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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe
Autoren: Martin Clauß
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dorthin. Und das, obwohl sie kein einziges Kochbuch haben, und keine Liebesromane.“
    Artur lächelte müde. „Danke für den Tipp. Vielleicht gehe ich tatsächlich mal runter. Immerhin bin ich jetzt Student.“
    Er wandte sich schon zum Gehen, als die kräftige Hand der Köchin seinen Arm packte.
    „Artur“, sagte sie. „Die Träume, die ich hatte, die Albträume über Madoka ...“
    „Ja?“
    Sie atmete tief ein. „Ich habe wochenlang geträumt, das Mädchen würde sich das Leben nehmen. Beinahe jede Nacht. Es war furchtbar. Jedes Mal, wenn ich morgens hierher kam, musste ich als erstes nach ihr sehen. Verstehst du? Musste mich vergewissern, ob sie noch lebte. Wie ein Zwang war das.“
    Artur spürte, wie er erblasste. Er nickte langsam, drückte Ekaterinis mit Mehl bestäubte Hand kurz und ging den Flur hinab.

5
    Während sich im Erdgeschoss des Schlosses die Unterrichtsräume und die Bibliothek befanden, waren im ersten Stock die Wohnräume der Studenten und Dozenten lokalisiert. Einzige Ausnahme von der Trennung in Schulisches und Privates war der offene Speiseraum, der sich im Erdgeschoss zwischen den beiden Treppenaufgängen befand.
    Ein Korridor führte längs durch das obere Stockwerk. Die Küche lag im rechten Flügel, und als Artur in Richtung zum linken Flügel hinüber ging, hatte er links von sich die einförmige Reihe der Zimmer.
    Im ersten Raum wohnte Werner Hotten, der Rektor. Über ihn wusste er, dass er selten im Haus anzutreffen war, weil er selbst bei Wind und Wetter lieber draußen im Garten hantierte – und damit einen Gärtner überflüssig machte. Die nächsten beiden Zimmer gehörten Sir Darren Edgar und Margarete Maus, den beiden Dozenten, die auf dem Schloss wohnten. Dann folgten die Waschräume und Toiletten der Herren und Damen, und jenseits davon schlossen sich vier weitere Zimmer an. Die ersten drei davon waren Zweibettzimmer für die Studenten, die schon etwas länger hier waren, und als letzten Raum in der Reihe gab es noch eine Rumpelkammer, die jedoch verschlossen war – mit unglaublichen fünf Vorhängeschlössern versehen, wie Artur stirnrunzelnd feststellte.
    Er wagte keine Mutmaßungen darüber anzustellen, was man da vor unbefugtem Zugriff zu schützen versuchte. Vielleicht würde es ihm eines Tages jemand verraten, ohne dass er danach zu fragen brauchte. Viel wahrscheinlicher würde er dieses Haus bald verlassen und das Geheimnis des Raumes nie erfahren.
    Die drei Dreibettzimmer lagen auf der rechten Seite des Korridors. Im hintersten war er zusammen mit Georg und Enene Afam untergebracht, direkt gegenüber des verschlossenen Raumes. Die beiden vorderen Räume waren in weiblicher Hand.
    Das Zimmer, das ihn interessierte, war jenes rechts vom Damenwaschraum. Wenn seine Informationen stimmten, wohnten dort Isabel Holzapfel und ... Madoka Tanigawa.
    Das vierte Fenster – es war das vierte Fenster gewesen, aus dem das arme Ding sich gestürzt hatte.
    Das Fenster dieses Raumes.
    Werner Hotten hatte ihm ausdrücklich verboten, das Zimmer des Mädchens zu betreten. Schließlich war es von seinem Schutzengel zu einem Sprung aus dem Fenster getrieben worden. Margarete Maus hatte dieses Verbot mit einem drohenden, ganz und gar hexenhaften Blick unterstrichen. Nicht zuletzt deswegen hatte Artur es bislang vorgezogen, das Verbot zu beachten. Übertrat er es, würde er seine allerletzten Sympathien verspielen.
    Aber heute beschloss er, dass er bereit war, das Risiko einzugehen.
    Von dieser Universität zu fliegen, war eine Sache, mit der er leben konnte. Er hatte Zuflucht gesucht und keine gefunden. Gut. Dann musste er eben weitersuchen. Weiter nach einem Weg forschen, sich und sein Schicksal zu verstehen. Aber sein Schutzengel hatte hier einen Menschen ausfindig gemacht, der ihm einst großen Schaden zufügen würde. Daran konnte kein Zweifel bestehen – die Heftigkeit, mit der er Madoka Tanigawa attackiert hatte, sprach Bände. Vielleicht bedeutete sie sogar ein Risiko für sein Leben.
    Es machte keinen Sinn, sich einen Wachhund zu halten und nicht einmal aus dem Fenster zu sehen, wenn er anschlug. Er musste dieses Mädchen treffen, versuchen, sie kennen zu lernen, sie zu durchschauen. Er musste herausfinden, welcher Art die Gefahr war, die von dem zarten Geschöpf ausging!
    Artur hatte das Gefühl, seinen Schutzengel nicht mehr bei sich zu haben, aber er konnte nicht sicher sein. Als er eben zum ersten Mal der Köchin gegenüberstand, hätte es geschehen müssen – wie ein
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