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Facetten der Lust

Facetten der Lust

Titel: Facetten der Lust
Autoren: K Marcuse
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von dir erniedrigen?“
    „Erniedrigen? Nichts liegt mir ferner.“ Die Art und Weise, wie er das Wort
erniedrigen
betonte, verstärkte Annabelles Unbehagen. Zudem glitt seine Hand ihren Arm hinauf und ließ sie erschaudern. „Ich möchte gern die neue, starke Annabelle kennenlernen. Geh mit mir heute Abend essen.“
    „Ich bin noch immer dieselbe“, versuchte Annabelle ihn halbherzig von seinem Vorhaben abzubringen. Mittlerweile hatte sie es aufgegeben, ihm ihren Arm entziehen zu wollen. Sein Griff war unbarmherzig, und sie genoss seine Berührung viel zu sehr.
    Milde lächelnd schüttelte Ryan den Kopf und kam sehr dicht an sie heran. Zu dicht. Seine Lippen waren nur Zentimeter von ihren entfernt. „Sieh dich doch an, Bell. Du bist nicht mehr das Mauerblümchen von einst. Du bist stark, selbstbewusst und heiß. Dieses züchtige Kostüm unterstreicht deine sinnliche Ausstrahlung. Je mehr du sie zu verbergen suchst, desto intensiver stellst du sie zur Schau. Schon als ich das Café betrat und dich sah, jagte Verlangen durch meinen Leib. Ich will dich. Seit zehn Jahren will ich dich.“
    Annabelle wurde schwindlig, so sehr schlug ihr Herz. Das konnte alles nur ein Traum sein, ein Alptraum, sinnlich zwar, aber Unheil verheißend. Sie würde sich wieder in ihn verlieben, sich vor Sehnsucht verzehren und wochenlang in den Schlaf weinen. Doch die Hitze seiner Hand lenkte ihre Gedanken und Empfindungen in eine lüsterne Richtung. Das Verlangen ihres Tagtraumes rieselte noch immer durch ihre Adern.
    Wenn sie ihm doch nur vertrauen könnte. Wie oft hatte sie in den Armen eines Anderen gelegen und an Ryan gedacht? Seine blauen Augen funkelten begehrlich. Er war noch immer so dicht vor ihrem Gesicht, dass sie mit der Zungenspitze seine Lippen hätte berühren können. Sie wusste, sie würde einen hohen Preis bezahlen, doch das Verlangen nach ihm war stärker. Ihr Privatleben war alles andere als aufregend. Hier bot sich die Gelegenheit, das Sehnen von Jahren zu stillen. „Wir treffen uns um neun Uhr im
Merlot
“, sagte Annabelle bestimmend. Für ihre nächsten Worte brachte sie ihren ganzen Mut und den letzten Rest Kraft auf, die unter seinem Blick unaufhörlich schwanden.
    „Lass es mich nicht bereuen, dir diesen Wunsch erfüllt zu haben.“ Sie löste ihren Arm aus seiner Umklammerung, lächelte unverbindlich, nahm ihren Laptop und ihre Tasche und verließ das Café mit hoch erhobenem Kopf.
    Ryan sah ihr lächelnd nach. Sein Herz raste. Was für eine Frau!
    „Ich werde alles tun, um dich nicht zu enttäuschen, Bell. Zu lange nagen Schuldgefühle an mir, dich verletzt zu haben.“
    Annabelles Hände zitterten so sehr, dass sie zwei Versuche brauchte, um die Tür zu ihrer Wohnung aufzuschließen. Sie legte den Laptop ab, ließ ihre Tasche fallen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die kühle Wand.
    Nichts linderte das Feuer, das seit einer halben Stunde in ihr wütete. Ryan! Ein kläglicher Laut entrang sich ihrer Kehle. Sie hatte sich genauso bescheuert wie immer verhalten. Sobald er in ihrer Nähe war, spielten ihre Gefühle verrückt und ihr Verstand schaltete ab. Das durfte ihr heute Abend nicht passieren. Sie wollte die souveräne, attraktive Geschäftsfrau sein, die seit zwei Jahren ihre eigene Firma hatte und unzählige Firmen vor dem Aus gerettet hatte. Warum verunsicherte Ryan sie so? Er war der einzige Mann, bei dem sie sich so fühlte.
    Ihre Hände waren eiskalt und schweißnass. Ihre Haut kribbelte, als würden Millionen Ameisen über sie laufen, das Herz raste, ihre Atmung ging keuchend und ihre Beine fühlten sich wie Gummi an. Wütend über die verräterischen Reaktionen ihres Körpers streifte sie die High Heels ab und warf ihren Blazer auf die Garderobe. Dabei blieb ihr Blick im Spiegel hängen.
    Der graue Rock reichte ihr bis zu den Knien. Ihre weiße Hemdbluse lag eng an und betonte ihre weiblichen Formen. Sie hatte einen runden Hintern und üppige Brüste. Schon als Teenager hatte sie unter ihrem wogenden Busen gelitten. Dass Männer auf große Brüste standen, hatte das Gefühl, eine Dolly Buster zu sein, nie ausschalten können. Annabelle stellte sich seitlich und legte ihre Hände flach auf Rücken und Bauch. Gut, ihre Taille war schlank, was ihren Busen noch gewaltiger aussehen ließ. Sie holte tief Luft und sackte in sich zusammen. Jetzt sah sie wirklich wie ein kleiner, draller Zwerg aus. Resigniert ging sie am Spiegel vorbei ins Wohnzimmer. Ihr Anrufbeantworter blinkte. Irrwitzigerweise
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