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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 3 Fluch der Liebe
Autoren: Martin Clauß
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sahen sich an.
    „Sir Darren hat recht“, bestätigte Margarete. „Manche dieser Hexentränke wirken erst nach sieben Tagen. Dann aber umso stärker.“
    „Und wenn wir uns den Magen auspumpen lassen?“ Georg sagte es, in vollem Ernst.
    Sogar Michael hatte nach dem dritten Stück Torte und der zweiten Schale Knabbergebäck aufgehört zu essen. Sein magerer Körper schien nervös zu zucken.
    Irgendwo im Haus schlug eine Uhr sechs Mal. Die einzelnen Schläge schienen Minuten voneinander entfernt zu sein, so sehr war die Zeit ins Stocken geraten.
    „Isabel hat gelogen.“
    Es war Madokas Stimme, und so leise sie es auch sagte, alle verstummten, als das Mädchen sprach. Sie kam nicht herüber, blieb vor der Treppe stehen.
    „Was?“, hakte Artur nach. „Was hast du gesagt?“
    „Sie hat gelogen. Sie hat nur so getan, als hätte sie ihre Tage.“
    „Sie hatte Krämpfe“, meinte Margarete.
    „Nur gespielt“, sagte Madoka. „Sie hatte ihre Regel vor über zwei Wochen.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Wir sind Zimmergenossinnen. Und ich führe Tagebuch.“
    „Du schreibst auf, wann Isabel ...“
    „Ich schreibe alles auf.“ Madoka wandte sich wieder ab.
    Artur sagte: „Moment – wenn das gelogen war, dann war vielleicht auch alles andere nicht die Wahrheit.“
    „Die Sache mit dem Tee“, schaltete sich Harald ein. „Kein Blut, keine Katzenleber? Allgemeines Aufatmen?“
    Artur sah sich um, erforschte die Gesichter der anderen. „Ja, vielleicht war die Schachtel an ihrem Fußende auch nur da, damit sie jemand fand. Wir haben keinen Beweis dafür, dass sie etwas davon wirklich verwendet hat.“
    Jaqueline hustete. „Na ja, ehrlich gesagt kam es mir schon ein bisschen komisch vor ...“
    „Was kam dir komisch vor?“
    „Dass sie den Computer so hinterließ ... den Browser geöffnet, damit der nächste ohne weiteres herausfinden konnte, wonach sie gesucht und was sie gefunden hatte. Ich meine, es war ... wie ein aufgeschlagenes Buch ...“
    „Falsche Spuren“, sinnierte Margarete. „Rote Heringe. Eine ganze Menge davon.“
    „Alles nur vorgetäuscht“, sagte Harald. Der Gedanke schien ihm zu gefallen, und dieses Gefühl konnte jeder im Raum nachvollziehen.
    „Aber warum? Warum?“ Artur schüttelte den Kopf. „Warum sollten wir glauben, einen Liebestrank getrunken zu haben?“
    Felipe, der vor einer Minute von der Toilette zurückgekehrt war und noch immer sehr blass um die Nase aussah, gab die Antwort. „Damit wir uns in sie verliebten, auch ohne Hexenzauber. Wir sollten uns verlieben, weil wir glaubten, verzaubert zu sein. Ein psychologischer Trick – ganz ohne Magie.“ Er liebte Psychologie.
    „Deshalb mussten es auch sechs Opfer sein, nicht nur eines“, stieg Artur darauf ein. „Bei irgendeinem würde es schon klappen ...“
    „Puh! Ich muss gestehen, diese Studentin tatsächlich unterschätzt zu haben“, flüsterte Sir Darren. „Dieser Plan, mag er auch schiefgegangen sein, trägt die Handschrift eines genialen Geistes.“

8
    Am späten Abend schloss sich Isabel in einer der Toiletten ein begann den Zauber. Sie würde nur ein paar Minuten brauchen – in Kürze würde alles vorüber sein.
    Natürlich hatte keiner der anderen verstanden, um was es ihr wirklich gegangen war. Noch nie hatte jemand begriffen, was in ihrem Geist vorging. Und schlimmer noch: Nie hatte jemand begriffen, auf was es im Leben wirklich ankam.
    Liebe – das war die zweite große Macht in Leben des Menschen. Die erste große Macht war der Tod.
    In vielen Punkten ähnelten die beiden sich. Sie waren stark, konnten einem Menschen absolute Erfüllung bringen – oder absolutes, unumkehrbares Versagen.
    Als Gruftie hatte sie sich ihr Leben lang mit dem Tod beschäftigt. Den Tod konnte man in zweierlei Form erfahren. Einmal als den Tod eines anderen, einmal als den eigenen Tod. Der Tod eines anderen Menschen konnte ein tiefer Einschnitt im Leben sein, aber er war nichts im Vergleich zu der Macht, die der eigene Tod über einen hatte – selbst, wenn er nichts war als eine dunkle Tür, auf die man ein ganzes Leben lang unaufhaltsam zusteuerte.
    Die Gesellschaft befürwortete es nicht, wenn man sich mit dem Tod beschäftigte. Sie schrieb vor, dass man nicht darüber sprach, höchstens einmal einen dummen Witz darüber riss. Die Gesellschaft stempelte Menschen wie Isabel zu Außenseitern ab, ja, manchmal sogar zu gefährlichen Irren oder Sektierern, die angeblich mit dem Teufel im Bunde standen.
    Menschen
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