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Expedition zur Sonne

Expedition zur Sonne

Titel: Expedition zur Sonne
Autoren: Hal Clement
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die Sonne am nächsten Tag nicht aufgehen würde, wenn genug passieren sollte, um es zu verhindern. Er leugnete auch nicht, daß der Junge recht haben könnte, und fühlte sich leicht irritiert.
    »Heißt das, daß du nicht willst, daß wir die Arbeit tun? Willst du lieber die Narben in Kauf nehmen?«
    »Warum müssen überhaupt Narben entstehen? Warum kann ein normales genetisches Material nicht noch einmal das bilden, was es bereits einmal gebildet hat? Manchmal ist das doch der Fall. Warum nicht immer?«
    »Das kann man schwer erklären. Es hat etwas mit den Faktoren zu tun, die deine Nase am Wachsen hinderten, bevor sie die Ausmaße eines Elefantenrüssels erreichte, oder genauer gesagt, mit den Faktoren, die dein gesamtes Wachstum stoppten.«
    »Kann man diese Faktoren in einem besonderen Fall genau messen?«
    »Ziemlich genau.«
    Stubbs verfolgte dieses Thema mit einem Eifer, der dem Mechaniker zu denken hätte geben sollen.
    »Dann können Sie doch sagen, ob die Wunden in meinem speziellen Fall Narben hinterlassen werden.«
    »Ich – nun ja, ich nehme es an. Es würde ... Hm, ich werde darüber nachdenken. Normalerweise würden wir dein Gesicht ganz einfach wiederherstellen. Was hast du eigentlich dagegen? Wir setzen die Dinge zusammen und beobachten dann den Prozeß, korrigieren, wenn etwas nicht richtig ist, und folgen genau dem Plan, nach dem dein ursprüngliches Gesicht entstanden ist.«
    »Ich verstehe noch immer nicht, warum mein Körper diesen Plänen nicht ohne Ihre Hilfe folgen kann.«
    »Nun, keine Analogie ist vollkommen. Aber grob gesagt – deshalb, weil die Zellen, die sich teilen müssen, um das Wachstum zu gewährleisten, die Pläne, die sie für die Originalkonstruktion brauchten, abgestempelt haben, als die Produktion vollendet war. Und die Stempel haben einiges von den Linien der Pläne verdeckt.«
    Mancini verlor langsam die Geduld, was sein Tonfall verriet. Theoretisch hätte sein Bein ihm keine Schmerzen bereiten dürfen, aber er stand jetzt schon seit geraumer Zeit, und jeder Molekularmechaniker hätte ihm gesagt, daß beim gegenwärtigen Stand seines Heilprozesses er nicht so lange stehen durfte. Warum ließ der Junge nicht locker?
    Entweder bemerkte Stubbs Mancinis gereizten Tonfall nicht, oder er kümmerte sich nicht darum.
     
    »Aber die Pläne, die Informationen, existieren doch noch. Sogar ich weiß soviel über Molekularbiologie. Ich habe noch nicht gelernt, Ihre Analysatoren zu benutzen, und noch weniger, die Resultate auszuwerten. Aber ich verstehe nicht, warum es schwieriger sein soll, die Pläne trotz der Stempel zu lesen, als die Fähigkeit des magnetischen Schleimes festzustellen, Eisen aus den Zellen zu ziehen.«
    »Deine Frage lautete, warum dein Körper es nicht schafft. Verändere nicht mitten im Spiel die Spielregeln. Ich sagte, es sei ungewöhnlich, es auf deine Methode zu machen, und ich verstehe auch nicht, was du damit gewinnen willst. Du würdest unsere Arbeit verdoppeln. Ich bin nicht direkt faul, aber diese Arbeit ist ohnehin schon kompliziert und zeitraubend genug. Wenn jemand dein Porträt malen soll und dich gefragt hat, ob du es auf Papier oder auf Leinwand haben willst, würdest du ihn dann noch fragen, welche Farbtöpfe und Pinsel er benutzt?«
    »Das halte ich nicht für eine gute Analogie. Ich will doch nur wissen, was ich zu erwarten habe ...«
    »Du kannst nicht wissen, was du zu erwarten hast. Das kann niemand. Du mußt dich mit den Unsicherheiten abfinden. Aber du hast den Vorteil, daß du wenigstens annähernd weißt, was dich erwartet. Und jetzt bitte ich dich, mir zu sagen, ob du willst, daß Bert und ich den Heilprozeß deines Gesichtes kontrollieren, oder ob du es sich selbst überlassen willst.«
    »Aber wenn man Pflanzen züchten kann, die Sandwiches statt Kürbisse hervorbringen, warum ...«
    Mancini machte eine ungeduldige Handbewegung. Er konnte den Jungen gut leiden und hoffte immer noch, ihn für seine Arbeit zu begeistern, aber es gab gewisse Grenzen.
    »Hör endlich mit dem Gerede auf und gib mir eine klare Antwort auf eine klare Frage. Ich kann dir versprechen, daß dein Gesicht keine Narben behalten wird. Und die Chancen, daß du keine Narben behältst, wenn du dein Gesicht auf normale Art heilen läßt, stehen fünfzig zu fünfzig. Wenn du uns den Job tun läßt, wird nicht einmal deine Mutter merken, daß an dir eine Regeneration vorgenommen wurde. Du hast das Recht, selbst die Entscheidungen zu treffen, was deine Gesundheit
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