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Expedition zur Sonne

Expedition zur Sonne

Titel: Expedition zur Sonne
Autoren: Hal Clement
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meisten Zellen neu gebildet werden.
    Als Ricks Kopf nicht mehr festgeklemmt war, bat er den Mechaniker um einen Spiegel. Mancini trug ihn bereits bei sich und reichte ihn dem Jungen. Er beobachtete, wie Rick sein Gesicht hin- und herdrehte und es aus jedem möglichen Blickwinkel musterte. Er hätte erwartet, daß ein Mädchen sich so benahm. Aber warum führte sich der Junge so auf?
    »Nun, bist du immer noch derselbe?« fragte Mancini schließlich. »Wenigstens hast du deine Fingerabdrücke behalten.«
    Rick senkte den Spiegel.
    »Vielleicht hätte ich doch eine neue Hand nehmen sollen. Mit neuen Fingerabdrücken hätte ich vielleicht unerkannt einen Banküberfall begehen und die Wartezeit bis zu meinem wohlverdienten Ruhestand verkürzen können.«
    »Glaub das ja nicht«, erwiderte Mancini grinsend. »Deine neuen Fingerabdrücke wären zusammen mit deinen Gendaten längst in Denver in deiner Spezialakte festgehalten, noch bevor du aus der Maschine gekommen wärst. Ich mußte eine schriftliche Darstellung der Operation einreichen, bevor ich damit beginnen konnte. Also vergiß deine geplanten Verbrechen.«
    Stubbs zuckte mit den Schultern.
    »Ich bin nicht besonders enttäuscht, weil ich die Verbrecherlaufbahn nicht ergreifen kann. Wie lange wird es dauern, bis ich mit dieser Hand einen Brief schreiben kann?«
    »Etwa zehn Tage. Aber warum willst du dir die Mühe machen, einen Brief zu schreiben?«
    »Du kannst reden, mit wem du willst. Hast du nicht jeden Tag deine Eltern im Visiphon gesehen?«
    »Ja. Haben Sie eigentlich herausgefunden, warum die Haifisch verunglückt ist?«
    Mancini schnitt eine Grimasse.
    »Allerdings. Sie wurde von demselben Zeug infiziert, das den Zeowal getötet hat. Hast du vielleicht zufällig mit dem Fisch eine Strebe berührt, als du die Schlingen anbrachtest?«
    Rick starrte ihn an.
    »O Gott, ja! Ich drückte ihn gegen den Rumpf und an eine Strebe, weil er so glitschig war ... Es tut mir leid, ich wußte ja nicht ...«
    »Natürlich wußtest du es nicht. Und ich auch nicht. Später dachte ich nie an diese Möglichkeit. Eine der Streben war durch das Zeug so geschwächt worden, daß sie bei voller Fahrt brach, und Newtons Gesetze erledigten den Rest.«
    »Aber bedeutet das nicht, daß auch die anderen Schiffe in Gefahr sind? Und was ist mit der Guppy? Kann man denn nichts dagegen tun?«
    »Oh, sicher. Es wurde schon längst etwas getan. In wenigen Wochen wurde ein Virus, das dieses Gewächs vernichtet, hergestellt. Aber warum hast du das Thema gewechselt, Junge? Deine Leute haben angerufen. Ich konnte nicht umhin, eure Gespräche mit anzuhören, wenn ich auf Beobachtungsposten war. Warum willst du also unbedingt einen Brief schreiben?«
    Er bemerkte mit professioneller Zufriedenheit, daß die Röte sich gleichmäßig auf Ricks Gesicht ausbreitete. Die Kapillargefäße und Hilfsmuskeln und -nerven waren hervorragend gebildet worden.
    »Red schon, Junge!«
    »Es ist – nicht so wichtig«, stammelte Rick.
    »Nicht wichtig – oh, ich verstehe. Nicht wichtig genug. Aber doch so wichtig, daß du dich in einen zitternden Einfaltspinsel verwandelst, der vor Angst umkommt, seine hübschen Gesichtszüge könnten sich womöglich ändern, der kaum fähig ist, simple Entscheidungen zu treffen. Aber ab jetzt wird ohnehin sie alle Entscheidungen treffen.«
    Rick errötete noch tiefer.
    »Also gut, Marco. Sie haben recht. Und jetzt tun Sie Ihren Job und sehen Sie zu, daß meine Hand fertig wird, damit ich schreiben kann. Zumindest gibt es noch eine Form der Kommunikation, die Sie nicht mithören können, wenn Sie auf Posten sind.«
    »Deine Hand wird bald in Ordnung sein, Rick, und in wenigen Wochen wirst du lernen, damit zu schreiben.«
    »Was?«
    »Es ist ein neues Nervennetz. Die Nerven sind etwas höher am Unterarm mit deinen alten Nerven verbunden. Du mußt neu lernen, deine rechte Hand zu gebrauchen.«
    Der Junge starrte ihn bestürzt an.
    »Aber mach dir keine Sorgen. Ich werde mein Bestes tun, um die Zeit zu verkürzen. Aber die Sache mit dem Brief gehört nicht zu meinem Job. Ich bin nur ein Mechaniker. Wenn du liebeskrank bist, geh besser zu einem Arzt.«
     
    ENDE

 
    Als nächstes TERRA-Taschenbuch erscheint:
     
    Das Ultimatum von den Sternen
     
    von Robert A. Heinlein
     
    Sie brachten Lummox zur Erde – denn sie
    ahnten nicht, wer das »Biest von den Sternen«
    wirklich war
     
    Ein klassischer Science-Fiction-Roman
     
    Er stammt von den Sternen –
    und die Menschen fürchten
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