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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen
Autoren: Lisa Jackson
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den Serpentinen aus einen steilen Abhang hinuntergestürzt war. Bei seinem Sturz hatte Jones einen Schädelbruch, drei Rippenbrüche und einen Splitterbruch des rechten Unterarms erlitten. Außerdem war sein Gesicht scMimm zerkratzt und seine Brille zerbrochen. Der Sanitäter im Hubschrauber war nicht sicher, meinte aber, der Junge könnte sich auch einen Milzriss oder irgendeine andere innere Verletzung zugezogen haben, auf jeden Fall aber eine Gehirnerschütterung. McFee schloss nicht aus, dass der ältere Junge in den Abgrund gestoßen worden war. Vielleicht hatten die beiden Jungen Streit gehabt, vielleicht hatten sie auch nur ein bisschen gerangelt, aber auf irgendeine Weise war Prescott Jones völlig zerschunden fünfzehn Meter tief gefallen. Ellis bohrte nach: »Und du hast ihn nicht den Hügel hinaufgejagt?«
    »Nein, Sir. Ich bin ihm und Red
gefolgt
. Wüsste gern, wo dieser Köter jetzt steckt. Jedenfalls, als ich hier oben ankam, hab ich ihn da unten liegen gesehen.« Er deutete den steilen Abhang hinab in die Wälder. »Ich konnte nicht zu ihm runter, deshalb bin ich weiter zum Wagen gerannt. Das Handy von seinem Pa war da drin, aber ich musste eine Meile fahren, bis ich endlich Empfang hatte, und dann hab ich Sie gleich angerufen. So war’s, ich schwöre!« Dem Jungen klapperten vor Kälte oder Angst oder beidem die Zähne. »Und da unten in der Talmulde habt ihr ein Grab entdeckt?«, fragte Ellis. »Ja, Sir.« Billy Dean nickte so wild, dass eine schmutzig blonde Haarlocke zwischen seinen Brauen auf und nieder hüpfte.
    »Das wollen wir uns doch mal anschauen.« Ellis warf McFee einen Blick zu, und beide folgten dem Jungen bis zum Ende des Pfads, wo auf einer Seite der Lichtung der ausgenommene Bock und die auf dem Boden verstreuten Eingeweide lagen. Und ganz in der Nähe, wie der Junge beschworen hatte, befand sich ein frischer Erdhügel, der tatsächlich wie ein Grab aussah. McFee gefiel das gar nicht. Er zückte seine Kautabaksdose und stopfte sich einen Klumpen in den Mund. Was zum Teufel mochte sich unter der Erde verbergen? Vielleicht noch ein totes Reh. Vielleicht gar nichts. Vielleicht Müll … aber Müll wurde gewöhnlich einfach nachlässig weggeworfen. Hier jedoch war eine Grube ausgehoben und wieder zugeschaufelt worden, und niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Erde mit Laub oder Zweigen oder Blattwerk zu tarnen. Abgesehen davon, dass das Grab, wenn es sich denn wirklich um eins handelte, tief in dieser Schlucht angelegt worden war, hatte der Urheber den Erdhügel für jeglichen Vorüberkommenden gut sichtbar hinterlassen.
    Es war merkwürdig. Verdammt merkwürdig. »Sehen wir nach, was da drin ist«, sagte McFee zu Ellis. »Sollten wir nicht Heber den Sheriff rufen? Vielleicht benötigen wir die Spurensicherung.«
    »Für welches Verbrechen?«, fragte McFee. »Wer weiß, was sich da drin befindet. Wenn wir es ausgraben und nichts finden, was dann? Dann haben wir die Leute für nichts und wieder nichts hier herausgelotst.«
    »Hör zu. Ich geh rauf und hol eine Schaufel und ruf gleich auf der Wache an.«
    »Tu das. Billy Dean hier kann mir so lange Gesellschaft leisten, nicht wahr, Junge?« Der Junge wollte offenbar widersprechen, überlegte es sich jedoch anders. »Ja, Sir.«
    »Gut. Mann, ist das kalt hier unten!« McFee rieb sich die Arme und blickte zum Himmel auf. Graue Wolken kündigten Regen an. Während Ellis eilig dem Weg hügelauf folgte, zog McFee sein Messer und schob behutsam etwas von der Erde zur Seite. Der Junge trat nervös von einem Fuß auf den anderen, und McFee vermutete, dass er mehr wusste, als er zugegeben hatte. »Warst du früher schon mal hier?«
    »Ja.«
    »Du warst tatsächlich schon mal hier?«
    »Naja, nicht genau hier, aber in dieser Gegend.«
    »In dieser Talmulde?«
    »Ja, einmal. Vor einem Monat oder so. »Hast du dieses Grab da schon gesehen?«
    »Nein, Sir, es war noch nicht da.«
    So weit glaubte McFee ihm. Die Erde war zu frisch, wie gepflügte Schollen auf einem neu angelegten Acker. Nicht ganz von der gleichen Farbe wie die Erde in der Umgebung, nicht von Tieren heruntergetreten oder von Regen durchweicht. Vor zwei Tagen hatte es einen Wolkenbruch gegeben. Es hatte geschüttet wie aus Eimern. Ausreichend, um den Hügel platt zu machen. Aber das war nicht geschehen. Weil das, was unter der Erde lag, noch nicht da gewesen war. Abermals kratzte McFee mit seinem Messer. Er schob die Klinge in der Mitte des Hügels in die Erde, um das, was sich
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