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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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Drecksarbeit für noch größere Lumpen
     
    Mit verbissener Miene erwartete Zeppenfeld den Polizeispitzel vor dem Westtor. Er vermochte seine Ungeduld und seinen Groll über das späte Erscheinen von Pizalla und den Soldaten kaum unter Kontrolle zu halten. Den glatten, kalten Lauf der Pistole, die er nachzuladen sich erspart hatte, klatschte er immer wieder in seine geöffnete linke Hand. Dabei wippte er auf den Zehenspitzen auf und ab.
    Stenz stand ein gutes Stück abseits und hielt die Pferde am Zügel. Die Erfahrungen der vergangenen Wochen hatten es ihm ratsam erscheinen lassen, sich nicht in unmittelbarer Nähe seines Herrn aufzuhalten, wenn er in solch wutgeladener Stimmung war. Da tat man besser daran, Distanz zu wahren und vor allem den Mund zu halten. Eine Einsicht, die Tillmann noch immer nicht gekommen war – was vielleicht daran lag, dass er mehr Branntwein in sich hineinkippte, als sein sowieso schon dürftiger Verstand verdauen konnte. Nun ja, dafür schien sein Magen aus Eisen zu sein. Aber wenn er mit diesem schweigsamen Stockfisch Valdek die Geschichte mit dem Ballon vergeigte, würde Zeppenfeld ihn seine ungezähmte Wut kosten lassen – und dann half ihm auch ein Magen aus bestem Gusseisen nichts.
    Auf einen Befehl des Korporals, der die berittene Abteilung anführte, sprangen die Soldaten von ihren Pferden und bezogen rechts und links von der Allee Stellung, die Musketen im Anschlag.
    Zeppenfeld rührte sich nicht von der Stelle. Das martialische Bild, das die Soldaten im Schein der Lagerfeuer boten, verstärkte nur den geringschätzigen Ausdruck auf seinem Gesicht.
    Wenige Meter vor ihm brachte der Kutscher das Gespann zum Stehen. Der Schlag flog schon auf, als die Räder noch in Bewegung waren, und Xaver Pizalla sprang aus der Kutsche. Er war ein kleinwüchsiger Mann mit Halbglatze und einem schmallippigen Gesicht. In den blank polierten, kniehohen Stiefeln, die im Licht der Fackeln glänzten, schien er fast zu versacken. Und der Säbel an seiner Hüfte wirkte geradezu lächerlich. Er sah wahrlich nicht aus, als könnte er eine Klinge führen. Der offene Kampf entsprach auch gar nicht seinem Charakter. Seine Welt war die der Intrige, der Bespitzelung und des wohl vorbereiteten Hinterhaltes. Und seine Hand erreichte dann größte Gefährlichkeit, wenn sie mit der Feder Protokolle aufsetzte und freiheitlich gesinnten Menschen zu Leibe rückte.
    »Sie haben die Situation unter Kontrolle, ja?«, rief er und fuhr, ohne eine Antwort abzuwarten, großspurig fort: »Gehen Sie zur Seite. Ich werde die Angelegenheit jetzt zum Abschluss bringen und dieses Verrätergesindel aus seinem Bau holen. Notfalls stecke ich diesem Volksaufhetzer das ganze Landgut über dem Kopf an!«
    »Hol Sie der Teufel!«, brach es aus Zeppenfeld hervor. »Haben Ihre Chance vertan! Erscheinen eine verdammte Stunde zu spät mit Ihrer Sturmtruppe! Haben den Bau schon verlassen, diese Ratten!«
    Pizalla sah ihn verständnislos an. »Wie bitte? Sie belieben zu scherzen, Herr von Zeppenfeld!«
    »Mir ist nicht nach Scherzen zumute! Der Bau ist leer! Ausgeflogen, die Brut!«, stieß Zeppenfeld wütend hervor.
    Pizalla schluckte. »Aber Sie haben mir doch einen Boten geschickt und ausrichten lassen, dass sich der Professor hier verschanzt hat und Sie mit Ihren Männern und den Gendarmen den Falkenhof umstellt haben. Es hieß, Sie könnten das Landgut ohne Unterstützung nur nicht …«
    Zeppenfeld schnitt ihm das Wort ab. »Eine Stunde zu spät! Eine gottverdammte Stunde! Sind aus Falkenhof geflüchtet – in einem Ballon!«
    Pizalla Kiefer klappte auf. »Ballon?«, wiederholte er ungläubig. Sein Blick ging verstört zu den trutzigen Mauern des Landgutes hoch und kehrte dann zu Zeppenfeld zurück. »Aber das – das ist unmöglich!« Er wollte es einfach nicht wahrhaben. Man würde es ihm als großes Verdienst anrechnen, dass er den Geheimbund Schwarz, Rot, Gold zerschlagen hatte, auch wenn dem Professor die Flucht gelungen war. Doch ihm persönlich reichte das nicht. Ein flüchtiger Heinrich Heller, der zu den führenden Köpfen der verbotenen Vereinigung gehört hatte, würde seinen Triumph zunichte machen. Schon seit Jahren brannte er darauf, diesen Universalgelehrten in die Schranken zu weisen und zu vernichten. Und nun, da er ihn schon im Kerker gesehen hatte, sollte er mit einem Ballon geflohen sein?
    »Ein Ding der Unmöglichkeit, Herr von Zeppenfeld!«, entfuhr es ihm beschwörend.
    »Werde nicht von
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