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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht
Autoren: Brodi Ashton
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Ernennung zum Bürgermeister von Park City. Die feierliche Eröffnung des Ägyptischen Theaters an der Main Street.
    Ich entdeckte nur ein einziges Familienfoto. Es war vor zwei Jahren für unsere Weihnachtskarten aufgenommen worden und zeigte meine Mom und meinen Dad Händchen haltend auf einer Couch, während mein inzwischen zehn Jahre alter Bruder Tommy und ich hinter ihnen stehen.
    Der arme Tommy. Er freute sich, dass ich wieder da war, wusste aber nicht so recht was mit mir anzufangen. Er brauchte eine volle Woche, um zu begreifen, dass ich nicht in der Verfassung war, wie früher mit ihm Baseballwürfe zu üben. Er schien ständig darauf zu warten, dass ich irgendwas sagte. Egal, was. Und dann zog er enttäuscht ab. Ich hatte ihn lieb, aber ich wusste einfach nicht, wie ich all die Dinge, die in unserer Familie zerbrochen waren, reparieren sollte.
    Der Schreibtisch meines Dads war übersät mit Papieren, von denen viele Diagramme der jüngsten Umfrageergebnisse für seine Wiederwahlkampagne zeigten. Ich fragte mich, ob sich das ganze Chaos um meine Person auf die Ergebnisse auswirkte, traute mich aber nicht zu fragen.
    »Wie läuft der Wahlkampf?«, fragte ich.
    Er hob einen Finger, die Augen noch immer auf den Bildschirm gerichtet. »Nur noch … eine … Sekunde … und Senden.« Er klappte den Laptop zu, faltete dann die Hände und legte sie auf den Schreibtisch. »Der Wahlkampf läuft gut. Percy ist genau der Richtige dafür. Aber darüber wollte ich nicht mit dir reden.«
    Das hatte ich auch nicht geglaubt.
    Er rutschte in seinem Sessel hin und her, und der Geschmack in der Luft bestätigte nur, was seine Körpersprache mir verriet. Mein Dad war nervös.
    »Jetzt, wo du wieder da bist, dachte ich, wir sollten mal über Erwartungen sprechen. Genauer gesagt, über meine Erwartungen an dich und deine an mich.«
    Es konnte kein Zufall sein, dass er so ein Gespräch ausgerechnet nach einem Besuch von Mrs Ellingson führen wollte. Sie hatte ihm vermutlich eine Broschüre mit dem Titel »Erwartungen definieren: Wie baue ich wieder Nähe zu meiner drogensüchtigen Tochter auf?« oder so ähnlich in die Hand gedrückt. Aber ich hatte mir geschworen, es meinem Dad nicht mehr so schwer zu machen, und wenn er das hier unbedingt brauchte …
    »Fang an«, sagte ich.
    »Gut. Also, ich erwarte von dir Folgendes. Erstens: Du gehst jeden Tag zur Schule, und du wirst fleißig lernen. Abgemacht?«
    Ich nickte. »Ja.«
    »Zweitens: Du lässt dich in unregelmäßigen Abständen … testen. Von Mrs Ellingson. Abgemacht?«
    Es klang, als würde er sich scheuen, dass Wort »Drogen« auch nur in den Mund zu nehmen. Nach dem Motto, wenn er es nicht aussprach, konnte es auch nicht wahr sein.
    »Abgemacht.«
    »Drittens: Ich habe dich ab sofort für Sozialdienststunden in der Suppenküche für Obdachlose angemeldet. Du wirst für jeden Tag, den du weg warst, samstagmittags eine Stunde bei der Essenausgabe arbeiten. Klar?«
    »Klar«, sagte ich.
    »Die Tribune schickt einen Fotografen.«
    Einen Fotografen? Der mich fotografieren sollte, wie ich Suppe überschwappen ließ? Das ging vermutlich auf das Konto von Percy Jones, dem Wahlkampfleiter meines Dads. »Okay«, sagte ich.
    »So, jetzt bist du an der Reihe. Was erwartest du von mir?«
    Ich lächelte und antwortete, so ehrlich ich konnte. »Nichts.«
    Anscheinend stand diese Möglichkeit nicht im Handbuch, denn mein Dad blickte ein wenig ratlos. Ehe er sich wieder fangen konnte, ging ich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf den Kopf. »Gute Nacht.«
    Als ich aus dem Zimmer ging, nahm ich mir fest vor, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um meinen Dad in der kurzen Zeit, die mir blieb, zu beruhigen. Ich wünschte, meine Mom wäre noch am Leben. Sie hätte ihn trösten können, jetzt und wenn ich dann wieder fort war.
    Das Licht in Tommys Zimmer war aus, daher schlich ich über den Flur zu meinem Zimmer. Ich öffnete die Tür, so leise ich konnte, und schloss sie hinter mir, ohne das Deckenlicht anzumachen.
    Ich knipste die Schreibtischlampe an, deren Schein auf das aufgeschlagene Lesebuch für den Literaturkurs fiel. Als ich mich hinsetzte, dachte ich noch darüber nach, dass in der Suppenküche sicher alle Augen auf mir ruhen würden.
    »Wieso machst du das, Nik?« Die tiefe Stimme ertönte von meinem Bett her. Ich schnappte nach Luft und schoss vom Stuhl hoch.
    Cole.

Kapitel Drei
    JETZT
    Mein Zimmer. Noch fünfeinhalb Monate.
    Er hätte nicht hier sein sollen. Ich hätte ihn nicht
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