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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken
Autoren: Rainer M. Schröder
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sein.«
    »Nun mach schon!«, drängte Tobias.
    »Dann höre gut zu.« Sadik stellte sich in Positur und rieb erst einmal seine Nasenflügel mit Daumen und Zeigefinger. »Es ist ein typisches Beduinen-Rätsel, so viel will ich dir verraten. Also aufgepasst: ›Ich habe einen Überwurf voller Knöpfe. Er lässt sich weder falten noch tragen.‹ Na, nun sag, was es ist!«
    »Ein Überwurf voller Knöpfe, der sich weder tragen noch falten lässt«, wiederholte Tobias murmelnd und überlegte angestrengt. »Ein Überwurf …«
    Sadik wartete geduldig ans Treppengeländer gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, ein vergnügtes Lächeln auf den Lippen.
    Tobias kam nicht drauf. »Gib mir noch einen Hinweis, bitte!«
    Der Araber schüttelte den Kopf. »La …! Nein, kommt nicht in Frage. Ich habe dir schon genug verraten. Versuche wie ein Beduine zu denken!«
    Sosehr Tobias sich auch bemühte, ihm wollte nichts Rechtes zu dem Rätsel einfallen. Schließlich gab er auf.
    »Mist! Ich komm nicht drauf! Was ist es?«
    »Der Himmel und die Sterne«, lüftete Sadik des Rätsels Lösung. »Ich sagte dir doch, dass es ein typisches Beduinen-Rätsel ist.«
    Tobias schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Natürlich! Das Firmament! Mein Gott, es ist so einfach! Warum bin ich bloß nicht darauf gekommen?«
    »Deine Frage erinnert mich an die Geschichte vom Blinden, den man fragte: ›Was suchst du?‹ Worauf dieser antwortete: ›Einen Korb voller Augen‹«, spottete Sadik.
    Tobias gab sich empört. »Danke, Sadik! Und ich Dummkopf war versucht, mich wegen dir mit dem Franzosen anzulegen.«
    »Aber eben auch nur versucht!«
    Sie mussten nun beide lachen.
    Doch als sie vom Dachboden stiegen, ging es Tobias nicht aus dem Sinn, was Sadik Talib ihm prophezeit hatte, und er sollte noch oft an diese Worte denken: »Eines Tages wird Blut an deiner Klinge sein, Tobias!«
     

 
Der gescheiterte Plan
     
    Das Feuer prasselte munter im Kamin und vertrieb den Hauch von Kühle aus dem Studierzimmer, als es klopfte. Heinrich Heller war an seinen Schreibtisch zurückgekehrt und wollte sich gerade setzen. Er wandte sich nun um und rief: »Ja, bitte, herein!«
    Die Tür ging auf und Lisette erschien, die junge Frau von Jakob Weinroth, der bei ihm als Kutscher und Stallknecht angestellt war, während sie im Haushalt arbeitete und auch mal Agnes in der Küche zur Hand ging.
    »Monsieur Fougot wünscht Sie zu sprechen, Herr Professor«, meldete sie mit ihrer zarten Stimme.
    »Nur zu, Lisette! Führ ihn herein!«, rief er erfreut.
    Lisette knickste leicht, gab die Tür frei, und Maurice Fougot trat an ihr vorbei ins Zimmer.
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht bei einer wichtigen Arbeit, Monsieur Professeur, so beschäftigt, wie Sie immer sind«, sagte der Franzose mit freundschaftlicher Höflichkeit und Respekt, während Lisette die Tür geräuschlos hinter ihm schloss. Er sprach den Titel Professor französisch aus, sodass die Betonung auf der letzten Silbe lag und aus dem letzten o ein ö wurde.
    »Ach was!«, fegte dieser die Bedenken des Fechtlehrers mit einer fröhlich-einladenden Handbewegung beiseite. »Im Gegenteil. Es ist mir stets ein außerordentliches Vergnügen, mit Ihnen zu plaudern. Kommen Sie, setzen wir uns ans Feuer und leisten Sie mir bei einem Glas Cognac Gesellschaft. Französischen Cognac!«, fügte er augenzwinkernd hinzu. »Es ist heute ein ungemütlich kalter Tag, da werden wir uns auch zu so früher Stunde schon ein Glas erlauben dürfen, was meinen Sie?«
    Maurice Fougot neigte zustimmend den Kopf. »Ich nehme dankend an.«
    »Bitte, nehmen Sie doch Platz!« Heinrich Heller führte ihn zu den Sesseln am Feuer, holte dann die Cognac-Karaffe und zwei Gläser und goss ein.
    Sie prosteten sich zu.
    Der Franzose kippte den großzügig bemessenen Cognac auf einen Zug hinunter, atmete mit einem schweren Seufzer aus und sagte: »In der Tat, der war nötig!«
    Heinrich Heller sah ihn ahnungsvoll an. »War es so schlimm?«
    »Schlimmer«, antwortete der Franzose knapp.
    Nun war es am Professor zu seufzen. »Unsere wohl durchdachten Vorkehrungen haben also nichts genutzt«, stellte er betrübt fest und griff zur Karaffe, um das Glas seines Gastes noch einmal zu füllen.
    Maurice Fougot schüttelte den Kopf. »Nicht das Geringste, Monsieur Professeur. Es hat ihn überhaupt nicht berührt. Ohne jeden effet. Nicht den geringsten Eindruck hat es auf ihn gemacht.« Er zuckte mit den Achseln. »Alors, es kam ja nicht
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