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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit
Autoren: Greg Bear
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Zustimmung.
    »Ich danke Ihnen für Ihre Arbeit. Sollten Sie irgendwelche weiteren Gedanken haben, lassen Sie es mich bitte wissen. Ihre Ansichten werden geschätzt, ob Sie glauben, daß wir sie brauchen oder nicht.«
    Olmy verließ die Plattform. Die Erde hatte sich wieder in Sicht gedreht, eine ständige Verantwortung, ein unvertrautes Heim. Ein Zeichen von Schmerz und Triumph, Versagen und neuem Wachstum.

 
3. KAPITEL

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Gaia, Insel Rhodos
Großalexandrinische Oikoumene
Jahr des Alexandros 2331 – 2342
     
    Rhita Berenike Vaskayza wuchs wild auf an den Küsten nahe dem alten Hafen Lindos, bis sie sieben Jahre alt wurde. Ihre Eltern hatten es Meer und Sonne überlassen, mit ihr umzugehen und sie nur das zu lehren, was sie gern wissen wollte – und das war nicht wenig.
    Sie war ein braunes wildes Ding mit nackten Gliedmaßen, hatte große Augen und verlor sich zwischen den braunen, weißen und verblaßten goldenen Zinnen, Säulen und Treppen der verlassenen Akropolis. Von der weiten Fläche des Heiligtums der Athene Lindia blickte sie, die Hände gegen die verfallenen Mauern gepreßt, über die Klippen hinab in das azurblaue endlose Meer und zählte den gleichmäßigen, sanften Marsch der Wellen auf die Felsen hin.
    Bisweilen kroch sie durch die Holztür in den Schuppen, der die riesige Statue von Athene beherbergte, die sich mit dicken Gliedmaßen und friedlich in den Schatten verbarg. Sie sah entschieden asiatisch aus mit ihrer strahlenden Krone aus Messing (früher Gold) und dem mannshohen Schild. Nur wenige Lindier kamen hier herauf. Viele glaubten, der Platz sei verwunschen durch die seit Jahrhunderte toten Geister persischer Verteidiger, die massakriert wurden, als die Oikoumene wieder die Herrschaft über die Insel gewann. Bisweilen kamen Touristen aus Aigyptos oder dem Festland, aber nicht oft. Das Mittelmeer war kein Touristengebiet mehr.
    Die Bauern und Schäfer von Lindos sahen sie als Artemis und glaubten, daß sie ihnen Glück gebracht hätte. Im Dorf schien ihre Welt erfüllt zu sein vom begrüßenden Lächeln vertrauter Gesichter.
    An ihrem siebenten Geburtstag brachte ihre Mutter Berenike sie von Lindos nach Rhodos. Sie hatte keine besonderen Erinnerungen an die größte Stadt der Insel außer der imponierenden Bronzestatue Neos Kolossos, die vor vier Jahrhunderten errichtet und neu gegossen worden war. Jetzt fehlten ihr nur anderthalb Arme.
    Ihre Mutter, mit rotbraunem Haar und ebenso weitäugig wie die Tochter, führte sie durch die Stadt zu dem weiß gekalkten, aus Backsteinen mit Stuck errichteten Heim der erstrangigen Akademeia didaskalos, die für die Erziehung von Kindern eine Spitzenstellung innehatte. Rhita stand in der warmen, sonnigen Examenskammer allein vor dem Didaskalos, barfüßig in einem schlichten weißen Gewand, und beantwortete seine einfachen, aber bedeutsamen Fragen. Das war kaum mehr als eine Formalität in Anbetracht der Tatsache, daß ihre Großmutter die Akademeia Hypateia gegründet hatte. Aber es war eine wichtige Formalität.
    Später an diesem Tag sagte ihr die Mutter, daß sie in die erste Schule aufgenommen wäre. Der Unterricht begänne mit dem Alter von neun Jahren. Dann nahm Berenike Rhita wieder mit zurück nach Lindos, und das Leben ging ziemlich so wie vorher weiter, aber mit mehr Büchern und mehr Lektionen, um sie vorzubereiten und weniger Zeit, um mit Wind und Wasser zu laufen.
    Sie besuchten bei jener Reise die Sophe nicht. Manche sagten, sie läge im Sterben, aber nach zwei Monaten genas sie wieder. Das alles machte für die junge Rhita nicht viel aus, die über ihre Großmutter fast nichts wußte. Sie hatte sie nur zweimal getroffen – in frühester Kindheit und mit fünf Jahren.
    In dem Sommer, ehe ihre formale Schulbildung anfing, veranlaßte ihre Großmutter, daß sie nach Rhodos zurückkehrte, um einige Zeit mit ihr zu verbringen. Die Sophe lebte zurückgezogen. Manche Einwohner von Rhodos hielten sie für eine Göttin. Ihre Herkunft und die um sie aufgekommenen Geschichten stützten diese Ansicht. Rhita hatte keine festen Meinungen. Was die Lindier sagten und ihr ihre Eltern erzählten, war in einigen Punkten verwirrend unterschiedlich und in anderen sehr ähnlich.
    Rhitas Mutter war geradezu wahnsinnig aufgeregt über dieses Privileg, das Patrikia keinem ihrer anderen Enkelkinder gewährt hatte. Ihr Vater Rhamon nahm es mit der ruhigen, selbstsicheren Art auf, die er in jenen Tagen hatte, vor dem Tod der Sophe und den Disputationen in der
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