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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition)
Autoren: Ursula Tintelnot
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Flucht kleine, pelzige Tiere aus. Laut fiepende Nager mit spitzen Zähnen. Hunderte Vögel hoben sich aus dem Schutz der Baumkronen krakeelend in die Luft. Der Wald schien in Aufruhr. Hinter dem Lärm, den die aufgescheuchten Tiere verursachten, hörte Faith das unverkennbare Kläffen eines Wolfsrudels. Hechelnd und schnüffelnd, die Nasen dicht am Boden, kamen die Tiere näher.
    Faith hielt den Atem an.
    Der Leitwolf verharrte vor der Lichtung und hob den Kopf. Er sah Faith direkt in die Augen, dann machte er kehrt und das Rudel verschwand.
    Murat, der Wolf mit der Narbe. Faith atmete aus.
    Das Trommeln der Pferdehufe hörte sie lange bevor sie Ross und Reiter sah. Leathans markantes Gesicht war eine einzige, böse Maske. Der schwarze, riesige Hengst und der dunkle Elf schienen Faith ein Sinnbild von Schrecken und Gewalt.
    Der Bogen in ihrer Hand zitterte nicht, obwohl sie innerlich vor Angst bebte. Sollte alles umsonst gewesen sein?
    Richard hatte ihr zur Flucht verholfen und würde zweifellos von seinem Vater dafür bestraft werden. Sie hatte ihn zurücklassen müssen. War das der Preis? Mussten sie auf ihre Liebe verzichten? Sie dachte an Maia, auch sie hatte mit Sicherheit ihre Hand im Spiel. Wer außer Maia hätte das Amulett zwischen ihre Wäsche legen können?
    Hatte sie es ihr zurückgegeben, obwohl sie seinen Wert kannte oder weil sie es für wertlos hielt?
    Noch immer sah Leathan in ihre Richtung. Faiths Pfeil war auf ihn gerichtet und würde ihn treffen, sollte der Dunkelalb sich ihr nähern.
    Sie dachte nicht an das Medaillon, bis sein Pulsieren so heftig wurde wie ihr eigener Herzschlag.
    Ganz langsam ließ Faith den Bogen sinken und griff nach dem Amulett.
    Corone stand unbeweglich neben ihr.
    Grauer Fels. Unsichtbar.
    Kichern, Huschen von kleinen Füßen, Blätterrascheln.
    Abgelenkt wandte sich der Dunkelalb endlich ab.
    Er hatte Faith nicht wahrgenommen. Sie ließ das Schmuckstück zurück in ihr Hemd gleiten.
    Faiths Herz klopfte im Takt mit dem blutroten Herzen im Inneren des Medaillons.
    Aufschluchzend vor Erleichterung warf sie sich in das weiche warme Gras der Lichtung.

Lilly und Faith
    Faith blickte auf, als sich eine kleine Hand auf ihre Schulter legte. Sie hob den Kopf und sah in zwei strahlend blaue Augen.
    Die Farbe des Sommerhimmels.
    „Ich bin Lilly.“
    Mitfühlend blickte die junge Hexe Faith in das verweinte Gesicht.
    „Er ist weg.“
    Faith sah sich um. Von Leathan und seinen Wölfen war nichts mehr zu sehen.
    „Du bist ganz grün im Gesicht.“ Lilly sah Faith neugierig an. „Was will Leathan von dir?“
    Faith wischte sich Gras und Tränen aus dem Gesicht, mit äußerst zweifelhaftem Ergebnis. Vorsichtig fragte Faith zurück: „Kennst du ihn?“
    Lilly war offensichtlich eine Hexe. Sie besaß das dunkle, glatte Haar der Hexen. Milchweiße, makellose Haut, die auch Elsabe und ihre Schwestern auszeichnete. Die blauen Augen hatte Faith bis jetzt nur bei Elsabe gesehen. Schlank war sie, wie alle Hexen, und noch sehr jung.
    „Du traust mir nicht.“ Lilly grinste, als Faith den Kopf schüttelte.
    „Macht doch nichts. Ich sage dir, woher ich diesen Dunkelalb kenne.“ Sie erzählte von ihrer Geburt auf den Feldern der Alraunen. „Wir werden mit dem uralten Wissen geboren, das allen Hexen zu eigen ist. Aber dieses Wissen anzuwenden ist uns in den ersten Jahren nicht erlaubt. Wir müssen lernen, ohne Magie zu leben. Unser einziger Schutz in dieser Zeit ist, unsichtbar zu werden. Nicht einmal fliegen dürfen wir.“ Sie sah Faith Mitleid heischend an.
    Faith musste lachen. „Du wolltest mir sagen, woher du Leathan kennst.“
    „Ja, ich weiß, ich rede zu viel.“ Lilly seufzte und fuhr fort. „Wir müssen wandern, um unsere Welt und deren Bewohner kennenzulernen. Ohne zu fliegen“, wiederholte sie sehnsüchtig.
    „Ich war im Schattenreich, dem Teil der Anderswelt, der tief in der Erde liegt. Nur eine phosphorblaue Kugel, groß wie die Sonne, scheint dort. Kaltes Dämmerlicht erhellt die dunkle Welt nur spärlich. Tag und Nacht immer dieses geisterhaft blasse Licht.“
    Lilly schüttelte sich. „Der arme Junge.“
    „Wen meinst du?“
    Entsetzt hörte Faith, was die junge Hexe gesehen hatte, nachdem sie selbst mit Corone die Flucht ergriffen hatte. „Leathan hat Richard blutig geprügelt, bis Nathan dazwischen gegangen ist. Und dann hat er Nathan befohlen, ihn in die dunkle Welt zu bringen.“
    „Wie bist du hierher gekommen?“ Faith war aschfahl geworden.
    „Vergiss
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