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Evers, Horst

Evers, Horst

Titel: Evers, Horst
Autoren: Fuer Eile habe ich keine Zeit
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überaus
interessantes Verkaufsgespräch:
    -     Guten Tag, was möchten Sie gerne?
    -     Was?
    -     Was Sie gerne möchten.
    -     Was?
    Die drei
starren sich gegenseitig an. Dann sagt einer:
    -     Er fragt, was wir möchten.
    -     Was? Ach so. Drei belegte Brote!
    -     Gern. Welche Brotsorte?
    -     Was?
    -     Na, welche Sorte Brot möchten Sie
gerne?
    -     Brot. Wir möchten Brot. Mit Belag.
Belegte Brote.
    -     Wir haben fünf verschiedene Sorten
Brot. Sesam, Vollkorn, Honey Oat, Italian oder Cheese Oregano.
    -     Oregano?
    -     Ja, Oregano. Das ist so wie Pizza.
    -     Wir wissen, was Oregano ist.
    -     Also welche Sorte möchten Sie?
    -     Machen Sie gemischt.
    -     Was?
    -     Gemischt. Das Brot. Gemischte
Brote. Gemischt.
    -     Das geht nicht. Sie müssen sich
schon entscheiden.
    -     Warum?
    -     Wie warum?
    -     Wir wollen wandern gehen. Ins
Wiehengebirge. Welches Brot passt denn gut zum Wiehengebirge?
    -     Ins Wiehengebirge?
    -     Ja, hoffentlich hält das Wetter.
Letztes Jahr waren wir im Teutoburger Wald. Da sind wir so in den Regen
gekommen, unglaublich, wie das geregnet hat...
    -     Ja sicher. Welches Brot möchten
Sie denn jetzt?
    -     Bis zu den Knöcheln standen wir da
im Wasser. Bis zu den Knöcheln, mein Herr, so tief...
    Einer der
Wanderer zieht seinen Schuh aus, um zu zeigen, wie tief man im Wasser gestanden
hat.
    -     Nehmen Sie bitte den Schuh wieder
runter. Welche Sorte Brot möchten Sie denn jetzt?
    -     Machen Sie Pizza Tonno. Vor drei
Jahren waren wir in der Rhön, da hat's gehagelt. Das war was, kann ich Ihnen
sagen. So ein Hagel, solche Brocken.
    Der
Wanderer trommelt mit seinen Fingern auf den Tresen, um Hagel zu simulieren.
    -     Hören Sie auf, auf den Tresen zu
schlagen. Getoastet oder nicht getoastet?
    -     Ach, vorvoriges Jahr waren wir im
Sauerland. Das war heiß, das glaubt man nicht, wie heiß das im Sauerland werden
kann. Die Sonne hat gebrannt, so gebrannt, ich hab heut noch Flecken!
    Er öffnet sein Hemd. Der
Sandwichmann schreit:
    - Nein,
nein, bitte nicht, ich will's nicht sehen! Hören Sie auf und sagen Sie endlich,
welches Brot mit welchen Kombinationen Sie wollen!
    Plötzlich ist es ganz still. Der
Baguettemann starrt die Wanderer mit weit aufgerissenen Augen an, wie ein
gereizter Wolf. Die Wanderer lächeln. Schließlich sagt einer:
    - Also gut,
Sie können wählen zwischen fünf verschiedenen Wandergeschichten: Wiehengebirge,
Sauerland, Rhön, Teutoburger Wald und Eifel. Diese können Sie dann kombinieren,
wahlweise mit Hagel, Regen, Schnee, Sonne oder Wirbelsturm. Dazu zeigen wir
Ihnen auf Wunsch Schuhe, Bauch, Nacken, Zunge oder Hintern. Das Ganze je nach
Wunsch in Dialekt oder auf Hochdeutsch. Was hätten Sie gerne?
    Mit völlig leeren Augen starrt der
Baguettemann auf die Männer. Plötzlich lacht er, wie von einer schweren Last befreit,
und macht den dreien schnell ein paar einfache belegte Brote. Die Wanderer sind
sehr zufrieden. Dann ruft der Reiseleiter seine Gruppe wieder zusammen:
    - Sooo,
halloooo!!! Alle zu Gleis 3. Der Zug fährt gleich! Hat auch jeder was Helles
oder Buntes dabei? Im Wiehengebirge ist Jagdsaison. Viele der Jäger sind sehr
alt. Die sehen bekanntlich nicht mehr so gut. Nicht, dass wir wieder einem das
Schrot aus dem Hintern pulen müssen, wie in der Rhön.
    Dann sind sie plötzlich weg.
    Ich muss
auch zu meinem Zug. Noch im Weggehen höre ich den Betrunkenen wieder singen:
«We don't need no - Pausepausepause - education.» Es klingt, als würde der
Baguettemann jetzt eine sehr schöne zweite Stimme dazu versuchen.
     
    Böser Horst
     
    «Horst!
Ho-orst! Horst, kommst du jetzt verdammt nochmal! Horst!»
    Ich tue
so, als wenn gar nichts wäre.
    «Horst,
muss ich denn erst wieder böse werden? Horst!!!»
    Das
Pärchen aus dem ersten Stock im Hinterhaus hat einen neuen Hund. Der Hund heißt
Horst.
    «Böser
Horst, ja, böser Horst, pfui, der Horst, ja, so ein böööser Horst.»
    Offen gestanden ist es mir nicht
recht, dass ein Hund in unserem Haus Horst heißt, und erst recht nicht, dass
er Tag für Tag ziemlich lautstark im Innenhof erzogen wird. «Wird der Horst
wohl brav sein, braaav, braaav, schön brav sein, der Horst, schön brav!»
    Meine
Autorität im Haus und in der Familie leidet unter diesem Hund. Sobald ich einen
etwas strengeren Ton anschlage, kichern sie hinter meinem Rücken, fangen an zu
tuscheln: «Ist der
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