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Faktotum

Faktotum

Titel: Faktotum
Autoren: Charles Bukowski
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kanns nehmen oder austeilen. Oben oder unten, ist doch ganz wurscht.«
»Findest du?«
»Na sicher. Wir können ja ne Münze werfen.«
»Das muß ich mir erst noch überlegen.«
»All right. Noch ne Pille?«
»Yeah. Gib mir noch ne gelbe.«
»Ich werd dich dann nach Feierabend nochmal fragen.«
»Is recht.«
    Nach Feierabend war Paul zur Stelle.
»Na, was is?«
»Ich kanns nicht machen, Paul. Ich bin straight.«
    »Is aber ein fabelhafter Apparat. Wenn du da erst mal drauf bist, vergißt du alles.«

    »Ich kanns nicht.«

    »Na, dann komm halt so mit und sieh dir wenigstens meine
    Pillen an.«
»All right. Das geht schon eher.«
    Ich schloß den Hinterausgang ab. Dann gingen wir vorne durch den Laden raus. Mary Lou saß im Büro, rauchte eine Zigarette und unterhielt sich mit Bud.
    »Gute Nacht, Männer«, sagte Bud und zog ein breites Grinsen auf …
    Paul wohnte einen Block weiter südlich. Er hatte ein Apartment im Erdgeschoß, nach vorne raus auf die Seventh Street. »Das ist der Apparat«, sagte er. Er stellte ihn an.
»Schau her, schau dir das an. Er hört sich an wie ne Waschmaschine. Die Frau im Stockwerk über mir, die sieht mich ab und zu im Hausflur und sagt ›Paul, Sie müssen wirklich ein reinlicher Mensch sein. Ich hör Sie drei- oder viermal in der Woche Ihre Sachen waschen.‹«
»Stell das Ding ab«, sagte ich.
»Da drüben stehn meine Pillen. Ich hab Tausende von Pillen, Tausende. Bei manchen weiß ich nichtmal, für was sie sind.«
Paul hatte die ganzen Fläschchen auf dem Kaffeetisch stehen. Es waren elf oder zwölf Stück, in verschiedenen Größen und Formen, alle voll mit verschiedenfarbigen Pillen. Ein wunderschöner Anblick. Ich sah ihm zu, wie er eine Flasche aufschraubte, drei oder vier Pillen herausschüttelte und runterschluckte. Dann machte er eine andere auf und nahm auch davon ein paar. Dann machte er eine dritte auf.
»Komm schon, Teufel nochmal«, sagte er, »machen wir auf dem Apparat einen drauf.«
»Ich passe«, sagte ich. »Ich muß wieder los.«
»Na schön, wenn du mich nicht ficken willst, dann fick ich mich eben selber!«
Ich machte die Tür hinter mir zu und ging raus auf die Straße. Ich hörte, wie er den Apparat anstellte.

78
    Mr. Manders kam zu mir nach hinten an meinen Arbeitsplatz und stand da und sah mir zu. Ich machte gerade eine größere Bestellung Malfarben fertig, und er stand da und sah es sich an. Manders war einmal der Inhaber des Ladens gewesen, aber seine Frau war ihm mit einem Schwarzen weggelaufen, und er hatte sich dem Suff ergeben. Der Suff kostete ihn das Geschäft. Jetzt gehörte der Laden einem anderen, und Manders war nur noch Verkäufer.
    »Machen Sie auf diese Kartons auch genug VORSICHT
    GLAS Aufkleber drauf?«
»Ja.«
»Packen Sie auch alles gut ein? Mit viel Zeitungen und Holzwolle?«
    »Ich glaub schon, daß ich alles richtig mache.«
»Haben Sie genug VORSICHT GLAS Aufkleber da?« »Ja, unter der Bank, da steht ne ganze Schachtel voll.« »Sind Sie sicher, daß Sie wissen, was Sie hier machen? Sie
    sehen mir nicht wie ein Packer aus.«
»Wieso? Wie sehen Packer denn aus?«
»Sie haben eine Schürze um. Bei Ihnen seh ich keine Schürze.«
    »Ach so.«
»Von Smith-Barnsley kam eine Beschwerde. Sie sagten, sie hätten bei einer Lieferung eine Porzellandose voll Hartleim gehabt, die zersprungen war.«
Ich reagierte nicht.
»Geben Sie mir Bescheid, wenn Ihnen die VORSICHT GLAS Aufkleber ausgehen.«
»Aber sicher.«
    Manders ging den Gang runter. Dann blieb er stehen, drehte sich um und sah zu mir her. Ich zog einen Streifen Klebeband aus dem Dispenser, riß ihn ab und zurrte ihn mit einem besonders eleganten Schlenker um den Karton. Manders drehte sich um und ging weg.
    Bud kam nach hinten gerannt. »Wie viele 6-Fuß-Squeegies haben Sie auf Lager?«

    »Gar keine.«

    »Da ist einer, der will fünf Stück haben. Er wartet darauf. Machen Sie welche.«
    Bud rannte wieder nach vorn. Ein Squeegie ist ein Brett mit einer Gummikante. Man braucht es, wenn man Siebdrucke herstellen will. Ich holte mir aus dem Lager im Dachgeschoß einige Holzlatten, maß fünfmal die 6 Fuß ab und sägte die Bretter zurecht. Dann begann ich Löcher in die Längskanten zu bohren. Da wurde dann anschließend der Gummi angeschraubt. Dann mußte man den Gummi abschmirgeln, bis die Kante glatt und einwandfrei gerade war, sonst ging der Siebdruck daneben. Der Gummi war nicht leicht zu bearbeiten. Er hatte die Eigenschaft, sich zu werfen und zu krümmen.
    Bud war nach drei
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