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Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)

Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)

Titel: Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
Autoren: Detlef Krischak
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Kilometer damit gefahren.
    »Das
Auto ist erst fünf Jahre alt, achtfach bereift und technisch einwandfrei, also
genau richtig für Fahranfänger«, hatte der pfiffige Verkäufer ihr erzählt.
    Vater
Forstkotte, ein im Ruhestand lebender Grundschullehrer, hatte es sich nicht
nehmen lassen, sie beim Kauf des Wagens zu begleiten. Mit fachmännischem Blick
hatte er das Auto umrundet und mehrmals gegen die Reifen getreten. Sie hielten
seinen Tritten stand. Melanie fand sein Auftreten etwas peinlich, und als er
dann die Haube geöffnet hatte und einen Blick in den Motorraum warf, schämte
sie sich für ihren Vater. Er zog mal hier und da an den Kabeln und Schläuchen,
dann nickte er und bestätigte den guten Zustand des Motors, obwohl er gar nicht
lief. Der Verkäufer zeigte sich zuerst irritiert, dann fühlte er sich
veräppelt, als Vater Forstkotte sich in den Wagen setzte und sämtliche Knöpfe
ausprobieren wollte.
    »Sie
müssen schon die Zündung einschalten, sonst funktioniert hier gar nichts«,
belehrte er ihn und verdrehte die Augen. Der Verkäufer sah bereits seine Felle
die Ems herunterschwimmen. Immer müssen die jungen Frauen ihre Väter
mitschleppen, wenn es ein neues Auto sein soll. Er hatte das schon öfter
mitgemacht, ließ sich auch dann nicht aus der Ruhe bringen, als Herr Forstkotte
den schlechten Zustand der Scheibenwischer bemängelte.
    »Wir
werden sie natürlich erneuern«, beteuerte der Verkäufer und zog behutsam Vater
und Tochter mit sich.
    Bei
den harten Verhandlungen über den Preis, die von Vater Forstkotte
höchstpersönlich geführt wurden, schaffte er es, zweihundert Euro Nachlass bei
Barzahlung und einen vollen Tank herauszuschinden. Melanie hätte sich das nicht
getraut und sie küsste Papps auf die Wange, als sie das Autohaus verlassen
hatten.
    Sie
verwarf die Gedanken an den Autokauf und konzentrierte sich wieder auf das
Fahren. Es regnete in Strömen und das durch den vorausfahrenden Lastkraftwagen
aufgewirbelte Wasser spritzte in großen Fontänen gegen ihre Windschutzscheibe.
Panische Angst erfasste sie bei jedem Wasserschwall, und weil sie nichts mehr
vor sich erkennen konnte, vergrößerte sie den Abstand. Entmutigt brach sie den
Überholversuch ab. Besser nicht überholen, schoss es ihr in den Kopf.
    Der
Besuch bei ihrer Freundin in Lingen hatte einiges länger gedauert als geplant,
weil es so viel zu erzählen gab. Nun machte sie sich darüber Vorwürfe, dass sie
die Zeit völlig aus dem Auge verloren hatte. Da sie am nächsten Tag früh
aufstehen wollte, musste sie sich schweren Herzens von ihrer Freundin
verabschieden und den Heimweg antreten. Melanie Forstkotte befand sich seit
sechs Monaten am Ludmillenstift in Meppen in einer Ausbildung zur Krankenschwester,
und sie wollte auf gar keinen Fall verschlafen.
    Der
bei diesem Scheißwetter langsam vor ihr – hin
und wieder auch in Schlangenlinien – fahrende,
polnische Lkw gab ihr den Rest und zerrte gewaltig an ihren Nerven. Sie wusste,
dass gerade nachts viele Lastkraftwagen auf dieser Straße unterwegs waren und
die A 31, besser bekannt als ›Emslandautobahn‹, wegen der Mautgebühren
mieden.
    Aber
dies war der kürzeste Weg nach Hause, also nutzte sie ihn auch. Melanie befuhr
die Bundesstraße 70 von Lingen in Richtung Meppen, eine für jeden Autofahrer
äußerst reizvolle Strecke; fast zwanzig Kilometer geradeaus am
Dortmund-Ems-Kanal entlang. Ein Überholen von langsam fahrenden Fahrzeugen war
wegen des häufigen Gegenverkehrs kaum möglich und zusätzlich erschwerten
tagsüber dahinschleichende Trecker mit teilweise zwei vollgeladenen Anhängern
eine zügige Weiterfahrt. Sogar einige todesmutige Rollerfahrer, die mit knapp
vierzig Kilometern in der Stunde ein besonderes Hindernis darstellten, konnten
auf dieser Strecke regelmäßig beobachtet werden. Auf dem parallel laufenden
Radweg wären diese Schleicher sicherlich besser aufgehoben.
    Viele
Pendler, die täglich diese Straße nach Meppen nutzten, ergaben sich ihrem Schicksal
und blieben einfach stumpf hinter den Lastkraftwagen. So mancher männliche
Autofahrer verbrachte die zwanzig Minuten Schleichfahrt mit Kaffeetrinken oder
Nasepopeln. Andere wiederum widmeten sich der morgendlichen Bartpflege oder
drückten lästige Mitesser aus dem Gesicht. Weibliche Pendler hingegen
verbrachten diese Zeit damit, indem sie sich intensiv mit ihrer Frisur
beschäftigten, die Lippen nachzogen oder mit den Handys spielten.
    Melanie
Forstkotte schaltete die Scheibenwischer auf die
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