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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition)
Autoren: Ursula Tintelnot
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nicht, dass ich unsichtbar bin, wenn ich will. Leathan war so wütend, er hat gar nicht bemerkt, dass ich hinter ihm auf seinem Pferd saß. Ich war neugierig, ich wollte sehen, wohin er reitet.“
    Lillys Lippen verzogen sich zu einem frechen Lausbubengrinsen.
    Trotz ihrer Sorge um Richard musste Faith lächeln, als sie sich die zierliche Hexe als blinden Passagier hinter Leathan auf Obsidian vorstellte.
    „Ich reite zu Annabelle.“ Faith beantwortete Lillys Frage nach Leathan nicht. Die kleine Hexe war liebenswürdig und freundlich. Dass sie das Zeichen der Macht bei sich trug, würde sie ihr trotzdem nicht verraten.
    „Nimmst du mich mit?“ Bittend sah Lilly Faith an.
    „Zu Annabelle?“
    „Ich möchte zu Elsabe, zu den Grotten. Vielleicht bekomme ich jetzt schon die Erlaubnis, Magie auszuüben.“
    Warum sollte sie Lilly nicht mitnehmen. Ihr Weg führte sie ohnehin dort vorbei. Plötzlich wurde ihre Sehnsucht nach ihrer Mutter, nach Robert und auch nach Elsabe übergroß.
    So lange war sie schon allein gewesen. Richard schien weit weg, sie wusste nicht einmal, ob sie ihm wirklich vertrauen konnte. Immer wenn sie sich auf ihn eingelassen hatte, war sie enttäuscht worden. Vielleicht war es besser, ihn zu vergessen. Es war sicher furchtbar schwer, sich zwischen denjenigen, die man liebte, zu entscheiden. Sich gegen seinen Vater zu entscheiden. Wenn sie ihm zu verstehen gäbe, dass sie ihn nicht mehr liebte, würde er sich nicht entscheiden müssen. Die Trauer um ihre verlorene Liebe und die Furcht vor Richards Vater wuchsen. Wenn sie Lilly mitnahm, könnten sie zu zweit nach Leathan Ausschau halten. Die Chance, ihm zu entwischen, würde größer sein.
    „Corone wird uns beide tragen.“
    Faith sah sich nach Lilly um.
    „Hier bin ich.“
    Lilly wurde gerade auf Corone sichtbar. Sie hatte, genau wie Elsabe, die beunruhigende Angewohnheit, mal sichtbar und im nächsten Augenblick unsichtbar zu sein.
    Faith schwang sich vor Lilly auf Richards graue Stute.
    Die junge Hexe schlang ihre Arme von hinten um Faith und schmiegte sich an ihren Rücken. Faith empfand die Wärme als merkwürdig vertraut und tröstlich. Sie fühlte sich viel weniger einsam als zuvor.
    Und dann erzählte Faith Lilly doch von ihren Freunden. Von ihrer Liebe zu Richard sprach sie nicht.
    Die beiden machten Rast unter einem Schmetterlingsbaum, dessen dicke, blauviolette Blütendolden voller schillernd bunter Falter saßen. Wie kostbare, in allen Farben leuchtende Juwelen zitterten sie an Dolden und Stängeln. Saugten den süßen Saft. Flogen auf und ließen sich wieder nieder.
    Metallisch glänzende Goldkäfer saßen dicht an dicht auf Blättern und Zweigen, brachten den Baum zum Leuchten.
    Faith konnte an nichts anderes denken als an Lisa, die sie bei Annabelle hatte zurücklassen müssen. Ihre größte Sorge war, sie nicht rechtzeitig in ihre Welt bringen zu können.
    „Deine Freundin heißt Lisa? Ich war bei Annabelle, bevor ich in die Dunkelwelt gewandert bin.“
    „Gewandert?“ Faith sah Lilly verblüfft an. „Wie konntest du so schnell von Annabelle zu Leathan wandern?“ Die junge Hexe blickte in den Himmel, folgte dem taumelnden Tanz der Schmetterlinge und mied Faiths forschenden Blick.
    „Du bist geflogen!“
    Lilly wich noch immer Faiths Blick aus.
    „Lisa ist nicht mehr bei Annabelle.“ Jetzt sah Lilly Faith an.
    „Bist du ganz sicher?“
    „Bin ich.“
    Faith hörte aufmerksam zu, als Lilly berichtete. Die Hexe hatte von Annabelles legendären Wutausbruch, nachdem Lisa verschwunden war, gehört.
    Faith erkannte, dass es keinen Grund mehr gab, das Medaillon zu Annabelle zu bringen. Lisa war geflohen, aber wohin?
    Sie war in Gedanken immer noch bei Lisa und hörte kaum auf das, was Lilly noch erzählte. „Robert ist auch geflohen, er hat …“
    „Robert?“ Faith wiederholte den Namen ihres Vaters so laut, dass Lilly erschrak. „Was hat er, rede doch!“
    „Du lässt mich ja nicht, und lass mal meinen Arm los, du tust mir weh!“
    „Entschuldige.“ Faith gab Lillys Arm frei und die Hexe fuhr fort, das, was sie von den Bewohnern in Annabelles Schloss gehört hatte, wiederzugeben. Weder Lisa noch ihr Vater in Annabelles Gewalt. Aber wo waren sie dann?
    „Ich muss zu Magalie“, dachte sie. Ihre Mutter würde wissen, was zu tun war.

Roberts Feuertaufe
    In seinen Augen stehen Tränen, nehmen ihm fast die Sicht. Robert, mit dem Rücken an die Felswand gepresst, kann den Ausgang nicht mehr sehen. Er atmet kurz und
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