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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen
Autoren: Lisa Jackson
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Sentinel
, Menschliches allzu Menschliches. Trina am Apparat.«
    Nikki rollte ihren Stuhl näher an den Monitor ihres Computers. Sie hatte im Internet gesurft und dabei so viele Informationen wie eben möglich über die Unbekannte eingeholt, die an schwere Hanteln gebunden auf dem Grund des Flusses gefunden worden war. Taucher hatten ihre Überreste entdeckt und die Polizei benachrichtigt. Detective Pierce Reed leitete die Ermittlungen. Wie üblich gab er keinen Kommentar zu dem Fall ab, und ganz gleich, wie oft sie auch anrief, sie war bisher nicht einmal mit dem eigenbrötlerischen Ermittler verbunden worden.
    Sie klickte ein Bild von Reed an. Er sah aus, als hätte er längere Zeit als Marlboro-Mann gearbeitet. Groß und langgliedrig, mit einem kantigen, aber schönen Gesicht und Augen, denen nicht viel entging. Nikki hatte herausgefunden, dass er ledig war, und redete sich ein, dass sie so viel wie nur möglich über ihn in Erfahrung bringen musste.
    Außerdem hatte sie herausgekriegt, dass er früher schon einmal bei der Polizeibehörde von Savannah gearbeitet hatte, vor mehr als zwölf Jahren und nur für kurze Zeit, dann zog er an die Westküste und trat bei der Polizei von San Francisco seinen Dienst an, wo er schließlich irgendwann zum Ermittler avancierte.
    Von da an war seine Vergangenheit ein bisschen undurchsichtig, doch dem, was sich Nikki zusammenreimen konnte, entnahm sie, dass Reed irgendwie in Schwierigkeiten geraten war. Er hatte großen Arger bekommen. Eine Frau war umgebracht worden, während er ihre Wohnung überwachen ließ. Soweit Nikki es verstand, hatte Reed den Mord beobachtet, das Leben der Frau aber nicht retten können und auch den Mörder nie gefasst. Reed war zwar abgemahnt worden, doch seine Dienstmarke durfte er behalten. Trotzdem hatte er gekündigt und war kurz darauf nach Savannah zurückgekehrt.
    Der Rest war, wie man so sagt, Schnee von gestern. Und dessen Krönung waren die Montgomery-Morde. Hoch oben unter der Decke dieses zum Bürogebäude umfunktionierten Lagerhauses waren Lautsprecher angebracht, aus denen Entspannungsmusik rieselte. Zu diesen Klängen klopfte Nikki mit einem Bleistift auf die Schreibtischplatte und musterte finster Pierce Reeds Konterfei, ein vor dreizehn Jahren aufgenommenes Foto, als er noch als junger Polizist von Ende zwanzig in Savannah tätig war. Sehr ernst und nahezu zornig blickte er in die Kamera. Nikki hätte gern gewusst, was den Mann umtrieb. Warum verließ er seine Heimatstadt, zog nach Kalifornien und kam mehr als ein Jahrzehnt später zurück? Warum hatte er nicht geheiratet? Keine Kinder in die Welt gesetzt?
    Liebend gern hätte sie eine Story über Reed gebracht; sie versuchte bereits, einen Aspekt herauszuarbeiten, unter dem sie dem Chefredakteur ihre Idee schmackhaft machen konnte. Etwas in der Art von dem Mann, der hinter dem Mythos steckte, eine persönliche Studie eines von Savannahs Besten …
    Ihr Telefon klingelte, und sie unterbrach ihre Überlegungen über den schwer zu packenden Detective. »
Savannah Sentinel
«, meldete sie sich automatisch. »Nikki Gillette am Apparat.«
    »Hallo, Nikki, hier ist Dr. Francis von der Schulbehörde in Savannah. Sie haben mich angerufen?«
    »Hallo. Ja«, antwortete Nikki rasch und sah die Frau vor ihrem inneren Auge – groß, imposant, jedes Härchen an seinem Platz, eine Afroamerikanerin, die es geschafft hatte und mit zweiundvierzig Jahren einen leitenden Posten in einer Behörde ihrer Heimatstadt innehatte. »Nett, dass Sie sich melden, danke. Ich möchte Sie zu den jüngsten Budgetkürzungen interviewen«, sagte Nikki und rief ihre diesbezüglichen Notizen im Computer auf, den Hörer zwischen Schulter und Ohr geklemmt. »Man munkelt, dass einige von den kleineren Grundschulen geschlossen werden sollen.«
    »Vorübergehend. Wir ziehen es vor, von Zusammenlegung zu sprechen. Zwei oder drei Schulen sollen jeweils zum Nutzen aller Betroffenen zu einer einzigen zusammengefasst werden. Auf diese Weise können wir die vorhandenen Begabungen der Kinder maximieren, die Schüler profitieren von vielen verschiedenen Lehrern mit innovativen Ideen und können ihren Bildungshorizont erweitern.«
    »Selbst wenn sie per Bus aus ihrer Wohngegend – und da handelt es sich ja vorwiegend um ärmere Viertel – quer durch die Stadt fahren müssen?«
    »Letztendlich geschieht es zu ihrem eigenen Vorteil«, warf Dr. Francis mit glatter, freundlicher Stimme ein. Sie war in Savannah geboren, ihr Akzent
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