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Facetten der Lust

Facetten der Lust

Titel: Facetten der Lust
Autoren: K Marcuse
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dachte sie sofort an Ryan, doch er kannte ihre Telefonnummer gar nicht. Tatsächlich gab es nicht viele Menschen, die ihre Privatnummer kannten. Zwei Freundinnen, ihre Eltern und ihr Bruder, mehr Menschen standen nicht zur Auswahl, und auf keinen von ihnen hatte sie jetzt Lust. Wie immer siegte ihre Neugier. Es war ihre Freundin Susan.
    „Hi, Anna. Du glaubst nicht, wen ich heute gesehen habe? Ruf mich an, sobald du zu Hause bist.“
    „Ich habe ihn auch gesehen“, flüsterte Annabelle vor sich hin. „Und ich habe heute Abend ein Date mit ihm.“ War es wirklich ein Date? Es fühlte sich jedenfalls nicht unverbindlich an. Nicht für sie. Und genau das war schon immer ihr Problem. Sie empfand zu viel für ihn. Das machte sie befangen, verlegen und sie interpretierte immer mehr in die Situation hinein, als da war. Warum hatte sie sich auf dieses Essen eingelassen? Sie konnte nur verlieren. Sein lüsterner Blick ging ihr nicht aus dem Kopf. Schon wieder holte sie tief Luft und versuchte, die verlockenden Bilder zu verdrängen. Doch ihre Fingerkuppen kribbelten bei dem Gedanken, endlich durch sein dichtes Haar streicheln zu können. Und dass es darauf hinauslaufen würde, hatte jede seiner Berührungen prophezeit.
    Trotz aller Bedenken trug Annabelle ein schwarzes Etuikleid, das ihre Konturen verführerisch umschmeichelte. Ihre Figur wurde durch die 12cm High Heels gestreckt. Auch wenn sie sich selbst nicht so sah, wusste sie, dass Männer ihren Anblick sexy fanden. Ihr langes, braunes Haar fiel in dichten Wellen über ihre Schultern. Ihr Make-up war dezent. Sie betonte nur ihre dunkelbraunen Augen und die langen Wimpern. Dass ihre Augen eine besondere Ausstrahlung hatten, war ihr vor Jahren bewusst geworden. Damals hatte sie überrascht festgestellt, dass sie einen Mann mit einem Blick in die Knie zwingen konnte.
    Sie wusste nicht genau, wie dieser Blick aussah. Sie wusste nur, wie sie sich fühlte, wenn sie diesen bestimmten Blick über den Körper eines Mannes gleiten ließ. Dann war sie voller Begehren und Lüsternheit. So auch jetzt. Im Laufe des frühen Abends hatte sie es aufgegeben, sich gegen ihr Verlangen nach Ryan zu wehren. Zu lange war es in ihr.
    Annabelle straffte ihren Rücken und betrat das Restaurant. Leise Klaviermusik empfing sie. Das
Merlot
war ihr Lieblingsrestaurant, etwas dekadent und mit einer hervorragenden Küche. Mit ausgebreiteten Armen kam Charl auf sie zu und hauchte ihr Küsschen auf die Wangen.
    „Annabelle, ich freue mich, dich zu sehen.“ Der Singsang seines französischen Akzentes rollte über ihre Wirbelsäule und hinterließ ein sehnsüchtiges Ziehen in ihrem Nacken. „Und dein Begleiter ist schon da. Du hast einen erlesenen Geschmack, Süße.“ Er beugte sich noch einmal zu ihr und flüsterte in ihr Ohr: „Ich beneide dich.“
    „Das musst du nicht“, entgegnete Annabelle unverfänglich lächelnd. „Er ist ein Schulfreund. Wir haben uns heute Mittag zufällig getroffen. Es wird ein netter Abend mit vielen Erinnerungen.“
    Charl hielt sie auf Armeslänge von sich weg und beäugte sie lächelnd. „Ja, sicher. Du strahlst nicht im Geringsten Sex aus.“
    Annabelle lachte, auch wenn sich in ihr alles zusammenzog. Charl war homosexuell. Wenn er ihre Lüsternheit sah, wie würde Ryan dann reagieren? Ihr blieb nicht viel Zeit, darauf eine Antwort zu finden. Charl hatte sie mit sanftem Druck zu ihrem Tisch geleitet, der in einem kleinen Separee stand. Ryan stand auf und ergriff sofort ihre Hände, als würde Charl sie an ihn übergeben.
    Die beiden Männer wechselten einen Blick, den Annabelle nicht zu deuten wusste. Die Unsicherheit war augenblicklich wieder da, als Ryan ihr den Stuhl zurückzog und sie Platz nahm. Er trug eine schwarze Stoffhose und ein lavendelfarbenes Hemd. An jedem anderen Mann hätte sie diese Farbe schrecklich gefunden, doch an ihm, mit seiner sonnengebräunten Haut und den dunklen Haaren, sah es fantastisch aus.
    „Du siehst umwerfend aus“, flüsterte er in ihren Nacken, bevor er auf die gegenüberliegende Seite des Tisches ging und sich setzte.
    Mit Gänsehaut im Nacken winkte Annabelle ab. „Mach dich nicht über mich lustig. Ich weiß, dass ich klein und pummelig bin. Das musst du mir nicht immer wieder unter die Nase reiben.“
    Er ergriff über den Tisch hinweg ihre Hand. „Wollen wir die Vergangenheit nicht ruhen lassen? Ich weiß, dass ich dir das Leben schwer gemacht habe. Es tut mir leid.“ In seinen Augen stand aufrichtiges Bedauern.
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