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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Familie mehr in den Schoß der Gemeinschaft aufgenommen werden. Nicht einmal dieses hübsche kleine Ding.«
    Er kniete sich hin, streichelte den Kopf des Kindes und lächelte. »Bis das Leben meines Bruders ausgelöscht wurde«, sagt er so sanft, als ob er ihm eine Gute-Nacht-Geschichte zum Einschlafen vorlas, »wirst du einfach nicht existieren. Du wirst nicht zur Schule gehen, du darfst nicht im Krankenhaus aufgenommen werden und du wirst von den Kirchen ausgeschlossen. In ihren Augen wirst du nicht einmal einen Namen haben.«
    »Drem …«, sagte Vonus.
    Drem stand auf und sah seinen Cousin an. »Die Erwachsenen sind relativ sicher. Ihre Rechte werden nicht beschnitten. Die Kirche weiß, dass es dann einen Aufstand gibt. Stattdessen verfolgen sie die Kinder. Die Blutjäger kennen die Schwächen der Leute und wissen, dass euch das gegen mich aufbringt.« Er lächelte schwach. »Versteh mich nicht falsch. Wenn ich könnte, würde ich diesen Priester umbringen. Ich würde ohne zu zögern zu ihm und seinem verständnisvollen Lächeln mit den Sorgenfalten hingehen und ihm einen Nagel so tief ins Auge stoßen, dass der nicht nur sein Hirn, sondern auch die aller anderen Geistlichen der Sani Sabik durchbohrt.«

    Hinter sich hörte er ein entsetztes Keuchen von Vonus’ Frau. Er drehte sich zu ihr um. »Aber aus leicht nachvollziehbaren Gründen kann ich das selbstredend nicht tun. Ich kann eigentlich gar nichts gegen all das hier tun. Es gibt natürlich spezielle Bedingungen für diejenigen mit Geld und Verbindungen, aber wir haben beides nicht. Die einzige Möglichkeit, die mir bleibt, ist, Leip von der Liste streichen zu lassen. Entweder das, oder jedes weitere Kind dieser Familie wird zu einem Ausgestoßenen. «
    Er setzte sich auf den Boden. »Hat euch der Priester das auch gesagt?«, fragte er das Paar.
    Vonus räusperte sich. »Er sagte, dass es da ein Problem geistlicher Natur gibt und dass wir dich davon überzeugen müssen, die richtige Wahl zu treffen. Er erwähnte auch die Abfindung für die Streichung.«
    »Die man mir als Ausgleich für den Verlust meines Bruders bezahlt, oder für das halbe Leben, das die Sani Sabik ihm zugestehen. Sie würde sogar reichen, damit ich dieser Kolonie den Rücken kehren und den Erinnerungen entkommen könnte, die ich hier im Boden verrottend hinter mir lasse.«
    »Wirst du darüber nachdenken?«, fragte Vonus’ Frau, ein wenig zu laut. »Wirst du es bitte in Erwägung ziehen?«
    »Nein«, sagte Drem. Er sah, wie ihr die Tränen in die Augen schossen, und sah fort. Schloss die Augen und strich sich mit der Hand darüber.
    »Was brauchst du?«, fragte eine gedämpfte Stimme von der anderen Seite des Raumes her.
    Dakren war nur selten bei Familientreffen anwesend. Er arbeitete eng mit den Blutjägern zusammen. Dabei handelte es sich um eine Sekte der Sani Sabik, deren Mitglieder den größten Teil ihres Lebens im Weltraum verbrachten. Sie spürten Ungläubige auf, griffen sie an und ernteten ihr Blut für verschiedene Zwecke wissenschaftlicher oder liturgischer Natur. Dieses
Leben war äußerst lukrativ und brachte viel Ehre, aber auch nicht gerade wenig Irrsinn mit sich. Man hatte Drem erzählt, dass Dakren seine Eltern in diese Erntemissionen verwickelt hatte. Auf irgendeinem dieser Ausflüge in die Tiefen des Alls hatten die Opfer sich gewehrt. Alle Schiffe der Blutjäger, die an diesem Unterfangen beteiligt waren, wurden vernichtet. Seitdem hatte Dakren nur noch selten mit Drem gesprochen.
    Jetzt sah Drem ihn an. »Ich brauche für meinen Bruder eine Beerdigung und eine Zeile im Buch der Toten. Ich brauche Geistliche, die seinen Aufstieg genehmigen. Und ich brauche das Gefühl, einem Priester eine reinzuhauen, aber das kann warten.«
    Dakren grinste ihn verhalten an. »Ich kenne das Gefühl, sich das Wohlwollen der Geistlichen erschleichen zu müssen. Der traditionelle Weg wäre, den Blutjägern einen besonderen Dienst zu erweisen. Man kann es aber auch mit beträchtlichen Geldsummen erreichen.«
    »Daich beides nicht tun kann, hat sich das für mich erledigt«, sagte Drem. »Soweit ich weiß, muss dieser Dienst aus etwas bestehen, das ausdrücklich den Sani Sabik als Volk zugutekommt. Es kann sich um ein wertvolles Stück Technologie handeln oder einen diplomatischen Dienst zugunsten unserer Fraktion, oder etwas, das vielen unserer Leute das Leben rettet. Wahrscheinlich hat derjenige, der den Blutreiniger erfunden hat, mit Glanz und Gloria bestanden«, setzte er in
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