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Facetten der Lust

Facetten der Lust

Titel: Facetten der Lust
Autoren: K Marcuse
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Aufträgen bewerben und die anderen der Konkurrenz überlassen. Und alles nur, weil seine beiden Partner kein Risiko eingehen wollten.
    »Ging so«, sagte er.
    Christin nickte und sah den bescheuerten Fernseher an. Am liebsten hätte er die Schale mit Süßigkeiten, die auf dem Couchtisch stand, in den Flimmerkasten geworfen, damit sie sich mit ihm beschäftigte.
    »Was ist mit uns geschehen?«, fragte er mehr sich selbst.
    »Wie meinst du das?«
    Gott, sie konnte einem wirklich das Gefühl geben, das Falsche zu sagen.
    »Wann waren wir das letzte Mal zusammen Essen oder Tanzen? Du hast früher so gern getanzt.«
    Irritiert sah sie ihn an. »Gefällt dir unser Leben nicht?«
    Langsam stieg Wut in ihm auf. »Würdest du einmal, nur ein einziges Mal, eine Frage nicht mit einer Gegenfrage beantworten?«
    »Ich weiß nicht, was du willst.«
    Jetzt wurde sie auch noch laut. Daniel bereute bereits, überhaupt etwas gesagt zu haben.
    »Du bist nie vor neun Uhr abends zu Hause. Wenn du mal früher aus der Firma kommst, gehst du mit Frank zum Tennis. Wann, frage ich dich, wann haben wir Zeit für uns?«
    »Wirfst du mir vor, dass ich mich um mein Aussehen und meine Fitness kümmere?«
    Scheiße! Das war das Dümmste, was er hätte sagen können.
    »Und ich tue das nicht? Ist es das, was du mir damit sagen willst? Bin ich hässlich für dich?«
    Eigentlich hatte er auf diesen Mist keine Lust. Doch die Schlinge lag um seinen Hals und zog sich mehr und mehr zu. Jetzt aufzustehen und der Situation zu entfliehen, würde die Sache eskalieren lassen.
    »Du weißt, dass das nicht stimmt.«
    Den abfälligen Blick auf ihr Sweatshirt konnte er leider nicht verhindern.
    »Aber man sieht ja kaum was von dir.«
    »Wozu auch? Du bist eh nie zuhause.«
    Er schwieg. Selbst wenn er daheim war, stritten sie, statt miteinander zu reden.
    »Liebst du mich noch?«, fragte sie unvermittelt.
    Daniel sah sie lange an und hörte tief in sich hinein.
    »Ich weiß es nicht.«
    Es war die Wahrheit. Hätte er sie belügen sollen? Sie waren an einem Punkt angelangt, wo sie ernsthaft etwas ändern mussten. Er fand es wichtig, ehrlich zu sein.
    Christin sagte nichts. Sie sah ihn nicht an, bewegte sich nicht. Wie versteinert saß sie in ihrem Sessel. Er hasste diese Verschlossenheit. Früher hatte er es als angenehm empfunden, dass sie nicht so sentimental und gefühlsduselig war, jetzt wurde es zum Problem.
    »Rede mit mir«, bat er und versuchte, Sanftheit in seine Stimme zu legen.
    »Was soll ich dazu sagen, Daniel? Wenn du das nicht weißt, ist jedes Wort zu viel.«
    »Aber nicht zu reden, bringt uns nicht weiter. Du verweigerst jegliches Gespräch. Es kann doch nicht sein, dass dich unsere momentane Situation zufriedenstellt?«
    »Such keinen Grund, um zu gehen, wenn du keinen hast, um zu bleiben.«
    Wow! Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie gesagt hatte. Fielen ihr solche Sätze spontan ein oder dachte sie schon lange so?
    »Dann war es das also?«
    Christin zuckte die Schultern. Einfach so. War ihr bewusst, dass sie gerade dabei waren, ihre Ehe zu beenden und nicht die Einladung zu einer Feier abzusagen? Sie wirkte völlig unbeteiligt.
    »Liebst du mich denn noch?«
    Es kam ihm so vor, als würde sie ihn an diesem Abend zum ersten Mal wahrnehmen. Ihre dunklen Augen scannten ihn regelrecht. Sie begann in seinem Gesicht und endete an seinen Füßen. Mist! Er hatte seine Straßenschuhe an, und das auf dem hellen Teppich.
    Christin ließ ihre Füße vom Sessel gleiten und setzte sich aufrecht hin.
    »Ich weiß es auch nicht.«
    Heilige …! Sie waren wirklich am Ende.
    In diesem Moment fühlte er etwas. Ein Stechen jagte in sein Herz, das ihm das Atmen für Sekunden unmöglich machte. Der Schmerz breitete sich in Wellen in seiner gesamten Brust aus und ließ ihn keuchen. Als Christin sich erhob, ihn traurig ansah und wortlos ging, war er nicht in der Lage, sich zu rühren.
    Frank platzte ohne anzuklopfen in sein Büro und grinste. Abwehrend hob Daniel eine Hand und lauschte der Stimme am Telefon.
    »Gut! Ich danke Ihnen, dass es so kurzfristig klappt.«
    Nach einer kurzen Verabschiedung legte er auf und sah seinen Freund und Partner fragend an.
    »Was gibt’s?«
    »Du hast eine Affäre?«
    Ihm entglitten die Gesichtszüge.
    »Wer verbreitet denn diesen Quatsch?« Sollte Christin das hören, bekam er keine Chance mehr, mit ihr zu reden.
    »Tina hat mich angerufen. Christin hat es ihr gestern erzählt.«
    Daniel keuchte und griff sofort zum
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