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Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)

Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)

Titel: Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
Autoren: Detlef Krischak
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dem
Schlafanzug und griff nach ihren Sachen, die über einem Stuhl hingen. Wenn sie
Bereitschaft hatte, machte sie es immer so. Alte Schule; ihr Vater war
Berufssoldat und hatte ihr schon in der Jugendzeit beigebracht, wie ein
Alarmstuhl hergerichtet wurde.
    »Ja,
den meine ich. Eine ehemalige Fahrschülerin von ihm, die hier auf Sie warten
wird, hat ihn aufgefunden und uns informiert. Was sollen wir machen?«
    »Ich
bin schon unterwegs, alles so lassen, wie es ist«, antwortete sie knapp und
knöpfte ihre Jeans zu. Nach weiteren drei Minuten war sie komplett angezogen
und saß in ihrem Auto.
    Nach
sehr gutem Abschluss der Polizeiakademie in Hannover wurde Petra Vogt, nachdem
sie einige Jahre erfolgreich in Hannover ermittelt hatte, nach Meppen versetzt.
Sie war fünfunddreißig Jahre alt, circa eins achtzig groß, trug kurze, braune
Haare und stählte ihren Körper durch intensiven Kraftsport. Ihre breiten
Schultern waren das Ergebnis Hunderter Stunden ›Eisenbiegens‹ in einem Meppener
Fitness-Studio. Sie lebte alleine in einem Zweizimmerappartement unweit des
Meppener Altstadtviertels an der Widukindstraße. Jeden Morgen, auch im
Frühjahr und im Herbst und so weit das Wetter und ihre Zeit es ermöglichten,
schwamm sie in der Ems, vorzugsweise stromaufwärts. Anschließend joggte sie
im Badeanzug zu ihrer Wohnung zurück, was bei so manchem Meppener, der sie
dabei beobachtete, schon heftiges Kopfschütteln verursacht hatte. Das war ihr
aber schnuppe. Ihre guten Leistungen beim KED-Meppen wurden mit der Beförderung
zur Oberkommissarin gewürdigt, dies hatte sie Oberrat Lutz Merger zu verdanken,
der sich seit einigen Tagen in einem zweiwöchigen Urlaub befand.
    Petra
Vogt bemerkte bereits von Weitem das zuckende Blaulicht, nachdem sie die
Auffahrt auf die B 70 hochgefahren war. Sie erreichte die Kreuzung und
stellte ihren Wagen neben dem Streifenwagen ab. Die Kollegen hatten mittlerweile
eine Umleitung über die Industriestraße eingerichtet und der immer noch
spärlich fließende Verkehr lief reibungslos. Sie verschaffte sich einen kurzen
Überblick und trat auf Melanie zu, die in einer Decke eingehüllt an ihrem
VW-Polo lehnte und mit ihrem Handy hantierte.
    »Moin,
ich bin Petra Vogt von der Kripo in Meppen«, begrüßte sie die junge Frau und
reichte ihr die Hand.
    Die
Krankenschwester zitterte am ganzen Körper. Sie erwiderte den Gruß und vergrub
ihre Hände wieder in den Jackentaschen.
    »Sie
haben den Mann in dem Auto gekannt? Mein Kollege sagte das vorhin am Telefon.«
    »Hallo,
ich heiße Melanie. Ja«, gab sie zurück, »ich kenne ihn. Wann kann ich nach
Hause?« Dem Mädchen standen die Tränen in den Augen. Mittlerweile hatte sie den
Tod ihres Fahrlehrers wohl realisiert. Der Schock zeigte sich erst jetzt.
    Petra
Vogt zeigte Verständnis für die junge Frau und berührte zaghaft ihre Schulter.
Sie kannte die Reaktionen der Leute, die eine Leiche aufgefunden hatten, und
wusste, dass sie erst später das Geschehen erfassten. Deswegen sprach sie
beruhigend auf sie ein. Ihre Hand ruhte weiterhin auf ihrer zuckenden Schulter.
    »Gleich,
Melanie. Nur eine Frage habe ich noch. Hat Herr Schuster etwas zu Ihnen gesagt?
Hat er mit Ihnen gesprochen?«
    »Nein.
Er war nicht mehr ansprechbar. Er war tot, als ich in sein Gesicht sah«,
antwortete sie leicht gereizt, entzog sich Ihrer Hand und blickte zum
Fahrschulwagen, dann auf den Boden vor ihr. »Ich kenne den gebrochenen Blick
toter Augen. Ich arbeite im Krankenhaus, hat das der Kollege nicht gesagt? Das
dort war mein Fahrlehrer, ich hatte ein gutes Verhältnis zu Gerd, jetzt ist er
tot. Tot! Tot!«, schrie sie plötzlich wutentbrannt und stampfte mit den Füßen
auf den Boden. Die Decke rutschte von ihrer Schulter.
    Erstaunt
über ihre Reaktion, sah Petra Vogt sie prüfend an. Wollte das Mädchen etwa
herumzicken? Sie glaubte es nicht, schob ihr Verhalten auf die Uhrzeit und auf
das gerade Erlebte. Sie zeigte Mitleid mit ihr und fasste sie wieder an ihren
Schultern. »Soll der Arzt sich gleich um Sie kümmern? Er ist auf dem Weg zu
uns.«
    »Nein,
ist nicht nötig, es geht schon wieder.«
    »Ist
gut, Sie können nach Hause fahren. Danke, dass Sie angehalten haben; war eine
reife Leistung bei der Dunkelheit. Sie haben alles richtig gemacht, sogar
vorschriftsmäßig die Kreuzung abgesichert.«
    Melanie
Forstkotte schniefte, putzte sich die Nase.
    »Können
Sie fahren? Oder soll Sie ein Kollege begleiten?«
    »Nein,
geht schon«, erwiderte sie und wischte sich
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