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Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Evelyns Fall - ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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der alte Notar, der Vesna ihre erste Chance gegeben hat. Für gewöhnlich verlässt er sein Haus nicht mehr. Wir trinken und lachen und essen und reden, und Céline erzählt, dass sie ab und zu bei dieser Band singe. Freundinnen, die alle Musik studieren. So komme ein bisschen Geld ins Haus. Hans Tobler taucht auf, mit geheimnisvollem Gesicht. Er hat ein Päckchen dabei. Ganz dünn. Ganz flach. Vesna sieht ihn fragend an. Er grinst, dass der Schnurrbart vibriert, und wirkt gar nicht wie einer, der sich sicherheitshalber Bodyguards hält. Vesna öffnet das Päckchen, macht einen Luftsprung und fällt Hans Tobler um den Hals. Ich sehe neugierig auf das Stück Papier in ihrer Hand. Oh nein. Es ist ein Zulassungsschein. Für ihre Mischmaschine.
    „Ursprünglich wollte ich ihr ja das rote Cabrio schenken“, erzählt Tobler. „Aber dann ist mir was eingefallen, das ihr vielleicht noch mehr Freude macht.“ Er grinst und flüstert mir zu: „War leider auch fast gleich teuer.“
    Ich nicke. Kann ich mir vorstellen. So einen Zulassungsschein gibt es nicht einfach bei der zuständigen Behörde. Da muss man wohl erst einige überzeugen, bevor sie merken, dass dieses Ding tatsächlich verkehrstauglich ist. Und den allgemein gültigen Normen entspricht.
    Als es finster wird, stehen wir in Valentins großem Wohnzimmer. Die Türen zur Terrasse sind offen. Draußen spielt die Band, und Céline sagt, sie habe auch ein Geburtstagsgeschenk. Die Wiener Fassung des „September Song“ sei fertig. Sie habe sie ihrer Mutter gewidmet. Und sie singe sie hier zum ersten Mal:
    „Es is’ a lange Zeit von Mai bis Dezember
    und die Tag’ wer’n kurz, und dann is’ September …“
    Vesna hat Tränen in den Augen, sie umarmt Céline. Und Jana. Und mich. Und Valentin. Und Céline ruft: „Jetzt spielen wir den Mackie Messer!“
    „… und Macheath, der hat ein Messer. Doch das Messer sieht man nicht …“
    Und Hans Tobler hüpft herum und fletscht die Zähne und Vesna ruft: „Mackie! Das ist perfekt! Der Spitzname bleibt dir!“
    Mackie verdrängt die Schlagzeugerin, setzt sich an die Drums, spielt mit, zuerst vorsichtig, holprig, nicht immer im Takt, bald immer selbstbewusster, besser, legt zum Schluss ein Solo hin und alle klatschen.
    Dann bittet Valentin die Band herein, es ist einfach schon zu kalt da draußen, sie spielen im Vorraum weiter, es wird getanzt, wo immer Platz ist. Vesna gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Auf weitere fünfzig Jahre mit dir.“ Wenn das keine Liebeserklärung ist … Aber bevor ich noch viel sagen kann, kommt Valentin, streicht seiner so jungen Fünfzigjährigen übers Haar, er hat ein Päckchen in der Hand. Ich ziehe mich zurück und entdecke Hans Tobler. Er lehnt an einem Stehtischchen und sieht nach draußen, hin zum Schlagzeug, das die Mädels als zu sperrig auf der Terrasse zurückgelassen haben. Ich fülle ein Sektglas mit Cola, eines mit Veltliner und gehe damit zu ihm. „Auf Evelyn“, sage ich leise.
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