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Everlasting

Everlasting

Titel: Everlasting
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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einen Satz vorlesen?»
    «Okay.»
    «Was sie da schreibt, habe ich genau so für Carmine empfunden.» Er sah mich an. «Okay, pass auf.» Er blickte wieder nach unten. «Sie schreibt: ‹Ein Leben ohne ihn ist wie ein falsches Leben im richtigen.›» Er schaute wieder auf. «Schön, was?»
     
    Raoul und Colin halfen mir, die Schweinerei aufzuräumen: meine Berryola und die Glassplitter überall auf dem Boden. Ich war ziemlich unnütz dabei, nicht bloß, weil ich noch nie im Leben irgendwas Verschüttetes beseitigt hatte, sondern auch, weil mir die Hände zitterten.
    Renko. Mein bester Freund. Renko kannte die Tagebücher, womöglich hatte er sie sogar übersetzt. Er hatte diesen Satz von Eliana, aus einer Übersetzung, die er wahrscheinlich schon vor fünf Jahren angefertigt hatte. Warum hatte er mir verschwiegen, dass er die Tagebücher kannte? War er ein Verräter? Oder wollte er mich vor etwas schützen? Welche Rolle spielte er in dem ganzen Plan? Und was war das überhaupt für ein Plan?
    Leider würde ich die Antworten auf diese Fragen nie erfahren, denn mir blieb keine Zeit mehr, Renko zur Rede zu stellen. Denn nur wenige Minuten nachdem ich Renkos Geheimnis enttarnt hatte, klingelte es. Raoul griff in die Tasche und holte sein Mobiltelefon hervor. Der Anruf war für mich. Es war Rouge.
     
    Es war ganz schön eigenartig, im Jahr 2265 mit Rouge über ein Mobiltelefon zu sprechen. Ich stand unter der Weide an dem Teich hinterm Haus. Wir hatten einen schlechten Empfang. Ihre Stimme war immer wieder weg, und sie musste jeden dritten Satz zweimal wiederholen. Das war nervenaufreibend. Aber ich verstand, dass ich am Mittag des folgenden Tages, dem 22.   Juli, im OZI in Berlin sein sollte. Rouge würde nicht dabei sein. Dr.   Yuka Shihomi würde den Start leiten und vorher meine Erinnerungen herunterladen. «Vorsichtshalber», sagte Rouge.
    «Wieso denn ‹vorsichtshalber›?»
    «Wenigstens hätten wir so deine Erinnerungen. Für denFall, dass die Zeitmaschine wegen der atmosphärischen Störungen verrücktspielt, dich zu uns zurückspuckt und du dir jeden einzelnen Knochen in deinem sturen Körper brichst, einschließlich den Schädel. Deswegen. Yuka hat nämlich so eine Operation noch nie geleitet.»
    «Was?» Ich war schockiert. «Sie kennt sich nicht aus? Ist das dein Ernst?»
    Sie kicherte. «Ach, Finn. Das war ein Witz. Entspann dich.»
    Ein Witz? Rouge Marie Moreau überraschte mich immer wieder mit neuen Charakterzügen. Wie eine überfürsorgliche Mama beschwor sie mich, auch immer schön meine Zeitlag-Tabletten zu nehmen und mich darum zu kümmern, dass sie da, wo ich landen würde, für mich hergestellt werden würden. Sie erinnerte mich daran, dass die Ferienwohnung um die Ecke von den Lorenz’ – natürlich vorausgesetzt, ich landete tatsächlich am Zielpunkt – noch bis zum 30.   September gemietet war. Ich würde dort Kleidung vorfinden, Toilettenartikel und ein Starterkit, bestehend aus einem Laptop, einem Facebook-Account – einschließlich 179   Freunden   –, einer E-Mail -Adresse, einer Bankverbindung und einer topmodernen elektrischen Zahnbürste. In meinem Rucksack steckten ein Jahresvorrat an Zeitlag-Tabletten, ein bis zum Jahre 2017 gültiger amerikanischer Pass, Bargeld in Euro, eine American Express Gold Card, ein Smart Phone und Kaugummi. «Kondome musst du dir selber kaufen», bemerkte sie. «Und hast du darüber nachgedacht, wie du Eliana erklären willst, dass du dich vom 7.   August bis zum 8.   September nicht ein einziges Mal bei ihr gemeldet hast?»
    «Noch nicht.»
    «Dann tu’s gefälligst.»
    Rouge berichtete dann, dass etliche renommierte Filialen der Europäischen Universität, darunter Berlin, Bologna, Prag und Castrop-Rauxel, sich erfolgreich mit einer Petition gegen die Entscheidung des Triple G ausgesprochen hatten, den Wettbewerb «Fruchtbarkeit Jetzt!» abzubrechen. Leider wurde keine erneute Finanzierung bewilligt, aber es wurden Preise verteilt, und die Gewinner erhielten hochwertige Stipendien. Rouges Wettbewerbsbeitrag hatte zwar nicht den ersten Platz belegt, erhielt aber eine lobende Erwähnung als «Originellste Idee». Und Rouge sagte: «Das macht sich sehr gut in der Vita.»
    Das Olga-Zhukova-Institut, so berichtete Rouge, würde Dr.   Dr.   Rirkrit Sriwanichpoom für seine Mitarbeit an dem Projekt einen Ehrendoktor verleihen. Von nun an war er also Dr.   Dr.   Dr. h.c. Rirkrit Sriwanichpoom. Rouge hegte den Verdacht, dass Professor Grossmann
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