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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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Halluzinationen verfolgt, Herr Pizalla! Kann mich noch ausgezeichnet auf meine Augen und Ohren verlassen. Wäre nicht zu diesem Fiasko gekommen, wenn ich mich auf alles so gut hätte verlassen können«, erwiderte Zeppenfeld gereizt. »Der Professor hätte Mainz erst gar nicht verlassen dürfen! Hatten mir Ihr Wort darauf gegeben!«
    »Ich habe getan, was ich konnte!«, verteidigte sich Pizalla erregt, rote Flecken auf dem Gesicht. »Sie hatten mit Ihren Männern doch die Sicherung der Tordurchfahrt übernommen. Also machen Sie mich jetzt nicht dafür verantwortlich, dass er Ihnen in Mainz entwischt ist!«
    Zeppenfeld fegte diesen Einwand mit einer herrischen Handbewegung beiseite. »Haben sich geschlagene fünf Stunden Zeit gelassen, mein Herr, um hier endlich mit ordentlicher Verstärkung aufzutauchen! Hatte so Zeit genug ihre Flucht vorzubereiten, die Heller-Brut. Wäre nicht passiert, wenn Sie unverzüglich mit den Soldaten hier eingetroffen wären«, warf er ihm vor. »Konnte das von Ihnen erwarten! Haben die Aufdeckung und Zerschlagung des Geheimbundes mir zu verdanken!«
    »Hören Sie, ich bin so schnell hergeeilt, wie ich konnte«, gab Pizalla ärgerlich zurück. »Sie scheinen vergessen zu haben, dass ich nicht Standortkommandant bin und über Soldaten keine Befehlsgewalt habe. Es war gar nicht so leicht, zu dieser späten Stunde überhaupt noch zum Kommandeur vorzudringen und ihm die Order für einen Militäreinsatz vor den Toren der Stadt abzuringen. Herrgott, das hat alles seine Zeit gebraucht!«
    Eine Kutsche bog um die südwestliche Ecke des Landgutes, flankiert von zwei berittenen Gendarmen. Auf dem Kutschbock saß Klemens Ackermann, der vor zweiundfünfzig Jahren stumm und mit einer Rücken Verwachsung auf Falkenhof zur Welt gekommen war. Heinrich Heller hatte ihn vor elf Jahren, als er das Landgut erstanden hatte, übernommen und diese Entscheidung nie bereut. Er war ihm stets treu ergeben gewesen und hatte sich auf mannigfache Weise auf dem Gut nützlich gemacht. Dass er bei der Landbevölkerung wegen seiner Verwachsung und Sprachlosigkeit fälschlicherweise als einfältiger Trottel galt, war ihm jetzt von Nutzen.
    »Die Kutsche war leer. Aber das hier haben wir bei dem Buckligen gefunden«, sagte einer der Gendarmen zu Pizalla und reichte ihm einen gefalteten Bogen.
    Pizalla las. Das Schreiben, eindeutig vom Gelehrten aufgesetzt, war an den Arzt in der Nachbargemeinde Finthen gerichtet und enthielt die dringende Aufforderung umgehend nach Falkenhof zu kommen, um eine schwere Schuss Verletzung zu behandeln.
    »War ein Ablenkungsmanöver, das mit der Kutsche«, sagte Zeppenfeld.
    Klemens Ackermann blickte mit betont dümmlichem Grinsen in die Runde und ließ etwas Speichel von seinen Lippen tropfen.
    »Weiß er noch etwas?«, fragte Pizalla.
    Der Gendarm schüttelte den Kopf. »Er ist stumm und nicht ganz richtig im Kopf. Aus dem kriegen Sie nichts raus, weil nichts in seinem hohlen Schädel ist. Er heißt Klemens Ackermann, ist hier auf dem Hof geboren und hat auch nie woanders gelebt. Wilbart kennt ihn. Er stammt aus dieser Gegend«, sagte er und deutete auf den jungen Uniformierten, der sich auf der anderen Seite der Kutsche hielt. »Sag du ihm, was das für ein Bursche ist.«
    Wilbart winkte geringschätzig ab. »Ist ’n Dorfdepp, der nicht mal zwei und zwei zusammenkriegt, aber sonst harmlos.«
    Klemens Ackermann nickte heftig, während sich sein Gesicht zu einem noch breiteren Grinsen verzog. Mit der Zunge schob er mehr Speichel vor um das Bild des sabbernden Idioten noch zu verstärken.
    Pizalla zerknüllte das Schreiben und warf es hinter sich. »Schafft mir diesen Schwachkopf aus den Augen und lasst ihn laufen!«
    »Erwarte gründliche Durchsuchung des Landgutes!«, meldete sich Zeppenfeld wieder zu Wort. »Kann nicht ausschließen, dass der Professor den Spazierstock nicht mitgenommen, sondern hier irgendwo versteckt hat.«
    Pizalla nickte heftig. »Was ich für Sie tun kann, werde ich tun! Ich werde Falkenhof auf den Kopf stellen! Nicht ein Staubkorn wird auf dem anderen bleiben!«, versicherte er grimmig. »Aber zuerst werde ich diesem unverschämten Volk, das die Tore noch immer nicht geöffnet hat, eine letzte Warnung erteilen. – Korporal!«
    Der Korporal trat zu ihm, und wenn er auch keine militärische Haltung annahm, so zeigte er doch sichtlichen Respekt. Xaver Pizalla bekleidete weder einen Offiziersrang noch sonst eine offizielle Position. Doch er war so etwas wie eine graue
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