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Expedition zur Sonne

Expedition zur Sonne

Titel: Expedition zur Sonne
Autoren: Hal Clement
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ein Schiff von der Größe der Haifisch zu transportieren. Nach kurzer Überlegung hatte der Kommandant der Guppy das Angebot abgelehnt. Damit hätte man sogar Zeit verloren.
    Mancini hätte dem Kommandanten recht gegeben, wenn er an der Diskussion hätte teilnehmen können. Aber als Dandridge zum zweitenmal seinen Bericht durchgegeben hatte, war der Mechaniker bereits in Ohnmacht gefallen.
    Dandridge nahm an, daß die Bewußtlosigkeit seinem Freund nur gut tun konnte. Aber er war nicht allzu glücklich darüber, daß er nun der einzige an Bord war, der die Verantwortung zu tragen hatte. Die halbe Stunde, die die Seeal brauchte, um die Haifisch zu erreichen, verstrich nicht sehr angenehm für ihn, obwohl nichts passierte. Sogar sechzig Jahre später, wenn die Geschichte bereits mit schweren nordatlantischen Winterstürmen ausgeschmückt wurde, fand er keine adäquaten Worte, um seine Gefühle während dieser dreißig Minuten zu beschreiben.
    Die Struktur der Schiffe ließ einen Transfer zu, wenn sie Bug an Bug lagen, aber das war nur bei ruhiger See möglich. Bei dem jetzigen Wellengang gelang es dem Kommandanten der Seeal nicht, den Bug näher als bis auf zehn Meter an das beschädigte Schiff heranzubringen.
    Ein Taucher sprang von der Seeal ins Wasser und schwamm zu dem hilflosen Schiff. Dandridge sah ihn kommen, ging zu seiner Schalttafel, und zu seiner Überraschung ließ sich die Klappe öffnen, und auch die Leiter senkte sich herab. Ein paar Sekunden später stand der Taucher neben ihm auf dem Deck.
    Nachdem Dandridge ihm die Situation zehn Sekunden lang erklärt und er selbst sich zwei Sekunden lang umgesehen hatte, war ihm alles klar. Er sprach in das Funkgerät, das zu seinem Taucheranzug gehörte, und wenige Sekunden später löste sich ein Floß mit zwei weiteren Männern von der Seeal . Einer davon war ein Mechaniker, und er verschwendete keine Zeit.
    »Hüllt die Körper in Schaumstoff. Nur die Gesichter nicht. Dann können wir sie auf die Reparaturtische bringen, ohne daß sie irgendwelche Gliedmaßen bewegen. Sie sagten, Marco glaube, daß es Schädel- und Rückgratfrakturen gäbe?«
    »Er sagte, Ishi habe einen Schädelbruch und Winkle könnte möglicherweise einen haben. Und er meinte, wir müßten vorsichtig sein, weil auch Rückgratverletzungen denkbar sind.«
    »Gut. Ruhen Sie sich aus. Ich mache das schon.« Der Neuankömmling ging an die Arbeit.
    Zwanzig Minuten später glitt die Seeal der Guppy entgegen.
     
    Rick Stubbs wußte, wo er war, als er die Augen öffnete. Aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er hierhergekommen war. Er konnte sehen, daß er von Bluttransfusionsinstrumenten umgeben war, von elektronischen Kreislaufanregern und Nervensystemstärkern, von einem Sammelsurium aus Nadeln, Kapillargefäßen und Computern, die zu einer Regenerationsausrüstung gehörten. Aus all dem konnte er entnehmen, daß er verletzt worden war. Die Tatsache, daß er den Kopf und den rechten Arm nicht bewegen konnte, bestätigte diese Vermutung. Aber er hatte keine Ahnung, welcher Art seine Verletzungen waren und wie er sie sich zugezogen hatte.
    Er erinnerte sich, daß er mit Mancini im Laboratorium gesprochen hatte. Aber er wußte nicht mehr, was sie zuletzt gesagt hatten. Das Bild war verwischt, als er aus dem Nebel der Bewußtlosigkeit auftauchte.
    Er konnte niemanden sehen. Aber vielleicht lag das daran, daß er den Kopf nicht wenden konnte. Konnte er sprechen? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    »Ist hier jemand? Was ist mit mir passiert?« Es klang nicht wie seine eigene Stimme, und die Anstrengung des Sprechens verursachte Schmerzen in seiner Brust und im Magen. Aber offensichtlich waren seine Worte verstanden worden.
    »Wir sind alle hier, Rick. Ich dachte mir schon, daß du jetzt aufwachen würdest.« Mancinis Kopf erschien in Stubbs' begrenzten Blickfeld.
    »Wir sind alle hier? Sind alle verletzt? Was ist passiert?«
    »Ich muß mich ein wenig korrigieren – die meisten von uns sind hier. Einer nicht mehr. Mach dir nicht die Mühe, Fragen zu stellen. Ich weiß, daß du Schmerzen beim Sprechen hast. Ich erzähle dir alles. Gil war vor einer Weile noch hier. Aber er hatte nur geringfügige Verletzungen und ist bereits wieder auf seinem Posten. Wir anderen waren schwerer verletzt. Mein rechtes Bein war ein Puzzlespiel. Bert verbrachte spannende und interessante Stunden damit. Ich dachte schön, er müßte es abnehmen und ein neues machen, aber er schaffte es in fünf
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