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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition)
Autoren: Ursula Tintelnot
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stacheliger Wiege vorbei.
    Schlafen. Träumen. Faith weiß nicht, dass sich Robert in diesem Moment das gleiche wünscht. Schlafen. Träumen. Ihre Lider werden schwer und sie überlässt sich dem sanften Schaukeln der Riesenmuschel, die sich langsam vom Grund hebt, um im Schutz der Quallen gemächlich wieder nach oben zu steigen. Sie denkt an ihre wilde Flucht, nachdem Leathan Lilly und sie entdeckt hatte. Würde es Lilly gelingen, das Medaillon zu Elsabe zu bringen?
    Faith hatte Lilly gebannt zugehört, als sie ihr berichtete, was sie über Roberts Aufenthalt in Annabelles Palast gehört hatte. „Er hat es offenbar geschafft, inmitten einer ausbrechenden Pferdeherde die Flucht zu ergreifen. Mit ihm ritt ein dunkelhäutiger Junge.“
    Faith hatte sofort an Jamal gedacht.
    Die junge Hexe hatte das Medaillon in der Hand gehalten, während Faith ihr erklärte, was es bedeutete.
    Sie hatten sich zu sicher gefühlt in dieser zauberhaften Umgebung. Süßer Duft blauvioletter Blütendolden.
    Rauchiges Aschgrau. Geräuschlos erschien vor ihnen der Dunkelalb.
    Nur Lillys Geistesgegenwart war es zu verdanken gewesen, dass Faith, allerdings ohne den kostbaren magischen Gegenstand, entkommen konnte.
    Auch Lilly hatte dessen Schönheit nicht erkannt. Aber sie hatte verstanden, wie wertvoll der Schmuck wäre, würde er in die richtigen Hände kommen.
    Als Leathan sich auf sie stürzte, erhob sie sich blitzartig in die Luft und lockte ihn mit sich.
    Als sie sicher war, dass Faith mit Corone das Weite gesucht hatte, wurde sie unsichtbar und stieg höher, so hoch, dass der dunkle Elf ihr nicht mehr folgen konnte. Als Leathan feststellte, dass die Hexe ihm entkommen war, jagte er, in der Hoffnung, dass Lilly ihr zu Hilfe kommen würde, hinter Faith her. Wenn sie kam, würde er ihr das Medaillon wieder abnehmen können.
    Lilly wusste, dass sie gegen alle Regeln verstieß, ja, dass sie ihr Leben verwirkte, indem sie flog. Wenn es so sein sollte, würde sie zurückgehen müssen, auf die Felder der Mandragora. Dort begann das Leben einer Hexe, und dort endete es.
    Die Alraunen würden sie zurück in die Erde ziehen. Aber sie wusste auch, dass Faith dringend Hilfe brauchte, und die konnte ihr nur jemand geben, der in der Lage war, mit dem Medaillon umzugehen, das ihre Faust noch immer umklammerte.
    Sie brauste durch die Luft. Ihre schwarzen Haare flatterten hinter ihr her, der Wind kühlte ihre heiße Haut.
    Sie hatte sich gefürchtet, fast hätte Leathan sie erwischt.
    Schattige Schlieren am Himmel. Lilly fliegt.
    Sie musste zu Elsabe. Soweit sie Faith verstanden hatte, kannte die Hexe zu jeder Zeit den Aufenthaltsort der Fürstin, die diesen Schmuck tragen sollte.
    Die Einzige, so hatte Faith ihr versichert, die mit der Macht würde umgehen können.

Zwillinge
    Annabelle spürte die heiße Wut ihres Bruders. Er hatte verloren. Sie, Annabelle, würde gewinnen. Aber wo blieb das Mädchen? Sie ahnte ihre Nähe, aber sie war nicht zu sehen. Wo war Faith? Wasser, Annabelle wirbelte dicht über der Oberfläche des Sees. Silbriges Sirren. Nichts. Plötzlich Leathan.
    Neben ihr.
    „Sie hat das Zeichen der Macht nicht mehr.“
    Seine Stimme klang rau vor unterdrücktem Zorn.
    Annabelle fuhr herum.
    „Nicht mehr? Sie hat die Prophezeiung erfüllt!“
    Verächtlich sah sie ihren Zwillingsbruder an.
    „Du bist unfähig, deine Magie richtig einzusetzen. Wer hat das Zeichen? Wo ist das Mädchen jetzt?“
    Leathan zögerte. Sollte er seiner verhassten Schwester sagen, was geschehen war? Er befürchtete, dass die junge Hexe das Medaillon zu den Grotten bringen würde. Wenn Elsabe und ihre Schwestern sich mit Magalie gegen ihn verbündeten, hätte er allein keine Chance. Sie besaßen es vielleicht jetzt schon.
    Leathan glaubte zwar nicht, dass sie mehr damit anfangen konnten als er selber, aber wer wusste das schon. Allerdings fühlte er, dass mit dem Verlust des Amuletts auch seine Energien spürbar nachgelassen hatten.
    Er erinnerte sich an die pulsierende Wärme, die das Amulett durch seine Adern hatte fließen lassen und die ihn, prickelnd wie Champagner, durchströmt hatte. Immer, wenn er das Schmuckstück gehalten hatte, hatte er die zusätzliche Kraft seiner Magie in sich hineinfließen gefühlt. Würde es dieselbe Kraft auch den Hexen schenken?
    Der Verlust verbitterte ihn. Noch mehr verbitterte ihn, dass er Annabelle brauchte. Wenn er das Medaillon wiederhaben wollte, war er auf ihre Hilfe angewiesen. Gemeinsam könnten sie diese
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