schien alle Müdigkeit verflogen. Alduin und Rihscha hielten mit kaum noch beherrschbarer Ungeduld auf das Boot zu. Malnars hochgewachsene Gestalt stand wie in Anbetung versunken mit ausgebreiteten Armen im Bug und blickte nach vorn. Die Ruderpinne schien wie von einer unsichtbaren Hand bewegt und das ganze Boot von hell glitzerndem Schein umgeben. Unbeirrbar hielt es Kurs. Langsam, aber sicher holten Rihscha und Alduin das Boot ein; schon konnten sie auch Kirstie sehen, die sich im Heck zusammenkauerte. Durch den unheimlichen Lichtschimmer hindurch konnten sie erkennen, dass sie von Furcht wie gelähmt erschien. Voller Abscheu starrte sie Malnar an. Als sie den Blick abwandte und für einen kurzen Moment zum Himmel schaute, sah sie den Falken. Freude und Erstaunen waren so stark, dass sie unwillkürlich aufschrie und Malnar aus seiner weltfernen Trance riss. Er wirbelte herum und hielt sich am Mast fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Seine Miene verriet seine widersprüchlichen Gefühle: Wut, Stolz, Verzweiflung ... und Wahnsinn. Alduin konnte alles in seinen Augen lesen wie in einem Buch und tiefes Mitleid überkam ihn. Malnar hatte die Grenze der Vernunft überschritten, vermutlich ohne es selbst zu bemerken, und es war unwahrscheinlich, dass er den Weg zurückfinden würde. Doch Alduin gab die Hoffnung nicht auf.
    Flieg Rihscha! Wir müssen Malnar aufhalten!
    Zur gleichen Zeit, als der Falke all seine Kraft in die Verfolgung setzte, strafte ihn Malnar mit einem Blick von purer Wut und breitete erneut seine Arme aus in einer herausfordernden und zugleich beschwörenden Geste.
    Der mysteriöse Lichtschimmer um das Boot begann zu pulsieren und zu schweben. Der Onur schrie sein Flehen in den Abendhimmel, und obwohl der Wind seine Worte bis zu dem Falken hinauftrug, konnte Alduin sie nicht verstehen. Doch ihr Zweck wurde bald klar. Die Wolken, die über dem Boot hingen, dehnten sich rasch aus, wuchsen und türmten sich zu einem Sturm auf. Der magische Wind, der die Segel prall gefüllt hatte, nahm zu, Blitze zuckten aus den Wolken und Donner grollte aus allen Richtungen. Kirstie klammerte sich verzweifelt an die Planken und krümmte sich vor Angst über den Zorn ihres Entführers.
    Rihscha und Alduin schrien verzweifelt auf, als das Boot davon- schoss und sie zurückließ. Der Junge spürte den Schweiß, der über sein Gesicht und in die Federn des Falken rann, doch er trieb Rihscha immer schneller an, um auch noch die letzte Energie aus ihren miteinander verbundenen Körpern herauszulocken. Woher der Falke die Kraft nahm, wusste Alduin nicht, doch ganz langsam kamen sie dem Boot wieder näher. Dieses Mal verriet Kirsties Miene nichts. Malnar war so sehr damit beschäftigt, seinen Zauber zu weben, dass er ohnehin nichts bemerkt hätte. Als Rihscha endlich nur noch eine Bootslänge hinter Malnars Rücken flog, ließ er sich vom Wind tragen, um für einen Sturzflug an Höhe zu gewinnen.
    Kirstie war ihm unbewusst mit den Augen gefolgt, bis ihr klar wurde, was der Falke plante.
    Überraschenderweise reichte das aus, um Malnars Aufmerksamkeit wieder auf sie zu lenken. Wütend starrte er über das Heck hinaus, doch konnte er den Falken nirgendwo erblicken. Er warf der Nebelsängerin einen triumphierenden Blick zu und verlor sich wieder in seiner Beschwörung.
     
    Mit einer letzten, verzweifelten Kraftanstrengung legte Rihscha die Flügel eng an und schoss wie ein Pfeil nach unten. Er hatte genau gezielt; im letzten Moment riss er die Fänge nach vorn und grub die messerscharfen Krallen tief in Malnars Hals. Rihschas Jagdinstinkt hatte Alduins Bewusstsein fast überwältigt, doch der Junge konnte ihn gerade noch verzweifelt anflehen:
    Rihscha - töte ihn nicht! Versuche ihn aufzuhalten ...
    Malnar brüllte auf vor Schmerz und fuchtelte wild, um den Vogel abzuschütteln. Mit übermenschlicher Kraft packte er Rihschas Körper, riss die Krallen aus seinem Fleisch und schleuderte den erschöpften Falken zur Seite. So kraftvoll und heftig war die Reaktion des Onur, dass Rihscha wehrlos auf die Wasseroberfläche zustürzte. Doch im allerletzten Augenblick, als die Wellen bereits über ihm zusammenzuschlagen drohten, fing er sich ab und schwang sich wieder in die Luft.
    Alduin blickte zum Boot zurück, das aus dem Ruder gelaufen war und wie ein Stück Treibholz wild hin und her geworfen wurde. Malnar bemühte
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