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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino
Autoren: António Lobo Antunes
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nehmen Sie die Finger da weg, heben Sie das Tuch nicht an, wir wollen vor Gericht keinen Ärger mit den Rechtsanwälten.
    – Irgendeinen Ärger gestern nacht, Abílio? beunruhigte sich der Stumme. Du gehst schon das zweite Mal mit einem Stein zurück.
    Der Oberstleutnant drehte den Wasserhahn im Badezimmer auf, ließ die Wanne vollaufen und setzte sich, die Ellenbogen auf den Knien, aufs Bidet unter das Bord mit den Kosmetiksachen, schaute zu, wie die Kacheln und der Spiegel langsam beschlugen, die Wasserhähne, die Abflüsse und das verchromte Rohr der Dusche
anfingen zu schwitzen, Laugendampf aus dem Emaillerechteck an seiner Linken aufstieg, während Edite am Telefon mit schmachtend schlängelnder Stimme ein Taxi rief. Am Grund der Toilette schwammen Wattestückchen, beinahe durchsichtige Toilettenpapierfetzen, ein Zigarettenfilter, Bonbonsilberpapier, und Edite, aufgeregt, leidenschaftlich, hingerissen, vollkommen nervös, hatte in Azeitão oder Palmela in einer Herberge ein Zimmer reserviert, träumte vom Funker, erbebte für den Funker, schrieb ihm lange Briefe mit lila Tinte auf ihrem gräßlichen rosa Papier, hängte sich ihm an den mageren Hals, seufzte zustimmend, unterwürfig, hingebungsvoll, bewegte die Cellulitis an den Schenkeln im Doppelbett, nannte ihn Schätzchen, und bat ihn, Nein, kitzel mich nicht, sagte, Hör auf, Celestino, zu ihm, lachte. Er zog sich aus, ließ die Kleidung von innen nach außen gekehrt auf die Fliesen am Boden fallen, prüfte die Temperatur des Wassers in der Badewanne mit der Zehenspitze, streckte sich reglos im Wasser aus wie in einem kochenden Sarg, Ich werde heute nachmittag eine Warensendung verpassen, sorgte sich etwas, während er eine Hinterbacke kratzte, und Hauptmann Mendes kündigt mir, der Japaner wartete bestimmt, von Kisten und Säcken und dem schwerfälligen Zögern der Rhinozerosse aus dem Zuchthaus umgeben, seit Stunden im Lager am Fluß, das Wasserflugzeug in Cabo Ruivo glich einer ausgestopften Möwe, zweimaliges, kurzes Hupen auf der Straße, Ich gehe, mein Schatz, bis Montag, rief die Parfümwolke von der Diele her, und in diesem Augenblick stieß ein Krankenwagen unter dem Fenster im Crescendo sein Geheul aus, der Japaner beklagte sich konsterniert unter Tiefseetauchersauerstoffgeblubber beim Schwiegervater, Inês drehte sich nackt, mit Ölen eingeschmiert, träge auf der Liege, die Achselhöhlen waren Ovale mit wachsenden kleinen Punkten, die Augen ebenfalls kleine Punkte, zwei hervorstehende abschätzende und ironische Punkte, die muskulösen Beine spreizten sich, die sehr weißen Hinterbacken wurden dicht und rund, ein Ball hüpfte im Nebenraum auf dem Boden, zerknautschte Stimmen unterhielten sich
und lachten, die Haustür fiel mit einem Knall zu, der Oberstleutnant hörte von der Badewanne aus die Seile des Fahrstuhls quietschen, Ich komme um fünf, komme um sechs, komme, wenn ich komme, was interessiert mich der Job, meinetwegen können die Transistoren zum Teufel gehen, und eine Schlaffheit im Körper, eine endlose Müdigkeit, eine absolute Gedankenverlorenheit, er stellte sich, als würde er träumen, ein leeres gedrechseltes Bett in der Herberge in Palmela vor, das Heulen des Krankenwagens hallte in den Ohren wie Meeresschneckenecho, eine andere Frau beugte sich zu Inês’ liegender Gestalt herunter, leckte lange ein Schulterblatt, dann das andere, die glänzende Kurve der Lenden, Sie wird stundenlang, den Koffer neben sich, am vereinbarten Treffpunkt warten, dachte der Oberstleutnant amüsiert, nach allen Seiten Ausschau halten, die Arme verschränken, entschränken, immer ungeduldiger, immer wütender mit dem Fuß auf den Boden stampfen, vergebens ein- oder zweimal anrufen, es aufgeben, es nicht verstehen, Angst bekommen, Wahrscheinlich ist ihm etwas passiert, wahrscheinlich hat er es sich anders überlegt, wahrscheinlich eine andere Frau, ein Mädchen kam mit zwei Tennisschlägern unter dem Arm herein und ging wieder raus, die Rollläden machten ein weiches grünes Licht, die Öle des Bades rochen intensiv nach Mottenmitteln und ich, ehrlich, ich habe die Tussi da liegen sehen, die jüngere, die, die nicht meine Tochter war, wie sie Maria João das Kinn liebkoste und sie bat, Küß meinen Hintern, und sie bat, Steck deinen Fingern in meinen Arsch, und da rutschte mir die Seife aus der Hand, und ich bin eingeschlafen.
    – Irgendeinen Ärger mit der Alten, Abílio, fragte der Stumme ernsthaft besorgt, während die Steine des Soldaten sich auf
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