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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Leix
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Richtung haben wir
ja bereits.«
     
    Ein Stau am Walldorfer Kreuz kostete
die Kommissare eine halbe Stunde, anschließend erreichten sie zügig die Kurpfalz.
    Die angegebene
Straße im Heidelberger Stadtteil Ziegelhausen fanden sie schnell, die Hausnummer
28 schien jedoch nicht zu existieren. Also fragten sie eine Passantin, die ihren
Einkaufstrolli hinter sich herzog.
    »Zu wem?
Ach, zum Kao?«
    »Nein, Karl-Adolf
Ott.«
    »Sag ich
doch. ›K-A-O‹, so nennen den hier alle. Das kommt von früher, als er unser Briefträger
war.«
    »Ach so,
der Kao bringt die Post.« Lindt verstand. »Wo finden wir ihn denn?«
    Die Frau
zeigte zu den Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Dort zwischendurch.
Der wohnt dahinter.«
    Die Kommissare
ließen den Wagen stehen und überquerten die Fahrbahn. Ein rückseitiger Anbau der
Nummer 26 trug eine eigene Hausnummer.
    Der dicke
Kopf einer vermutlich recht korpulenten Frau Anfang 70 schob sich im ersten Stock
durch ein kleines Fenster. »Ja, bitte?«, kam recht freundlich von oben.
    »Ist der
Herr Ott zu sprechen?«
    Ohne zu
fragen, wer da vor der Haustür stand, rief sie nach innen und zwar so laut, dass
es sogar im übernächsten Vorgarten zu hören sein musste: »Kao, da sind zwei Männer,
die wollen zu dir.« Sofort summte der Türöffner.
    Karl-Adolf
Ott stand oben an der Treppe. »Sie können gerne hochkommen. Meine Knie sind nicht
mehr ganz so fit.«
    Lindt und
Wellmann folgten der Einladung und wiesen sich aus.
    »Au, Polizei?«,
sagte die Frau, die den Türrahmen in der Breite vollständig ausfüllte, jetzt deutlich
leiser. »Ich wüsst’ net, dass wir was angestellt hätten.«
    »Keine Sorge«,
beruhigte sie Lindt. »Nur ein paar Fragen.«
    Das Ehepaar
ging voraus ins Wohnzimmer. Nebeneinander auf dem Sofa sitzend bot das ungleiche
Paar einen erheiternden Anblick. Der von der täglichen Bewegung schlank gebliebene
ehemalige Postbote saß deutlich erhöht neben seiner schwergewichtigen Gattin, die
tief in die abgewetzten Polster eingesunken war.
    »Es geht
um Ihre Schwester«, kam Lindt gleich zur Sache.
    »Sie wollen
doch nicht sagen, dass sie den endlich eingesperrt haben?«, antwortete die Frau,
obwohl Lindt Kao angeschaut hatte.
    »Wen meinen
Sie denn?«
    »Ha, den
Eduard natürlich, diesen … diesen, ach ich sag’s lieber net, aber der hat die Luise
100-prozentig auf ’m Gewissen.«
    »Bisher
konnten wir ihm leider nichts nachweisen.«
    »Schad’,
wirklich schad’.« Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Ich sag Ihnen,
das war kein anderer. Der hat seine Frau totg’schossen. Niemand sonst. So ein unangenehmer
Kerl.«
    »Sie mögen
ihn nicht«, stellte der Kommissar fest.
    Jetzt antwortete
Kao: »Ich hab ihn schon damals nicht leiden können, aber sein Geld, das viele Geld,
das hat die Luise halt angezogen. Da musste sie natürlich nicht so bescheiden wohnen,
so wie wir hier.« Er erhob sich, ging zu der Anrichte, auf der ein alter Fernseher
stand, und kam mit einem gerahmten Bild zurück. Ein schmales Trauerband zog sich
über die linke Ecke. »Das war sie, die Luise, meine Luise, meine einzige Schwester.«
    Lindt nahm
das Bild in die Hand und betrachtete die Fotografie. »Hübsch«, sagte er, »wirklich
hübsch und noch ziemlich jung. War sie zu der Zeit schon mit dem …«
    »Nein, nein,
das war lange vor ihrer Hochzeit«, antwortete der Mann. »Die hätt’ jeden haben können,
so wie sie damals ausgesehen hat. Sie wollt’ halt raus aus unserem einfachen Leben
und da kam ihr der grad recht.«
    Erneut ging
er zu dem niedrigen Schränkchen hinüber, kam mit einem Album zurück und legte es
vor die Kommissare auf den Couchtisch. »Da, sehen Sie, wie sie sich verändert hat.
Reich war sie ja nach ihrer Hochzeit, aber glücklich net. Auf keinen Fall, auch
wenn sie bei uns immer mit dem Mercedes-Sportwagen vorgefahren kam.«
    Lindt zeigte
auf eines der Fotos. »Sie haben recht. Wenn man die Gesichter vergleicht – glücklich
sieht anders aus.« Er hielt das gerahmte Bild daneben.
    »Gell, Sie
sehen es auch«, meinte die Frau vom Sofa her. »Wie Tag und Nacht.«
    »Und das
da«, zeigte Kao auf eine andere Fotografie, »das ist der Eduard. Den hat man hier
nie zu Gesicht bekommen. Mit uns normalen Menschen wollte der nichts zu tun haben.«
    »Ah ja,
damals noch ohne Bart. Wenn man eine Weile hinschaut, erkennt man ihn.«
    »Dem müssen
Sie nur in die Augen schauen, zum Fürchten, sag ich Ihnen. Den Blick vergessen Sie
nie

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