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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino
Autoren: António Lobo Antunes
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liebkoste ihm langsam mit einem geduldigen Auf und Ab die Hoden, die Lenden, den Penis, der Sessel knackte immer schneller, immer schneller, der Oberstleutnant steckte den Schlüssel in die Tasche, warf einen schnellen Blick in den Dielenspiegel, rückte die Krawatte gerade, ging mit Rekrutenschritten den Flur entlang, trat ins Zimmer, indem er die Jacke glattstrich (der Perlmuttpfau wuchs auf der Konsole, ein Hahn aus Barcelos verspottete mich laut lachend), und er traf die Parfümwolke dabei an, wie sie einen Koffer füllte, Bürsten und Flaschen von der Kommode nahm, hochhackige Schuhe in Plastikbeutelchen steckte.
    – So früh? fragte sie überrascht oder genervt oder bang oder gleichgültig. Ich hatte höchstens um eins, halb zwei mit dir gerechnet, seit du die Computer deines Freundes befehligst, gibt es bei dir keine festen Zeiten mehr.
    – Laßt die Jungs vom Leichenschauhaus vorbei, laßt die Leiche vorbei, bat der dicke Inspektor die Journalisten und wies auf eine Trage mit einer langen Gestalt unter einem Bettuch und zwei
Typen mit Mütze, die damit die Treppe heruntergestolpert kamen. Ein Journalist, der in der Hocke vor ihnen herumhüpfte wie eine Heuschrecke, machte auf jeder Stufe ein Foto: LEICHE DES UNGLÜCKLICHEN OBERLEUTNANTS AUF DEM WEG ZUM LEICHENSCHAUHAUS: PIKANTE EINZELHEITEN UND ERKLÄRUNGEN DER HAUPTZEUGEN AUF SEITE ZWÖLF.
    – Abílio, frage der Stumme, während er einen fehlenden Stein durch einen Uniformknopf ersetzte, ist irgend etwas mit dir los?
    Mäuse, die die Farbe und Größe von kleinen Kaninchen hatten, galoppierten in den Stollen des Lagers, die dreckigen Scheiben des Oberlichts zerbrachen eine nach der anderen, legten Bruchstücke vom Himmel frei, die Teilen nackter Haut glichen, ein riesiger Lastwagen, auf dem hoch oben der Fahrer saß und das Schiffsruderlenkrad hin und her bewegte, verbarg ein paar Augenblicke lang die Straße, die mickrige kleine Grünanlage an der Luciano Cordeiro, die alten Häuser mit den schiefen, kaputten Rolläden: Wie viele Tage, wie viele Monate, verflucht noch mal, schon ohne Auftrag? Die Concierge hatte ihm Geld für die Miete geliehen, steckte ihm hin und wieder hundert oder zweihundert Escudos für Zigaretten, für etwas zu essen, für den Bus nach Hause in die Hosentasche: Wenn das so weitergeht, muß ich bald wieder bei den Schwulen anschaffen gehen, mich abends am Cais do Sodré an einen Baum lehnen, in Erwartung der Autos der Homos die Schiffe hören und rauchen.
    – Clarisse hat mich eingeladen, ein paar Tage in dem Haus zu verbringen, das sie in Malveira gemietet hat, sagte die Parfümwolke, deren Haar platinblonder war denn je, während sie Ketten und Ohrringe in ein herzförmiges Lederkästchen packte, und der Oberstleutnant insgeheim, Nicht einmal lügen kannst du, du dumme Pute, dein Gesicht möchte ich sehen, wenn du nachher wieder nach Haus kommst. Wir haben alles ganz kurzfristig beschlossen, Schätzchen, ich hatte keine Zeit, dir gestern Bescheid zu sagen. Aber ich verspreche, daß ich Montag bestimmt wieder
hier bin, vor Sehnsucht nach dir sterbe. Ich wollte ein Brieflein im Wohnzimmer ans Telefon stellen, um es dir zu erklären.
    Die ewigen parfümierten rosa Kärtchen, mit Tauben oder Blumenkörben oder Babykatzen oder einem weinenden Mädchen in der Ecke mit deinem Vornamen in Goldlettern, darunter die Grammatikfehler deiner lila Tinte, die klebrige Menopausenzärtlichkeit, die widerlichen Diminutive, der Lippenstiftabdruck, der die komplizierte Unterschrift umrahmt, und im Gegensatz dazu die säuerlichen Anweisungen an die Putzfrau auf karierten, mit einem Ruck aus einem Ringbuch gerissenen Blättern, Senhora Ilda, machen Sie gebratenes Zicklein zum Abendessen, und saugen Sie den Flur und das Schlafzimmer, wie es sich gehört, letztes Mal war es ein einziger Schweinestall, herzlichen Dank, Edite, die Zwergin rüttelte ihn wütend am Ärmel, die Stimme näherte sich wieder in einem orangefarbenen Nebel, war nicht zu orten, Du stinkst nach Nutte, du Saukerl, du hast die ganze Nacht rumgehurt, du Mistkerl, der Leutnant hob leicht und vorsichtig das Blütenblatt eines Augenlides an, sein Kopf begann augenblicklich wieder zu schmerzen, und da war Adelaide, Herr Hauptmann, mikroskopisch, gestikulierend, mit vor Wut verzerrtem Gesicht, und näherte meiner Nase ihre zornigen kleinen Fäuste.
    – Zwei oder drei Tage, Jungs, versprach der Dicke, ihr schlachtet die Geschichte aus und erhöht so richtig schön die Auflage. Und Sie da,
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