Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe
Autoren: Martin Clauß
Vom Netzwerk:
Flur hinab. Es war niemand in Sicht. „... dieser englische Wichtigtuer. Der Vize-Rektor.“
    „Sir Darren? Ach, ist er tatsächlich Vize? Ihn scheint hier aber niemand besonders zu mögen.“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen, versuchte einen lockeren Plauderton anzuschlagen.
    Sie kniff die Augen zusammen. „Bist du ihm schon begegnet?“
    „Nur kurz. Ich bin heute ja erst den zweiten Tag hier – den Abend meiner Ankunft nicht mitgerechnet. Ich habe ihm ... die Hand geschüttelt, mehr nicht.“
    „Oh, viel mehr Vertraulichkeiten wird er dir auch in den nächsten Jahren nicht erlauben, schätze ich. Es sei denn, du stammst mindestens von einem Fürsten ab und hast einen Stammbaum dabei, mit dem du es beweisen kannst ... Sag mal, warum habe ich dich gestern nicht bei den Mahlzeiten gesehen, wenn du schon seit Montag hier bist?“
    „Ich hatte ...“ Zimmerarrest , wollte er sagen, doch dann formulierte er den Satz neu. „Ich habe gestern den ganzen Tag auf meinem Zimmer verbracht.“
    „Ja, ich erinnere mich jetzt. Man wollte, dass ich für eine Person mehr koche.“
    „Es war wirklich lecker“, lächelte Artur.
    Die Köchin winkte ab. „Warst du krank?“
    „Nein, ich ... das ist schwer zu erklären.“
    Hotten hatte ihn gebeten, am ersten Tag das Zimmer nicht zu verlassen, außer, um die Toilette oder die Dusche aufzusuchen. Das Essen war ihm von Hotten selbst gebracht worden. Es war eine ungewöhnliche Maßnahme, einen neuen Kommilitonen einzuführen, indem man ihn in sein Zimmer sperrte. Andererseits war es auch von Arturs Seite aus ein mehr als misslungener Start in den neuen Lebensabschnitt gewesen. Sein Schutzengel hatte ein Mädchen beinahe getötet. Dabei hatte Artur die Existenz seines unsichtbaren Begleiters unbedingt geheim halten wollen.
    Artur war alles andere als glücklich über den Lauf der Dinge. Dass sein Schutzengel bei einer Studentin dieses Hauses „anschlug“, war nicht vorherzusehen gewesen. Bisher hatte das unsichtbare Wesen in seinem ganzen Leben nur dreimal reagiert.
    Artur hatte sich längst daran gewöhnt, dass der Schutzengel die Leute in seiner Umgebung überprüfte – wie er das tat, wusste er nicht. Er wusste nur, dass die allerwenigsten Menschen auf diesem Planeten eine echte Bedrohung für ihn, Artur, darstellten. Warum sollte ausgerechnet dieses zarte, zerbrechlich wirkende Mädchen dazugehören? Wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, dass ein Schutzengel sich nicht irren konnte, hätte er es nicht für möglich gehalten.
    Dieser Vorfall hatte ihn von allen Menschen in diesem Haus abgetrennt. Ehe er noch in der Lage gewesen war, Kontakte zu knüpfen, war alle Hoffnung auf eine harmonische Eingliederung in die Gesellschaft dieser Privatuni ausgelöscht worden. Man musste ihn für eine Gefahr halten, für eine Art Monstrum oder zumindest für einen bösartigen Eindringling. Der eintägige Zimmerarrest und das Verbot, in der ersten Woche am Unterricht teilzunehmen, würde die Situation nur verschlimmern. Gerüchte über ihn würden zu Dutzenden in Umlauf kommen, ohne dass er sie dementieren konnte. Er wurde zu einem Außenseiter gemacht.
    Und dabei war er hergekommen, um wieder Teil einer Gruppe zu werden. Um in der Gemeinschaft der anderen herauszufinden, wer er war und warum er diesen Schutzengel hatte.
    Zwar hatte er am Morgen ein paar Worte mit seinen beiden Zimmergenossen Georg Jergowitsch und Enene Afam wechseln können, doch auch die beiden verschlossen sich vor ihm. Als sie zum Frühstück hinabgingen und er alleine zurückblieb, fühlte er sich elend. Und an diesem Gefühl hatte sich bisher nichts geändert. Alle Menschen in diesem Haus waren gegen ihn eingenommen – außer vielleicht dieser griechischen Köchin. Er durfte es jetzt nicht verpatzen.
    Aber gleichzeitig wollte er auch die Fragen beantwortet bekommen, die ihm auf der Seele brannten.
    „Ekaterini, du kennst doch dieses japanische Mädchen.“
    „Madoka?“ Täuschte er sich, oder verdüsterte sich ihr Gesicht?
    „Ja. Wie ist sie so?“
    „Sie hatte einen Unfall, vorgestern.“
    „Ich weiß. Ich meine – wie war sie, bevor sie den Unfall hatte?“ Arturs Herz pochte heftiger. Offenbar brachte die Köchin ihn nicht mit dem in Verbindung, was der Japanerin zugestoßen war. Er musste höllisch aufpassen, dass dies so blieb.
    Ekaterini wischte sich die Hände an der Schürze ab und atmete tief durch. Plötzlich stand diese Arbeitsmaschine still. Vor ihr, in einer riesigen weißen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher